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PoV. Chan

,,Hey Hyung." von Felix, welcher seine Arme um mich schließt. Ich erwidere die Umarmung kurz, aber auch nicht lange. Anschließend merkt der Australier mit den frisch rosa gefärbten Haaren an: ,,Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Es tut mir Leid, dass ich in letzter Zeit nicht viel Zeit für dich gehabt habe. Das Packen für den Umzug ist richtig anstrengend. Nun denn, ich will jetzt viel mehr Zeit für dich nehmen. Hoffentlich waren die letzten zwei und halb Wochen nicht allzu schlimm ohne mich." Das sind mit abstand die schlimmsten zwei und halb Wochen meines Lebens gewesen, weil ich ohne dich gar nicht mehr kann, Felix. Ist jetzt aber auch egal, weil du jetzt bei mir bist, denke ich mir die gaze Zeit. Ich bin echt froh darüber, ihn wiederzusehen, denn er hat mir wirklich gefehlt.

,,Hey Lix. Alles gut!" merke ich an, ehe ich mich von der Umarmung vorsichtig löse. Darauf folgend füge ich hinzu: ,,Hauptsache wir sehen uns jetzt. Außerdem ist der Umzug in dem Fall wichtiger als ich. Ich wollte dich übrigens noch fragen, wohin ihr zieht. Doch nicht allzu weit weg oder?" In der Zeit setzen wir uns gemeinsam an unseren Stammplätzen dieses Cafés hin. Felix erklärt mir anschließend: ,,Eine Siedlung weiter. Das ist sogar näher an deinem Heim. Keine Sorge.. ich will nicht von dir wegziehen. Ich habe dir doch gesagt, dass du mich nicht allzu schnell loswerden wirst." Ich lächele kurz - so kurz, wie es nur geht, da ich nicht mehr sonderlich lang lächeln kann, seitdem alles schlimmer geworden ist - und frage ihn anschließend: ,,Was hat das für einen Grund?"

,,Meine Eltern wollten einen größeren Garten haben und die Häuser in den Siedlungen haben auch eine größere Küche und einen Kamin im Wohnzimmer. Und jetzt ist ein Haus freigeworden, was wir für uns beanspruchen wollten." erklärt mir mein Gegenüber mit seinem rosafarbigen Zuckerwattenhaar. Wenn ich Zuckerwatte mögen würde, hätte er schon längst eine Glatze. ,,Achso okay... freut mich, dass ihr ein besseres Haus gefunden habt und es ist immerhin nicht sonderlich weit. Ein Glück, dass du dich nicht auf große Veränderungen einstellen musst, da es immer noch ganz in der Nähe ist."

,,Ja ich bin auch froh darüber." teile er mir mit, ehe ich in meiner Tasche nach meinem Feuerzeug krame und dieses auf dem Tisch lege. In den Jackentaschen meiner Strickjacke suche ich nach meiner Schachtel, bis ich dann realisiere, dass ich eigentlich keine mehr habe. Ich habe doch all meine Kippen aufgebraucht. Ist das nicht so? Und Geld habe ich sowieso kaum noch, also von daher. Doch Felix hat irgendwie geahnt, wonach ich suche und deswegen gibt er mir plötzlich eine Stange, was mich schockiert. ,,Bitteschön." von dem Australier gegenüber von mir. Anstatt mich dafür zu bedanken, frage ich ihn direkt aus: ,,Woher hast du die und wieso hast du die? Meintest du nicht selbst, dass du nie wieder welche bei dir haben willst?"

Er lächelt mich unschuldig und verzweifelt an und meint ehrlich zu mir: ,,Naja... ich habe sie von Changbin bekommen, nachdem ich ihm erklärt habe, wie sehr mich gerade der Umzug stresst. Keine Angst.. ich übertreibe es nicht." Ich schüttele entsetzt den Kopf, obwohl es mich eigentlich nicht interessieren müsste, weil ich selber rauche. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich für Felix das Beste will und ich demensprechend nicht möchte, dass er seinen Körper, vor allem die Lunge, mit Schadstoffen füllt, nur weil er von einem Umzug gestresst ist. Schlussendlich gebe ich nach, ehe ich mich bedanke und mir die Kippe in den Mund zu stecken, um sie erstmal anzuzünden.

Irgendwann sind auch unsere Bestellungen gekommen und direkt bekomme ich von Felix folgende Frage gestellt: ,,Hey... hast du Lust, gleich zu mir zu kommen. Dann kann ich dir auch unser neues Haus zeigen. Meine Eltern arbeiten gerade und deswegen hätten wir jetzt unsere Ruhe." Ich zucke mit den Schultern und nuschele leise: ,,Wieso nicht.. dann zeig mir ruhig euer Haus."

Und so ist es auch passiert. Irgendwann haben wir uns auf dem Weg zu Felix' neuem Haus gemacht, welches sogar näher an diesem Café ist, als sein alter Wohnort. Erstmals stehen wir vor der Fassade und allein schon das gesamte Grundstück draußen sieht vielversprechend aus. ,,Echt schön.." kommentiere ich schmunzelnd. ,,Isso." kommt aus Felix' Mund, welcher plötzlich nach meiner Hand greift, um mich mitzuziehen. So hat er mir das gesamte Haus gezeigt: Sein Garten ist sogar viel größer, als ich es mir vorgestellt habe. Die Küche ist überflüssig riesig, allerdings bietet sie einige Funktionen mehr. Auch die Schlafzimmer sind um einiges größer als die aus dem alten Wohnort, wodurch die drei um einiges mehr Platz haben.

Durch die ganze Haustour ist mir warm geworden und deswegen habe ich mich dazu entschieden, meinen Strickpullover auszuziehen, um ihn anschließend um meinen Bauch zu wickeln. Wir haben uns auf sein neues Bett in seinem neuen und riesigeren Zimmer gesetzt, welches auch um einiges bequemer als sein altes Bett ist. ,,Im ernst.. mir gefällt euer neues Haus richtig. Ich weiß, dass du dich hier besonders wohlfühlen wirst." ,,Das hoffe ich, denn das ist doch ein ganz großer Umstieg für mich, obwohl das noch in der Nähe ist." merkt er an und dreht sich zu mir, um nach meinen beiden Händen zu greifen. Er verschränkt unsere Finger miteinander, was mich um ehrlich zu sein ein wenig nervös macht. Nun denn, er teilt mir erfreut mit: ,,Ich will wieder mehr Zeit mit dir verbringen. Es ist so schön, dich wieder live zu sehen." Ich muss etwas lächeln, da seine Worte für mein Herz richtig aufwärmend sind.

,,Ich mag es auch, mit dir Zeit zu verbringen. Also.. wenn du nicht mehr so gestresst mit dem Umzug bist, dann unternehme ich gerne wieder was mit dir." rede ich vor mich hin, während er mich ein wenig mustert. Plötzlich starrt er eine Weile meine Arme an und löst sich abrupt von meinen Händen. Er schaut zu mir besorgt auf und nuschelt traurig und besorgt zugleich: ,,Oh nein.. du hast es wieder getan." Ich richte meinen Blick auf meine Arme und dabei realisiere ich, dass ich vergessen habe, meine Stellen mit einem Verband abzudecken. Ich hätte am besten gar nicht meinen Strickpullover ausziehen sollen.

,,Es tut mir Leid.." murmele ich vor mich hin und lasse dabei meinen Kopf hängen, wobei Felix wieder mein Kinn anhebt und plötzlich vor mir predigt: ,,Nein.. dir muss es nicht leidtun. Du warst die zwei und halb Wochen ziemlich viel alleine. Das war ein Fehler von mir. MIR tut es Leid. ich hätte mehr Zeit mit dir verbringen sollen oder dir zumindest die Nummer von Changbin geben sollen, damit du jemand anderen hast. Dir hat die Einsamkeit nicht gut getan. Auch wenn es generell besser wird, kannst du immer noch rückfällig werden. Ich habe nie erwartet, dass du komplett damit aufhörst. Es macht mich einfach nur froh, dass es weniger geworden ist, worauf du echt stolz sein kannst."

Eine kurze Verschnaufpause von ihm, ehe er fortsetzt: ,,Hey... ich werde jetzt in Zukunft mehr Zeit mit dir verbringen. Vielleicht ist jetzt treffen ein wenig schwer, allerdings können wir jederzeit telefonieren, wenn du es brauchst. Du sollst nur wissen, dass du nicht alleine bist, da ich mich gerne um dich kümmere. Hab dich lieb, Chan Hyung." Meine Augen weiten sich. Seine Worte sind nichts weiter als herzerwärmend und ermutigend. Allerdings stelle ich mir die Frage, ob diese Worte mich noch am leben halten können? Nachdem, was in den letzten zwei und halb Wochen mit mir passiert ist.

,,Danke, Lixie. Ich habe dich auch lieb." von mir, ehe ich meine Arme um ihn lege und ihn in eine lange Umarmung verwickele. Auch er erwidert meine Umarmung und drückt mir einen kurzen Kuss auf die Wange. ,,Ich habe ganz viel Geduld mit dir Chan. Auch wenn es wieder schlimmer werden sollte, würde ich alles damit tun, damit es besser wird. Nur du musst es mir sagen, damit ich dir helfen kann." teilt er mir mit. ,,Ja, werde ich. Versprochen." meine ich, doch dabei lüge ich schon wieder.

Die zwei und halb Wochen bin ich nur am Lügen gewesen. Felix weiß gar nicht davon, dass ich nonstop Nachrichten bekomme. Es sind schon so viele Nummern, sodass mir echt die Kraft fehlt, um sie alle nacheinander zu blockieren. Hinzu kommt, dass ich Felix nicht in Gefahr bringen will. Er hat ein traumhaftes Leben und ich würde dieses in nur einem kurzen Augenblick zerstören, wenn ich ihn nur noch weiter in meine Probleme reinziehe.

Deswegen werde ich wohl weiter schweigen müssen und weiterhin so tun, als wäre alles in Ordnung. So tun, als würde alles besser werden, obwohl es nur noch schlimmer wird. Es tut mir Leid, Felix.

ᴏɴᴇ ᴍᴏʀᴇ ʙʀᴇᴀᴛʜ ᶜʰᵃᶰˡᶤˣ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt