Als ich aufwachte lag ich, eingewickelt in eine Decke, auf einer Couch. Ich kannte das Zimmer nicht. Ich kannte die Person nicht die auf der Couchlehne saß und mich anlächelte. Das Ganze kam mir sehr surreal vor.
Auf einmal machten sich die Schmerzen wieder bemerkbar. Zischend zog ich die Luft durch den Mund ein und presste die Augen aufeinander. Blitzschnell war die Frau bei mir. „Ist alles ok?", fragte sie besorgt.
Ich nickte schwach. Abgesehen davon, dass ich gerade aus einem Koma erwacht bin und mein Knie schmerzte, als wäre es verbrannt, ging es mir wirklich gut.
„Möchtest du was trinken? Wasser, vielleicht?", fragte sie mich fürsorglich. Ich war mir noch nicht ganz sicher, ob ich ihr vertrauen konnte, weswegen ich erstmal nichts sagte und sie nur komisch anschaute.
Sie lachte leise. „Tut mir leid.", sagte sie. „Du bist bestimmt total durcheinander und ich hätte mich vielleicht vorstellen sollen." Sie rutschte von der Couchlehne runter und setzte sich neben mich auf die Couch. Ihr Gewicht lies mich zusammenzucken. Nicht weil sie schwer war, sondern weil es eine Schwingung auslöste, was mir schmerzte.
„Entschuldige, Liebes." Sie lächelte. In ihrem Blick lag soviel Freundlichkeit, dass ich ihr einfach vertrauen musste. Sie sah nicht annähern so aus, wie jemand der Kinder entführte. Außerdem war ihre Stimme gestern Abend definitiv nicht dabei gewesen.
„Ich bin Joyce Byers.", sagte sie und lächelte wieder. Sachte streichelte sie meinen Arm.
Unauffällig schüttelte ich meinen Kopf, um meine Gedanken zu ordnen. „Was- Was ist gestern passiert?", fragte ich sie stammelnd.
„Ich weiß nicht ob ich dir das erzählen kann. Aber was ich sagen kann ist, dass du in Lebensgefahr schwebtest und Will und Jonathan dein Leben gerettet haben. Ich bin froh, dass du es geschafft hast. Wie sehr ist die Wunde? Lass mich mal sehen."
Mit einem Ruck zog sie die Decke hoch. Wie erwartet hatte ich noch die selben Sachen an, doch sie waren bis oben hin mit Dreck verschmiert. Meine Schuhe, aber, waren weg.
Joyce begutachtete die Wunde. Sie schien immer noch ein wenig zu bluten. Zärtlich fuhr sie mit den Fingerspitzen drüber. Es brannte, ich verzog das Gesicht. Der Schmerz war wirklich nicht auszuhalten.
„Muss noch ein wenig heilen. Heute Nachmittag bist du wieder fit.", sagte Joyce. Ich schaute aus dem Fenster. Draußen dämmerte es. Es schien also sehr früh zu sein.
„Wie spät ist es?", fragte ich Joyce abwesend. Sie legte die Decke wieder über mich. „Kurz vor fünf. Sicherlich möchtest du noch ein wenig schlafen. Ich wollte sowieso gleich losfahren." Ich nickte.
Nachdenklich schaute ich zum Gang. Da waren vier Türen. Zu drei Schlafzimmern und einem Bad nahm ich an. Ob Will noch schlief? „Er schläft noch. Er war gestern Abend ziemlich fertig." , sagte Joyce, wie als könne sie meine Gedanken lesen.
„Nun gut.", fügte Joyce hinzu, während sie vorsichtig von der Couch aufstieg, um mich nicht wieder den brennenden Schmerzen auszusetzen.
„Ich werde mal losmachen, jetzt.", sagte sie. „Ruh dich schön aus." Liebevoll wuschelte sie durch mein Haar, wie als wäre ich ihr eigenes Kind. Ich hatte Joyce jetzt schon in mein kleines Herz geschlossen, soviel war klar.
Ich sah ihr zu wie sie nach ihren Schlüsseln suchte, sich dann anzog und kurz darauf aus dem Haus verschwand. Der Motor ihres kleinen Autos rumpelte ein wenig, dann war es totenstill.
Ich konnte hören wie mein Atem gleichmäßig ging und mein Herz regelmäßig pochte.
