[WATTYS 2022-Gewinner, eingängigster Aufhänger]
Die mittellose Schauspielerin Keyla Unger beschließt ihre Prinzipien über Bord zu werfen und es mit einer Datingshow zu versuchen. Sie erhofft sich Geld und ein Sprungbrett für die besten Filme Hollywo...
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You can't always get what you want But if you try sometimes you just might find You just might find You get what you need
- You Can't Always Get What You Want
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Bevor ich den Zettel unter der Tür hindurchschiebe, halte ich kurz inne. Bin ich wirklich bereit einen Schlüssel für Erfolg frei aus der Hand zu geben? Es scheint fast so. Mit seiner Rolle als Loser kann ich mich zwar nicht identifizieren, aber ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn Druck auf den Schultern lastet. Bei einem süßen Nerd hat das Publikum schon direkt zu Beginn hohe Erwartungen. Erst recht, wenn der Gegenpol eine solche Powerfrau wie Keyla ist.
Nach und nach verschwindet das Papier durch den Schlitz, bis es vollständig die andere Seite überschritten hat. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Mit den Jahren hat sich jeder neue Erfolg bei mir belanglos angefühlt. Nie erreichte er das Level, das meine Eltern vorgelegt haben. Glückwünsche lassen mich völlig kalt. Vielleicht ist das hier die Lösung für die Misere – den Erfolg mit anderen zu teilen.
Es hört sich banal an. Darauf hätte ich viel früher kommen können. Aber was soll ich sagen? Als Teenager war ich ein verwöhntes Einzelkind. Das hier ist völlig neues Terrain für mich.
»Emilio?« Ich knie noch vor Harrys Zimmertür, als eine mir allzu vertraute Stimme an mein Ohr dringt. Schreckhaft fahre ich hoch und stoße mir dabei beinahe den Kopf an der Türklinke. So früh habe ich noch nicht mit ihr gerechnet.
»Mama?«, erwidere ich in derselben verwunderten Tonlage. Ich stehe auf und klopfe mir den nicht vorhandenen Staub von der schwarzen Jeans.
Dort steht sie im Gang unseres Flurs mit einem Blazer, der ihr bis unterhalb ihrer Knie reicht. Oder spricht man bei solch einer Länge von einer schicken, schneeweißen Jacke? Zusammengehalten wird ihr Outfit durch einen breiten Gürtel von Dior. Ihre Pumps sind im selben Farbton. Das linke Bein liegt komplett frei. Aber an ihrem Ausschnitt erkenne ich, dass sie einen hautfarbenen Body unter der Jacke trägt.
»Endlich sehe ich dich mal wieder. Komm her und lass dich ansehen.« Unter ihrer peniblen Musterung hätte ich mich am liebsten an einen anderen Ort gebeamt. Sie lässt die Handtasche in ihrer Hand unachtsam fallen, um mich sofort an die Brust zu ziehen. Sie tätschelt mir mehrfach den Rücken, ehe ich freigegeben werde.
