| Harry |
Dass ich mich während des Entstehungsprozesses eines Albums zurückzog, war weder neu noch außergewöhnlich. Ich hatte in den letzten Jahren ständig in irgendwelchen Studios gehaust und hatte mich dort mit sämtlichen Musikern inspirieren lassen, doch nicht mit meinem Kreativ-Team. Bisher hatten wir in stundenlangen Meetings diskutiert, Einiges in Gedanken durchgespielt, Statistiken gewälzt und erste vage visuelle Darstellungen gefertigt. Das war die Art, wie das Kreativteam derzeit arbeitete. An Schreibtischen, gebückt hinter Laptops.
Obwohl das „kreativ" bereits im Namen dieses Teams steckte, war ausgerechnet diese Eigenschaft verlorengegangen. Doch bei diesem Album sollte es anders werden.
Ich hatte eine Menge Ideen. Und ich hatte Emma.Es war eine bunte Mischung an Menschen, die mich nach Malibu begleiten sollten. Zu besprechen waren drei Bereiche: Die optische Gestaltung der neuen Ära meiner Karriere, deren Inhalte und inwiefern wir diese abstrahieren sollten – und wie sich das Ganze verkaufen lässt.
Für Letzteres musste auch ein Teil der PR mit von der Partie sein.Ich hätte nun unfair sein können und Christopher aufgrund seiner zuletzt präsentierten Idee ausschließen können. Er hatte Emma und ihre Geschichte vermarkten wollen, was absolut nicht zur Debatte stand. Doch abgesehen davon war er ein cleverer Kerl, der immer einen guten Job gemacht hatte.
Er war jung, fleißig und brannte für seine Arbeit. Man musste ihn fördern und das wollte ich tun.
Glücklicherweise waren wir ohnehin zwei Tage vor Emma in dem großen Anwesen in Malibu eingetroffen. Ich hatte genug Zeit, um ihn beiseite zu nehmen.„Christopher?", rief ich ihn, als er eben mit Block und Stift in den Garten hinausschlendern wollte.
Emsig wie sie alle waren, hatten sich längst alle in verschiedene Ecken zurückgezogen, um für sich zu brainstormen und am Ende des Tages Ideen präsentieren zu können. Ich glaubte nicht, dass sie verstanden hatten, was ich von ihnen wollte. Sie rannten den Ideen immer noch hinterher, anstatt sie auf sich zukommen zu lassen.
„Hm?" Aufmerksam kam Christopher zu mir.
Ich hatte mich allein auf dem Sofa breitgemacht und aß.„Emma Reynolds wird morgen zu uns stoßen", ließ ich ihn wissen.
„Ich weiß", nickte er. „Ich freue mich schon darauf, sie endlich mal kennenzulernen."
„Schön", sagte ich und lächelte sanft. Es war gut, dass man sie anscheinend mit offenen Armen empfangen wollte. Das hatte ich mir für sie gewünscht. Es gab bloß ein Thema, das nicht angesprochen werden durfte. „Nur eine Sache wäre da noch, Christopher. Von dieser ganzen Geschichte, von wegen sie als Person ins Marketing einzubeziehen, erfährt sie nichts, ja?"
Anstatt, wie erwartet, selbstverständlich zu nicken, zögerte Christopher kurz. Seufzend fuhr er sich über seine kurzgeschorenen, schwarzen Locken.
„Woher wollen wir wissen, dass sie nicht doch bereit dazu wäre, wenn wir nicht fragen?", stellte er stattdessen eine Gegenfrage.Zum Einen atmete ich innerlich erleichtert auf, dass ich das Thema angesprochen hatte, da es offenbar noch nicht vom Tisch war, zum Anderen konnte ich gar nicht schnell genug widersprechen.
„Ich weiß es", sagte ich entschieden und sah Christopher eindringlich an. „Also begraben wir diese Idee ein für alle mal."Ich vertrat diese Meinung primär zu Emmas Besten so vehement, doch auch zu Christophers eigenem Schutz. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, wie sie reagieren würde, wenn er ihr diesen Vorschlag unterbreiten würde. Ich hatte sie boxen gesehen und ich war mir sicher, dass Christopher dasselbe behaupten könnte, würde er sie darauf ansprechen.
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Fiksi Penggemar»Mein ganzes Leben besteht aus Erwartungen! Nicht aus meinen Eigenen, ich erwarte längst nichts mehr von mir. Aber jeder Andere sieht mich an und glaubt zu wissen, was er von mir verlangen kann. Du denkst vielleicht, es wäre schlimm, dass die Leute...