Traumtyp in Szene

✰ 𝐊𝐞𝐢𝐧 𝐊𝐚𝐫𝐚𝐨𝐤𝐞 ✰

Please don't see just a boy caught up in dreams and fantasies.
Please see me reaching out for someone I can't see.
But are we all lost stars, trying to light up the dark?

- Lost stars

»Singst du kein Karaoke?« Sein stechender Blick brennt sich auf meine Haut. Schweißperlen prellen von der Stirn ab. Natürlich singe ich Karaoke! Ich liebe Karaoke! Damals habe ich sämtliche Freunde im Singstar geschlagen. In einer Bar, umgeben von unzähligen fremden Leuten, nimmt das Ganze allerdings eine vollkommen andere Hausnummer an.

»Doch«, presse ich hervor. »Aber ganz sicher nicht, wenn ich stocknüchtern bin.«

Wie aufs Stichwort steht plötzlich die Bedienung neben uns, um die Bestellung aufzunehmen. Ihre Mundwinkel heben sich bei meiner Bemerkung. »Guten Abend, wünsche ich. Hier darf es also etwas Hochprozentiges sein?«

Rasch schüttele ich den Kopf. Bei dem Gedanken an meine letzte Absturzparty, wo reihenweise Wacholderschnaps ausgeschenkt wurde, sträubt sich alles in mir. Selbst wenn mir nur wenige Spirituosen eingegossen werden, sind die Kopfschmerzen und Übelkeit am nächsten Morgen vorprogrammiert. Ich kann echt nichts vertragen.

»Für mich einen Riesling«, werfe ich ein, bevor Marten für uns einen Schnaps ordert. Bei laufender Kamera bestellt er sicher keinen Robby Bubble, so starrsinnig wie er in seiner Rolle bleibt.

Der Ärmel seines T-Shirts krempelt sich hoch, als er die Ellenbogen auf das Holz aufstellt. Leider Gottes nicht weit genug, um das vollständige Tattoomotiv auszumachen. »Ich hätte gerne ein Alster.« So freundlich die Worte per se klingen, seine Stimme ist so dunkel und emotionslos, es lässt einen zittern.

Ich hebe die Mundwinkel, zum Zeichen, dass noch niemand wegen eines Lächelns ins Gras gebissen hat. »Ein Alster ist aber nicht Badboy genug«, tadele ich ihn belustigt.

»Ach ja?« Er lehnt sich ein Stückchen zu mir rüber. »Was trinken Badboys deiner Meinung nach?«

Ich zucke mit den Schultern. »Keine Ahnung. Rum? Mindestens ein Bier.«