[WATTYS 2022-Gewinner, eingängigster Aufhänger]
Die mittellose Schauspielerin Keyla Unger beschließt ihre Prinzipien über Bord zu werfen und es mit einer Datingshow zu versuchen. Sie erhofft sich Geld und ein Sprungbrett für die besten Filme Hollywo...
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You'd love to know, the things I do When I'm with my friends, and not with you You always second guess, wonderin There's other guys I'm flirting with
- Fly On The Wall
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Mit der Hand zur Mulde geformt, fange ich alle Kuchenkrümel auf. Mein nasser Lappen umrundet den Blumentopf, das Besteckglas und die Kerze beim Streichen über das Holz. Der Docht ist fast abgebrannt und hinterlässt einen leicht süßlichen Geruch von Nadelholz. Das Woods Café besitzt die mit Abstand gemütlichste Atmosphäre, die man in ganz Hamburg vorfindet. Das würde ich auch sagen, wenn ich nicht hier arbeiten würde und die Chefin nicht sowas wie meine beste Freundin wäre.
Neben der Kreidetafel, die täglich mit neuen Kuchenkreationen in ihren Angeboten variiert, hat Miriam für unsere Kunden ein Bücherregal aufgestellt. Jeder der herkommt, kann ein altes, gelesenes Buch mitbringen und es gegen eines aus unserem Repertoire austauschen. Mit all den Kerzen und der Lichterkette überkommt einem hier ein heimisches Gefühl, obwohl es ein öffentlicher Ort ist.
Ich lasse den Lappen in den Eimer fallen. Es spritzen kleine Wassertröpfchen auf meine Fingerknöchel, die ich schnell an der Schürze abwische. Miriam ist dabei die letzten Kunden für heute abzurechnen, weshalb ich in der Zwischenzeit Klarschiff mache. Mittlerweile ist es mir auch möglich, den Tisch des Paars abzudecken.
»Alles okay?«, reißt mich Miriam aus meinen Gedanken. Der Teller auf meiner Handfläche schwankt gefährlich zur rechten Seite, doch glücklicherweise managt die Kellnerin in mir, ihn im richtigen Moment auszubalancieren. »Du wirkst heute so abwesend. Ist es immer noch wegen dieser Datingshow?«
Ich stapele die Biergläser ineinander in meine andere, freie Hand. Auf dem Weg zur Küche unterdrücke ich erneut den Drang, mir über die Schulter zu blicken. Schon den ganzen Tag verhalte ich mich paranoid, weil ich das Gefühl habe, beobachtet zu werden.
»Hier ist niemand«, beruhigt mich Miriam seufzend. Scheinbar fällt es mir doch nicht so leicht, meine Angst zu überspielen. Die Schauspielkünste sitzen mal wieder auf den Punkt. Sie sagt es so beiläufig, als wäre sie das paranoide Verhalten inzwischen gewöhnt. Das gefällt mir gar nicht, wo ich mir doch vorgenommen habe, stark zu sein.
