4th of July

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Am nächsten Morgen schlief ich lange. Erst als Mittags die heiße Sommersonne im Zenit stand und heiß in mein Zimmer schien, wurde ich wach.

Ich hatte heute nichts vor. Ich wollte nicht zu Max, nicht zu Will und schon gar nicht zu Mike. Vielleicht bleibe ich einfach den ganzen Tag im Bett.

„Guten Morgen!", trällerte meine Mom schief, als sie die Tür aufschlug. Sie hatte eine Tasse Tee in der Hand. „Ich wusste du würdest heute lange schlafen."

Sie setzte sich auf mein Bett und drückte mir den Tee in die Hand. Er war noch heiß. Nicht gut für den Sommer, Mom.

„Da du heute nichts vorhast wollen dein Dad und ich mit dir zum Jahrmarkt. Wir waren lange nicht mehr-" ich unterbrach sie schnell. Es war eine gute Ausrede, falls mich doch noch einer einladen sollte zu ihm zu kommen.

„Klar.", antwortete ich Mom. Sie strahlte.

„Wirklich? Das ist schön. Wir wollen dann gleich los, ok, Schätzchen?", flötete sie und nahm mir den Tee wieder aus der Hand. Besser so.

Ich nickte. Mom begab sich wieder aus meinem Zimmer und ich ließ mich noch einmal, die Arme ausgestreckt, in mein Bett fallen und seufzte glücklich. Heute würde ich endlich wieder einen normalen Tag haben.

***

Am Abend, als es schon dunkel geworden war, hatten Mom und ich uns an einem Corndog- Stand angestellt. Vom vielen Fahrgeschäfte fahren knurrte uns inzwischen der Magen.

Dad war bei einem Glücksspiel hängengeblieben. Hoffentlich gewann er was.

Vor uns stand ein Mann mit komischen Haaren. Er trug eine Brille und ein komisches, kariertes Hemd.

Ich beobachtet ihn. Er schien irgendwie komisch.

Auf einmal hörte ich einen Ruf. Erwartungsvoll drehte sich der Mann vor uns in diese Richtung und winkte mit einem seiner zwei gerade erstanden Corndogs.

Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah einen ziemlich glücklich aussehen Mann mit einem Riesen Plüschtier im Arm. Doch auf einmal verdunkelte sich seine Miene. Er ließ das Plüschtier von seiner Brust fallen und man sah- eine große Schusswunde.

Ich schnappte erschrocken nach Luft. Ohne das es auch nur irgendjemand mitbekommen hatte wurde ein Mann mitten auf dem Jahrmarkt erschossen.

„Alexei!", rief der Mann vor uns und stürmte auf den anderen Mann zu.

„Mom, ich muss weg!", rief ich leise zu meiner Mom. Verdutzt schaute sie mich an. „Ich komme wieder.", versprach ich ihr.

Ängstlich stürmte ich auch auf „Alexei" zu. Gemeinsam stützten wir den Mann und trugen ihn hinter einen anderen Stand.

Alexei fing an Russisch zu sprechen, doch ich verstand kein Wort. Der andere Mann reichte mir sein kariertes Hemd, womit ich die Wunde abdeckte.

„Ich hole Hilfe!", sagte er panisch.

Ich nickte ihm zu. Hoffentlich starb Alexei jetzt nicht! Das könnte ich niemals verkraften.

Ich stand kurz auf um um die Ecke zu sehen. Der andere Mann war immer noch verschwunden. Schnell drehte ich mich um, doch ich sah nur noch wie Alexei zusammensackte. Sein Arm fiel an der Seite herunter. Das Leben erlosch aus seinen Augen.

„Nein!", rief ich panisch. „Komm zurück! Bitte!" Ich spürte wie mir die Tränen an den Wangen herunter liefen. Hektisch rüttelte ich an dem Mann, aber er bewegte sich nicht mehr.

Auf einmal kam Joyce um die Ecke gerannt. „Leo!", rief sie überrascht. Sie umarmte mich stürmisch, dann sah sie traurig auf Alexei.

„Geh Leo! Hier ist es nicht sicher.", meinte sie. Ich nickte.

Stürmisch rannte ich raus in die Menge. Ich fand meine Eltern an einem Ticketstand, doch sie sahen aus als wären sie verzweifelt.

„Mom! Dad!", rief ich.

Verdutzt drehten sie sich zu mir um.

Als Mom mich erblickte rannte sie sofort auf mich zu und schloss mich in ihre Arme. „Leo! Wo warst du?", fragte sie. Ihre Stimme zitterte.

„Mom, ich kann es dir nicht erklären, aber du musst jetzt gehen! Versprich mir einfach, dass du dir das Feuerwerk nächstes Jahr ansiehst. Mit mir und Dad! Aber dafür musst du jetzt nachhause fahren. Versprich es mir!", sagte ich verzweifelt.

Sie fing leise an zu weinen. „Pass auf dich auf, mein Schatz.", flüsterte Mom als sie mich ein letztes Mal an sich drückte. Hoffentlich kein Abschied für immer.

„Ich liebe euch.", sagte ich leise zu meinen Eltern. Sie lächelten mir noch einmal zu.

****

Ich rannte was das Zeug hielt. Ich wusste nicht wohin. Ich folgte einfach nur meinem Instinkt.

Ich stieß an einen Baum und schaute auf. Mein Blick fiel auf die Starcourt Mall. Irgendwas zog mich dorthin.

Ich rannte weiter. Meine Füße schmerzten und mein Atem ging unglaublich schnell. Mein Gesicht war heiß und kalt. Meine Beine bewegten sich von alleine, wie als könnte ich sie nicht mehr anhalten.

Ich stolperte über mehrere Steine, fiel ein-, zweimal hin, doch ich rappelte mich sofort wieder auf und es ging weiter.

Immer näher kam ich der Mall. Immer mehr Angst machte sich in mir breit, wie ein ekelhafter Virus, den man nicht bekämpfen kann.

Ich kam auf dem Parkplatz an. Er war leer und verlassen. Ich drosselte mein Tempo, was leider ein großer Fehler sein sollte.

Sofort machten sich die Schmerzen richtig bemerkbar. Als hätte mein Körper sie die ganze Zeit verdrängt. Sogar die Platzwunde an meinem Kopf fing an zu schmerzen.

Mein Instinkt leitete mich weiter. Die Tür der Mall war bereits aufgebrochen. Ich schlüpfte also durch das Loch und fand mich wieder in der Eingangshalle.

Nur leider war es nicht so einladend wie vor drei Tagen, als die Welt noch halbwegs in Ordnung war.

Ich umrundete ein paar Pflanzen und in mein Blickfeld bewegte sich eine Gruppe von Menschen. Sie standen nah beieinander und sprachen miteinander.

Ein paar Schritte weiter. Es waren meine Freunde... und sie waren nicht allein.

Bei ihnen standen Nancy, Jonathan, Steve, ein kleines Mädchen, welches Lucas Schwester sein könnte, und ein mir unbekanntes Mädchen, doch sie trug die selben Sachen wie Steve, also arbeitet sie wohl mit ihm im Scoops... und Dustin!

„Omg...", flüsterte ich aufgeregt. Ich hatte diesen Jungen bestimmt eine Ewigkeit nicht gesehen!

Ehrlich gesagt war es nur eine Woche, doch dank der vielen Ereignisse fühlte es sich an wie eine Ewigkeit.

Will hatte ein Gehör wie eine Fledermaus. Bei meinem Sprechen drehte er sich blitzschnell zu mir um, womit ich natürlich die komplette Aufmerksamkeit auf mich zog.

„Leo!", rief er glücklich und kam auf mich zu. Alle anderen, bis auf Dustin und das Mädchen, lächelten mich zufrieden an.

„Hallo, Mädchen-von-der- Autobahn.",sagte Dustin.

„Dustin...", flüsterte ich. „Hab nicht gedacht dich je wieder zu sehen."

Er zog die Augenbrauen amüsiert hoch.

„Ich bin Robin.", stellte sich das fremde Mädchen kurz vor.

„Und ich Erica.", sagte das kleine Mädchen mit dem Helm.

Die anderen sprachen wieder miteinander, doch mich interessierte Elfi.

Langsam entfernte sie sich von der Gruppe, bis sie nach ein paar Metern einfach umkippte.

„Elfi!", schrie ich und beendete somit die Diskussion der anderen.

Eine andere Welt || Stranger ThingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt