Nach dem Frühstück fuhren Jonathan und Will mich nachhause. Mom wartetete schon vor der Tür. Sie sah ziemlich wütend aus. Wahrscheinlich, weil ich ohne ihr irgendetwas zu sagen meine allererste Nacht bei einem Jungen verbracht habe.
„Hi, Mom.", murmelte ich, nachdem ich mich von Will und Jonathan verabschiedet hatte und mich jetzt durch unsere Haustür, vorbei an meiner Mom, quetschte.
„Stopp, Leonora.", sagte Mom mit angesäuertem Unterton. Ich drehte mich wieder zu Mom um. Sie stand noch in der Tür, hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Was soll das, Madam? Du kannst doch nicht einfach bei Will Byers schlafen, ohne das dein Dad oder ich davon wissen. Weißt du eigentlich wie viele Sorgen wir uns gestern Abend gemacht haben? Sei froh, dass die liebe Joyce Byers angerufen hat und gesagt hat das du dort bist. Du hast heute Hausarrest. Wir werden heute nicht die Stadt anschauen können, weil du ja meintest dir Ärgern einbringen zu müssen. Und damit wir uns nicht miss verstehen, du bleibst den ganzen Tag im Haus, kein Fernsehen. Jetzt geh auf dein Zimmer und komm erst wieder raus, wenn ich dich zum Mittagessen rufe." Mom machte eine wedelnde Handbewegung.
Ich hob meine Jacke auf, die während Moms Monolog von meinem Arm gerutscht war. Schnell stolperte ich die Treppe hoch, bevor Mom noch mehr einfiel, was sie mir als Strafe geben konnte.
Ehrlich gesagt wusste ich jetzt wirklich nicht was ich machen sollte. Normalerweise wollte ich heute mal die Mall anschauen, da wir gestern ja nur im Kino waren, doch Mom hatte mir gekonnt einen Strich durch die Rechnung gemacht, wenn auch sie gar nichts von meinen Plänen wusste.
Ich ließ mich aufs Bett fallen und die Ereignisse von den vergangen 15 Stunden kamen in meinem Kopf zum Vorschein.
Erst wie ich Mike getroffen hatte, wie er von seinem Fahrrad fiel. Dann Max, Lucas und Will, mit den wunderschönen, funkelnden Schokoaugen und Steve, der sympathische Eisverkäufer. Nur Elfi hatte ich noch nicht getroffen. Ob ich sie überhaupt treffen werde?
Auf einmal schmerzte mein Kopf. Ich schlug mir sanft gegen die Schläfen, doch es hörte nicht auf. Meine Augen fielen fast automatisch zu.
Als ich sie wieder aufschlug, sah ich etwas. Es war wie eine Vision. Die Ränder waren verschwommen, es war kein normaler Blick. Ich sah aus meinen Augen, wie wir, also Mike, Max, Lucas, Will und ein fremdes Mädchen, vor einer Saunatür standen. Die Tür war mit einer Eisenstange verriegelt worden, jemand unbekanntes hämmerte dagegen, er schrie, wir sollen gefälligst die Tür wieder aufmachen.
Max sah zu mir, unkontrolliert nickte ich ihr zu. Sie ging auf den Temperaturregler zu und stellte ihn auf höchste Stufe.
Dann verschwand alles. Ich fiel wieder auf mein Bett, als hätte mich jemand drauf geworfen. Mein Atem ging unglaublich schnell, mein Herz pochte, so schnell, als wäre ich gerade einen Marathon gerannt.
Vor der Tür waren Schritte zuhören, dann wurde meine Tür aufgerissen und Mom stand dort. Genervt, weswegen auch immer.
„Hörst du schlecht?", fuhr sie mich an. Ich sah sie geschockt an. „Ob du schlecht hörst, hab ich gefragt.", wiederholte sie sich.
Ich fing an zu stottern. „N-Nein, Mom."
„Wieso muss ich dann fünfzehn Minuten warten? Womöglich hätte ich noch mehr gewartet.", erzählte Mom. „Was- Was sollte ich denn machen?", fragte ich sie kleinlaut. „Zum Essen kommen!", zischte sie. Ich nickte. „Jetzt!", fügte Mom hinzu.
Nach dem Essen sollte ich wieder sofort in mein Zimmer verschwinden. Mom und Dad fragten sich, was in letzter Zeit mit mir los war. Erst schlief ich bei einem Jungen, dann ignorierte ich die Aufforderungen.
War ich wirklich über 15 Minuten in dieser Vision gewesen? Es hatte sich angefühlt wie drei Minuten. Und, was war das überhaupt? War das die Zukunft? Wer war das Mädchen? Elfi? Wenn das Elfi war, dann- ich weiß auch nicht. Sie war irgendwie anders. Sie hat ihre Hände ausgestreckt, hatte den Jungen an die Wand geschleudert. Telekinese? War das echte Telekinese? Ihr Gesicht war außerdem mit Blut verschmiert gewesen, aber ich konnte nicht mehr sehen. Die Vision war abgebrochen.
Ich rieb meine Hände an den Schläfen. Ob ich so wieder in eine Vision schauen konnte? Ich konzentrierte mich auf ein Datum, rieb meine Schläfen. Nach kurzer Zeit wurde mir schwindelig, mein Kopf fing wieder an zu schmerzen. Ich versuchte die Schmerzen zu ignorieren, es war eine höllische Qual, doch ich schaffte es.
Ich schloss kurz meine Augen, als ich sie wieder aufschlug, fand ich mich in einem Supermarkt wieder. Es war dunkel. Ich stand mit Will in einem Gang für Müsli.
Er hielt meine Hand, schaute mir in die Augen, doch ich konnte nicht hören was er sagte. Es war wie ein Video ohne Ton.
Ich merkte wie auch ich etwas sagte, unkontrolliert. Will legte eine Hand an meine Wange, er kam mir näher und-
Meine Vision brach ab. Ich hätte schreien können. Ich hätte zu gerne gewusst ob Will mich wirklich geküsst hatte. Oder war das alles nur Teil meiner Fantasie? War ich einfach nur fantasiereich oder hatte ich wirklich die Gabe die Zukunft zu sehen?
Ich schaute aus dem Fenster. Es dämmerte, so viel Zeit hatte die Vision mich gekostet. Sicherlich waren es mehrere Stunden gewesen. Glücklicherweise hatte Mom nichts von mir gewollt in der Zeit. Noch mehr Ärger konnte ich nicht gebrauchen.
„Leo?", rief Mom von unten. Sie klang nicht wütend. „Komm mal, jemand möchte mit dir reden."
Ich setzte mich schnell auf. Wer konnte das bloß sein? Ich kannte nicht viele hier. Noch nicht.
Ich schritt vorsichtig die Treppe herunter und linste in den Eingangsbereich. Mom stand in der Tür und neben ihr.. Will!
Ich hopste die letzten Stufen mit einmal runter. „Hi, Will!", begrüßte ich ihn stürmisch. „Hi.", gab er zurück. „Wir müssen reden.", sagte er.
Sein Blick sah ein wenig verunsichert aus. Aber ich konnte ihn nicht richtig deuten. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. „Geht doch hoch in Leo's Zimmer. Ihr könnt oben etwas essen. Ich bringe es euch, sobald es fertig ist.", bot Mom uns an.
„Danke, Mrs. Winston.", sagte Will. Er schob sich an ihr vorbei und ging vor mir die Treppe hoch. Ich folgte ihm rasch.
Will setzte sich auf mein Bett. „Deine Mom hat gesagt du hast Hausarrest", begann er. „Tut mir leid."
„Schon ok, ich bin ja ein wenig selber dran Schuld.", entgegnete ich. „Was ist denn los?", fragte ich neugierig.
„Eigentlich", sagt er, „ist nichts los. Ich wollte bloß zu dir kommen. Am Nachmittag war ich beschäftigt. Dustin kam aus seinem Wissenschaftscamp Nowhere zurück-" Dustin? Wissenschaftscamp Nowhere?
„Dustin Henderson?", unterbrach ich ihn.
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Eine andere Welt || Stranger Things
Fanfiction›„Warte was-", warf Lucas ein. „Du kannst es auch spüren?", erschrocken zeigte er mit dem Finger auf mich.‹ Hi, mein Name ist Leonora, aber alle nennen mich Leo. Ich komme eigentlich aus San Francisco, doch nach einer Gehirnoperation habe ich komisc...