| Harry |
Es gibt nicht vieles, das sich so gut anfühlt wie ein geglückter Plan. Und meiner war in den letzten Tagen hervorragend aufgegangen.
Kurz hatte ich Sorge gehabt, Emma hätte mich so konsequent aus ihrem Leben gestrichen, dass sie noch nicht einmal auf die Fan-Edition meines Albums aufmerksam werden würde. Aber ich wurde eines Besseren belehrt.
Zwar hatte nicht mein Telefon geklingelt, dafür aber Jeffs. Dabei war er es, der mehrfach damit gedroht hatte, alle Verträge mit mir aufzulösen, wenn ich nicht endlich einen Haken hinter das Kapitel Emma setzen würde.
Aber das letzte Wort war noch nicht gesprochen, dessen war ich mir sicher.Als Emma dann auch noch so schnell eingeknickt ist und eingewilligt hat, sich mit mir zu treffen, war ich mir sicher. Bestimmt tat die Wut, die sie auf mich hatte, ihr Übriges, aber im Grunde wollte sie mich sehen.
Und ich freute mich auf ihre harsche Art und die Herausforderung, die sie bestimmt wieder darstellen würde. Selten war ich so überzeugt, eine Herausforderung zu meistern.Ich hatte sie in die Bar meines Hotels bestellt. Nicht nur, weil ich dort residierte, sondern auch weil wir uns hier, am Anfang unsereres Kennenlernens, schon einmal getroffen hatten. Ich hoffte darauf, unterbewusste Gefühle zu wecken. Außerdem hatte ich die Hoffnung, ihr schon mal den ersten Wind aus den Segeln zu nehmen, indem wir halbwegs unter Leuten waren.
Monatelang hätte ich mich auf mein Album konzentrieren sollen und war in Gedanken doch immer wieder bei Emma. Ich konnte nicht akzeptieren, wie abrupt diese Geschichte geendet hat. Nicht wegen dieses Missverständnisses und schon gar nicht wegen dieser einen Lüge, die ich ihr nur aufgetischt hatte, um sie zu schützen.
Dass ich sie nun wiedersehen würde, gab mir Hoffnung. Wir waren noch nicht am Ende angelangt und ich freute mich auf alles an ihr.
Ich freute mich sogar auf die Ansage, die sie mir vermutlich direkt machen würde. Ich freute mich auf all die Vorwürfe und schließlich ihre unbeholfene Art, wenn ich ihr hoffentlich klarmachen würde, dass sie so emotional reagiert, weil sie an den Erinnerungen an unsere Zeit hängt und mich vermisst.Mit all diesen Erwartungen saß ich an dem verabredeten Tisch in der Hotelbar, die Tür fest im Blick.
Mir war bewusst, dass sie zu spät kommen würde. Bestimmt war ihr die Vorstellung, als Erste hier zu sein und auf mich warten zu müssen, zuwider. Damit ließ also sie mich warten — doch schließlich war sie da.Sie wirkte müde und genervt, als sie sich suchend nach mir umsah. Doch sie sah nicht weniger umwerfend aus, als ich sie in Erinnerung hatte.
Die Art, wie sie schnellen Schrittes auf mich zukam und so energisch aufstapfte, dass ich mir sicher war, die Menschen im Stockwerk unter uns würden sie ebenfalls hören können, zeigte mir, dass ich mit einen Erwartungen recht hatte — zumindest, was ihre Wut auf mich anging.Doch genau so, mit dieser unkontrollierten, wütenden Seite als Selbstschutz, habe ich sie kennen und lieben gelernt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie unsere Dynamik nicht vermisst hat.
„Hast du die Kamera dabei?", war das Erste, das Emma mich fragte, als sie an meinem Tisch ankam. Ich hatte nicht erwartet, dass sie mir vor Wiedersehensfreude in die Arme springt. Aber tatsächlich schien Emma mir noch nicht einmal in die Augen sehen zu können, als sie vor mir stand und genervt dreinguckte.
„War das der Deal?", stellte ich die Gegenfrage und bot ihr den Stuhl mir gegenüber an.
Langsam hatte ich Sorge, ob dieses Treffen tatsächlich so laufen würde, wie ich mir das vorgestellt hatte.
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Big Tip || h.s. ✓
Fanfiction»Mein ganzes Leben besteht aus Erwartungen! Nicht aus meinen Eigenen, ich erwarte längst nichts mehr von mir. Aber jeder Andere sieht mich an und glaubt zu wissen, was er von mir verlangen kann. Du denkst vielleicht, es wäre schlimm, dass die Leute...