| Emma |
Ich wusste oft nicht, wer ich bin oder wer ich eigentlich sein wollte, doch so fremd wie an dem Tag, an dem mich Harry Styles in ein Restaurant in Manhattan bestellt hat, hatte ich mich noch nie gefühlt.
Das schwarze Kleid, das ich noch nie getragen hatte, die schwarzen Schuhe mit Keilabsätzen und das aufgesetzte Lächeln, das ich dieses Mal nicht den Restaurantgästen entgegenbrachte, sondern heute dem Kellner erwiderte - all das war nicht ich.
Unsicherheit und Nervosität waren meine treuen Begleiter, als ich völlig durchgefroren an den Empfangstresen des Lokals herantrat und mich räuspern musste, um nicht mit zittriger Stimme zu sprechen.
„Es müsste ein Tisch für das Fullstop Management reserviert sein", sagte ich zögerlich und wagte es kaum, mich in den Räumlichkeiten umzusehen. Doch dem Geräuschepegel zufolge, stand ich immerhin in keinem stocksteifen Restaurant, in dem die Menschen so beherrscht waren, dass man selbst die minimale Klassikmusik im Hintergrund deutlich hören konnte. Stattdessen waren hier Gelächter und angenehmes Stimmengewirr zu vernehmen.
„So ist es", sagte der ältere Mann freundlich und nickte. „Bitte, folgen Sie mir. Ihre Geselleschaft ist bereits da."
Tief atmete ich durch und tat, wie mir geheißen. Ich wusste nicht, wer meine Gesellschaft überhaupt sein sollte. Mit meinen Fragen wollte ich Harry nicht auch noch behelligen, wenn er und sein Team sich schon Zeit für mich nahmen. Ich hatte ohnehin das Gefühl, ihnen unnötig Zeit zu rauben und doch war ich heute hier.
„Hier, bitteschön", wies mir der Angestellte den Weg zu einer kleinen Nische - einer sehr kleinen Nische mit einem ebenso kleinem Tisch.
Dankend nickte ich ihm zu und nahm die letzten Schritte, ehe ich unmittelbar vor dem Tisch stand, der zweifelsohne für mich bestimmt war. Und dort saß weder Harrys Manager, noch das Kreativ-Team, sondern einzig und allein Harry Styles selbst.
Den Blick eben noch auf sein Handy gerichtet, ließ er es augenblicklich in seiner Tasche verschwinden, als er mich bemerkt hatte.
„Emma, hi", begrüßte er mich strahlend und machte eine einladende Geste auf die kurze Bank ihm gegenüber. Es war ein Zweier- höchstens ein Vierertisch, an dem wir uns hier einfanden.
Harry trug einen seltsamen, bunten Strickpullover, während die braunen Haare, die seit Silvester wieder etwas gewachsen waren, in alle Richtungen standen. Sein warmes, freundliches Lächeln hatte sich nicht verändert und auch heute wusste ernmich damit wieder deutlich ruhiger zu stimmen.
„Hallo", erwiderte ich und ließ mich dankbar auf die Sitzbank sinken. Ich war es einfach nicht gewohnt, auf solchen Schuhen zu laufen. „Du bist ja alleine", stellte ich dann das Offensichtliche fest.
„Das stimmt", nickte Harry. „Das war ich tatsächlich bei dem Treffen mit dem letzten Fotografen in Malibu auch schon. Wenn es darum geht, mein Team zusammenzustellen, verlasse ich mich sehr auf meine Intuition und will die Entscheidung selbst treffen. Da hilft es nicht, wenn noch zehn weitere Leute hier herumsitzen und dich mit Fragen löchern."
Verstehend nickte ich und bemerkte bei jedem Atemzug, der mich ruhiger werden ließ, wie ich wieder mehr und mehr zu Emma wurde. Das hier war immer noch nicht meine natürliche Umgebung, doch ich war mir zumindest nicht mehr selbst fremd. Harry gab mir nun mal auch nicht das Gefühl, mich verstellen zu müssen.
„Und mit dir wollte ich ohnehin nur zu gerne noch einmal unter vier Augen sprechen", sagte Harry dann.
Harry war einer dieser Menschen, die einem ungeniert in die Augen sehen konnten. Sofort hatte ich das Gefühl, sie würden mich problemlos durchschauen können. Mir hingegen fiel es schwer, seinem Blick standzuhalten, doch ich gab mein Bestes.
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Big Tip || h.s. ✓
Fanfiction»Mein ganzes Leben besteht aus Erwartungen! Nicht aus meinen Eigenen, ich erwarte längst nichts mehr von mir. Aber jeder Andere sieht mich an und glaubt zu wissen, was er von mir verlangen kann. Du denkst vielleicht, es wäre schlimm, dass die Leute...