32 | langersehnte Nähe

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| Emma |

Die letzten Tage hatten sich wie ein Rausch angefühlt. Ich hatte immer gedacht, wenn ich Harry meine Gefühle gestehe, würde ich meine Komfortzone verlassen. Dabei hatte ich sie mit diesem Schritt aber tatsächlich nur ausgeweitet — und seitdem gab es keinen Ort, an dem ich mich wohler fühlte.

Es gab immer wieder diese Momente, in denen die Angst in mir hochkroch und mir bewusst wurde, dass mich dieses Glück zwar fliegen lässt, damit aber auch die Fallhöhe immer gefährlicher wird. Doch nur kurz darauf dachte ich wieder an Harry und daran, dass er mir gezeigt hatte, dass es in Ordnung war, Angst zu haben. Es zeigt, dass ich etwas Wertvolles zu verlieren hatte — und das zum ersten Mal in meinem Leben.

Als mich Harry in den Hamptons für diesen einen Tag alleine ließ, nutzte ich die Chance und ordnete meine Gedanken. Ich überlegte, wie es von nun an laufen würde. Ob sich unsere Zusammenarbeit verändern würde, ob dieses „wir" tatsächlich auch im Alltag funktionieren könnte und ob wir nicht doch in unterschiedlichen Welten lebten. Emotional gesehen waren wir inzwischen vielleicht auf einer Ebene, doch trotzdem gab es noch eine Menge, das uns voneinander unterschied.

Aber dann fielen mir wieder Harrys Worte ein, als er mir ans Herz gelegt hatte, meinen Job im Maélys zu kündigen. Ich fuhr schon wieder mit angezogener Handbremse, weil ich Angst hatte, zu scheitern — genau wie damals, als ich nicht auf mein kreatives Talent vertrauen wollte.
Ich musste diese Zweifel endlich loslassen und die Dinge auf mich zukommen lassen.

Es war das erste Mal, dass ich all diese Emotionen spürte und Gefallen daran fand. Anscheinend war es tatsächlich Harry Styles, bei dem ich mir zum ersten Mal erlaubte, Gefühle zuzulassen und zu vertrauen.
Mit diesem Gedanken freundete ich mich endlich an, als ich die Zeit in Harrys Standhaus genoss.

Ich saß gerade mit meinem Laptop auf der  Bank auf der Veranda und sah mir die Bilder an, die ich am Strand gemacht hatte, als ich Schritte auf den Brettern hörte. Harry war zurück und ich spürte, wie ich mich durchaus daran hätte gewöhnen können, vor Ort zu sein, wenn Harry nach Hause kam.

„Hey", freute ich mich ehrlich, ihn zu sehen. Es war erstaunlich und erschreckend zugleich, wie schnell ich ihn vermisst hatte.
Die Sonne senkte sich gerade über dem Meer, doch Harrys Lächeln war in diesem Moment um Einiges sehenswerter.

„Na, einen schönen Tag gehabt?", fragte er und beugte sich zu mir für einen Kuss. „Was hast du gemacht?"

Schnell klappte ich meinen Laptop zusammen und legte in auf den Holztisch vor mir.
„Nicht viel. Ich war schwimmen, hab die Sonne genossen und ein paar Bilder gemacht. Wie war's in der Stadt? Wie geht's Jeff?"

„Bestens", antwortete Harry und winkte ab, als er sich neben mich auf die Bank sinken ließ. „Im Stress, wie immer, aber er braucht das ja. Wie gesagt, es war ja nur Papierkram."

Verstehend nickte ich, doch ehe ich nochmal etwas fragen konnte, sprach Harry schon weiter.
„Und wir sollen nächsten Mittwoch vormittags im Hotel The Mercer sein für die beiden Interviews. Ist es okay für dich, wenn wir direkt von hier aus hinfahren oder musst du vorher nochmal nach Hause?"

Ohne eine Sekunde zu überlegen winkte ich ab. Immerhin wollte ich jede Sekunde an diesem herrlich abgelegenen Ort mit Harry genießen.
„Klar, wir können direkt hinfahren, ich muss nicht mehr nach Hause."

„Gut, dann sag ich nämlich auch Jessica Bescheid, dass sie direkt dorthin kommen soll. Die Gute macht sich bestimmt schon Sorgen. Seitdem ich mit dir hier bin, hat sie keine Arbeit mehr", lachte Harry über seine derzeit überflüssige persönliche Assistentin.

Big Tip || h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt