| Harry |
„Und übrigens - ja, gerne."
Das waren Emmas Worte gewesen, mit denen sie mich wissen ließ, dass sie mein Angebot, mit ihr in die Bronx zu fahren, annehmen wollte.
Sie sagte es beiläufig und knapp, doch ich wusste, wieviel dahinter steckte und wie lange sie sich den Kopf darüber zerbrochen hatte. Trotzdem tat ich ihr den Gefallen und nickte bloß einverstanden, ohne eine große Sache daraus zu machen.Es dauerte nicht lange, bis wir gemeinsam in New York waren und unser Try-Out-Shooting hatten. Der Tag war so voll mit Farben, Formen, skurrilen Motiven, Gelächter und Ideen, dass niemandem bewusst war, wie schnell die Zeit verging. Obwohl wir uns schon um 7 Uhr morgens am Set in der riesigen, leeren Halle getroffen hatten und erst spätabends wieder zusammenpackten, fühlte sich der Tag kaum nach Arbeit an.
Mit von der Partie waren nur die Maske, die Desginerin, meine Assistentin Jessica, Emma und meine Wenigkeit. Gemeinsam probierten wir sämtliche Dinge aus und langsam wusste ich, wohin ich mit diesem Album wollte.
Emma hatte wieder einmal hervorragende Arbeit geleistet. Sie hatte diese herrlich angenehme Mischung. Einerseits setzte sie das um, was ich von ihr verlangte und realisierte das, was ich mir in meinem Kopf vorstellte. Andererseits hatte sie so viele eigene Ideen und brachte auch diese ein.
Letztendlich waren alle zufrieden. Die Designerin hatte neue Aufträge für meine Klamotten und wusste, was sie daran zu ändern hatte und Jessica war froh, am Ende des Tages endlich ins Bett fallen zu können.
„Braucht ihr mich noch?", fragte sie pro forma, obwohl sie längst schon all ihre Sachen zusammengepackt hatte.„Nein, alles gut", lächelte ich kopfschüttelnd. „Geh' nur."
Ich konnte es ohnehin kaum erwarten, endlich wieder mit Emma alleine zu sein. Nachdem ich sie in Malibu jeden Tag gesehen hatte, war es seltsam, sie nun ein paar Tage nicht zu Gesicht bekommen zu haben. Ich war es gewöhnt, Menschen eine Weile nicht mehr zu sehen, doch Emma hatte mir tatsächlich gefehlt.
„Das hat unheimlich viel Spaß gemacht!", seufzte Emma glücklich und sah noch einmal durch ein paar Bilder auf ihrer Kamera. „Wenn das tatsächliche Shooting nur halb so viel Spaß macht wie das heute, dann hab' ich keine Sorge, dass wir genau das Ergebnis hervorbringen werden, das wir uns erhofft haben! Jedes davon ist gut!"
„Es ist wirklich genau so, wie ich es mir vorgestellt habe", nickte auch ich stolz. „Ich lobe mich ja nur ungern, aber ich hab' mal wieder alles richtig gemacht, dir das hier zu überlassen."
Emma sah nicht auf von ihrer Kamera, doch ihr verstohlenes, wenn auch beschämtes Lächeln bemerkte ich trotzdem. Anstatt sich für mein Kompliment zu bedanken, wechselte sie schnell das Thema. „Wo kommst du eigentlich unter, hier in New York?"
„Ich wohne im Hotel", antwortete ich. „Wie lange ich dort bleibe, das bestimmst du. Hast du denn schon eine Ahnung, wann du in den Norden fahren willst, bevor wir in die Hamptons weiterziehen?"
„Du hast es dir also inzwischen nicht anders überlegt? Willst du wirklich immer noch diesen Trip in die Bronx wagen?"
Vorsichtig sah mich Emma nun doch an.„Ich würde dir nach wie vor sehr gerne beistehen, ja", antwortete ich aufrichtig. „Hast du dich denn schon bei deiner Mutter angemeldet?"
Spöttisch lachte Emma auf. „Da muss man sich nicht anmelden. Du hast keine Vorstellung, wie unzuverlässig diese Frau ist. Es ist ohnehin ein Glücksspiel. Also fahren wir morgen einfach mal hin und ich werde sehen, was mich erwartet."
Einverstanden nickte ich. Sie wollte also schon morgen in ihre Heimat fahren. Entweder war Emma unheimlich entschlossen oder so unsicher, dass sie es inzwischen einfach nur hinter sich bringen will.
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Big Tip || h.s. ✓
Fanfiction»Mein ganzes Leben besteht aus Erwartungen! Nicht aus meinen Eigenen, ich erwarte längst nichts mehr von mir. Aber jeder Andere sieht mich an und glaubt zu wissen, was er von mir verlangen kann. Du denkst vielleicht, es wäre schlimm, dass die Leute...