Plötzlich knarrte etwas. Voller Angst drehte ich mich zu dem Geräusch, erwartend, dass ich wieder dieses Ding sehe, doch da stand nur Will am Türrahmen angelehnt.
„Wie gehts dir?", fragte er gleich. Er musterte mich. „Abgesehen von ein paar Verletzungen, eigentlich ganz gut.", antwortete ich.
Überrascht schaute er mich an. „Verletzungen? Du hast noch mehr Verletzungen?", fragte er. Stolpernd kam er zu mir herüber und setzte sich neben mich auf die Couch. Sachte, damit ich keine Schmerzen bekam. Ich blinzelte.
„Ja, meine Lippen sind aufgerissen.", sagte ich. Will schaute auf meine Lippen, dann wieder in meine Augen und wieder zurück auf die Lippen. Argwöhnisch zog er eine Augenbraue nach oben. „Da kann ich dir aber nicht helfen. Oder hast du eine Idee?", fragte er, nun etwas belustigt.
„Ey!", ironisch beleidigt überkreuzte ich meine Arme. „Ich hab auch nicht gesagt, dass du mir helfen sollst. Er lächelte mich an. „Will...", begann ich zögerlich.
„Shh", machte er und legte mir einen Finger auf den Mund. „Sag jetzt besser nichts."
Zögerlich legte er mir eine Hand an die Wange und sah mir tief in die Augen. Mein Herz fing an Saltos zu schlagen, so sehr nervös war ich. Ich spürte wie an meinen Händen der Schweiß praktisch runterlief und meine Wangen glühten.
„Ich kann dich besser fühlen lassen.", flüsterte Will. Er kam mir immer näher bis sich seine Lippen auf meine legten. Mein Herz musste explodiert sein, in meinem Kopf fühlte sich alles wabbelig an und mein Gesicht war wohl mitten in die Sonne gerichtet, so heiß war es.
Zärtlich küsste er mich noch einmal. Es war das unbeschreiblichste, beste Gefühl was ich je gefühlt hatte. Langsam legte ich meine Hände in seinen Nacken. Will's andere Hand fuhr an meiner Taille entlang und zog mich näher zu ihm.
Er entfernte kurz seine Lippen von meinen, um mir keck zu zu grinsen und um dann seine Lippen wieder auf meine zu legen. Sein perfekt geformter Mund passte perfekt auf meinen, wir versiegelten uns gegenseitig, wie als wären wir dafür geschaffen. Dafür geschaffen zusammen zu sein.
Doch plötzlich war das Gefühl nicht mehr da. Will saß neben mir, er streichelte meine Wange. „Wie gehts deinen Lippen jetzt?", fragte er. „Äh, schon besser.", antwortete ich schüchtern. „Der Kuss hat dir doch nichts bedeutet, richtig? Es war bloß eine helfende Geste."
Etwas zerstach mein Herz. Falsch, etwas zertrümmerte es und lies es einfach zurück. Kaputt und ausgelaugt. „Klar.",brachte ich mühsam hervor. Meine Augen wurden leicht wässrig, ich wand den Blick von ihm ab.
Jemand räusperte sich. Es musste Jonathan gewesen sein, Joyce hatte von ihm gesprochen. „Na.", sagte er und grinste. „Dir gehts ja wieder gut, was?", fragte er sarkastisch.
„Äh, ja.", sagte ich. Meine Stimme zitterte ein wenig, doch beide schienen das nicht zu merken. Jonathan lachte. „Ich mach uns Frühstück. Willst du was besonderes, Leo?", fragte er an mich gewandt.
Jonathan ging zum Kühlschrank und schaute hinein. „Also wir können Waffeln essen, Rührei, normales Ei. Was du willst."
Er drehte sich zu mir und sah mich erwartend an. Mir war der Appetit auf alles vergangen, doch das konnte ich jetzt nicht sagen.
„Rührei.", entgegnete ich ihm kurz.
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Eine andere Welt || Stranger Things
Fanfiction›„Warte was-", warf Lucas ein. „Du kannst es auch spüren?", erschrocken zeigte er mit dem Finger auf mich.‹ Hi, mein Name ist Leonora, aber alle nennen mich Leo. Ich komme eigentlich aus San Francisco, doch nach einer Gehirnoperation habe ich komisc...