Mal wieder Krankenhaus

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Als Will sich wieder auf den Weg nachhause machte, war es schon ziemlich spät. Jonathan wartete im Auto auf ihn.

Nachdem Will von Dustin gesprochen hatte, war ich mir sicher, dass ich ihn kannte. Will's bester Freund war wirklich der Typ von der Autobahn, mit dem Sprachfehler. Wie klein die Welt doch ist.

In diesem Moment stand ich neben Will auf unserer Veranda. Jonathan saß im Auto. Ich bemerkte wie sein Blick immer wieder ungeduldig und doch neugierig zu Will und mir glitt. Meine Eltern waren im Haus geblieben.

„Na dann", sagte Will. „Wir sehen uns morgen, hoffentlich." Will strich mir liebevoll eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte mich mit seinem unwiderstehlichen Will- Lächeln an.

Ich merkte wie meine Wangen rot und heiß wurden und war in diesem Moment der Dunkelheit sehr dankbar.

Will drehte sich um und stieg schnell in das Auto ein. Ich sah wie er mit Jonathan sprach, aber durch die Autotüren konnte ich nichts verstehen. Will sah etwas peinlich berührt aus und Jonathan ziemlich belustigt.

Als Jonathan langsam losfuhr, schenkte Will mir noch einen sanften Blick und kurz darauf waren sie in der Dunkelheit verschwunden.

Ich stand nun alleine auf unserer großen Veranda. Der Mond leuchtete dunkel, wahrscheinlich war Neumond oder der Mond war hinter einer Wolke versteckt.

Ich wollte ins Haus zurückgehen, da die Dunkelheit einem ziemlich schnell Angst einjagen konnte. Ich rannte förmlich zu unserer Tür und stolperte über eine Stufe. Mein Kopf war an etwas gestoßen.

Schmerzend hielt ich mir den Kopf. Alles drehte sich. Vor Schmerz kniff ich die Augen zusammen, ich merkte wie ich langsam zur Seite kippte.

Mein Kopf fiel abermals auf den Boden. Ich hörte wie meine Eltern aus dem Haus gestürmt kamen. „Leo!", riefen sie. Ihre Stimme war verzweifelt. „Ruf den Krankenwagen!", befahl meine Mutter Dad.

Wie am Abend zuvor versuchte ich meine Augen zu öffnen, doch wie es auch am letzten Abend war: sie waren verschlossen, als wenn jemand Kleber draufgemacht hätte.

Ich spürte wie etwas warmes meine Wangen hinab floss. Es war bestimmt das Blut, was bei der Platzwunde freigesetzt worden war. Meine Nase blutete auch, ich spürte es, da ich schlechter atmen konnte. Langsam und warm sickerte es mein Gesicht hinab, an meinem Hals entlang bis es auf den Boden tropfte.

Nach kurzer Zeit, quälender Schmerze, fuhr ein Krankenwagen in unsere Einfahrt. Ich konnte ihn nicht sehen, doch ich hörte seine Sirene. Ich hörte auch wie ein anderes Auto auf der Straße vor unserem Haus hielt. Die Türen vom Krankenwagen oder von dem Auto wurden zugeschlagen.

Man hob mich hoch, legte mich auf die Trage und schob mich in den Krankenwagen. Das helle Licht war sogar unter meinen geschlossenen Augen erkennbar. Ich denke sie haben mich untersucht, haben mir Medikamente eingeflößt.

Ich hörte wie der Krankenwagen, inzwischen ohne Sirene, über die verlassenen Straßen von Hawkins fuhr.

Meine Augen wurden schwerer, als sie es eh schon sind und ich merkte wie ich in einen Schlaf glitt. Einen Schlaf voller Schmerzen und unbedeutender Träume.

Als ich meine Augen wieder öffnen konnte, sah ich, dass ich in einem Krankenzimmer lag. Die Wände waren weiß, die Vorhänge ebenfalls. Ich trug wieder ein schreckliches Krankenhaushemd.

Auch der obligatorische Besucherstuhl stand in einer Ecke. Jemand schlief darin. Es war meine Mutter. Natürlich, wer auch sonst?

Ich versuchte zu sprechen, doch es ging nicht. Hatte ich mir den Kiefer gebrochen? War ich wirklich so sehr aufgekommen, dass der Kiefer knacks gemacht hat? In meinen Gedanken kicherte ich. „Knacks" was ein komisches Wort.

Ich versuchte anders auf mich aufmerksam zu machen. Ich versuchte meine Mutter wach zu kriegen. Aber irgendwie ging es einfach nicht. Meine Beine oder meine Arme, oder sonst irgendein anderes Körperteil wollte sich nicht bewegen. Es war als wäre ich ans Bett gefesselt.

Glücklicherweise kam nach einer paar Minuten unerträglicher Stille, ein Arzt herein. Er war froh, darüber dass ich wach war. Schien wohl ziemlich schlecht um mich gestanden zu haben.

„Wie geht es Ihnen, Mrs. Winston?", fragte er mich. Meine Mutter wurde so aus ihrem unruhigen Schlaf befördert. Glücklich strahlte sie mich an. Ich sah wie eine Träne des Glücks ihre Wangen runterfloss.

„Oh, mein Schatz", flüsterte sie. Mom beugte sich kurz zu mir herunter und hab mir einen kurzen Kuss auf die Stirn.

„Madam", räusperte sich der Arzt. „Die Patienten braucht Ruhe. Sie hat sechs Stunden geschlafen, das ist eine sehr kurze Zeit. Wie geht es Ihnen?", letzteres war an mich gerichtet. Der Arzt hielt sein Klemmbrett und Stift bereit.

„Mir geht es sehr gut.", antwortete ich. „Wie spät ist es denn?", fügte ich hinzu. Nachdem der Arzt etwas auf sein Brett gekritzelt hatte, sah er flüchtig zur Uhr und teilte mir mit, dass es 5:00 Uhr morgens sei und ich ruhig noch etwas schlafen konnte.

Aber mein Körper war auf einmal voller Adrenalin. Ich merkte wie mein Körper langsam auftaute. Ich konnte meine Arme, Beine, ich konnte alles wieder spüren und es vor allem bewegen.

Ich schoss aus dem Bett, wie eine Rakete. Der Arzt sah mich schockiert an, doch er sagte nichts. „Leo!", rief meine Mutter. „Leg dich hin!", befahl sie, aber ich hörte nicht auf sie.

Leidenschaftlich streckte ich mich und sah mich in dem Raum um. Irgendwo mussten die doch meine Sachen hingetan haben. Ein kleiner Schrank, eher eine Kommode stand in einer Ecke. Ich vermutete dort meine Sachen, was sich als wahr erwies und verbarrikadierte mich im Badezimmer.

Das war alles so schnell passiert, dass weder der Arzt, noch meine Mutter etwas dagegen unternommen hatten. Zum Glück war ich auch nicht an irgendwelche Schläuche gebunden gewesen, das hätte meine Flucht sicherlich erschwert.

Im Badezimmer zog ich mich schnell um, versuchte meine Haare zu richten und putzte mir meine Zähne. Eine Zahnbürste stand schon dort und sie sah sehr neu aus, oder jemand hatte sich mit der Verpackung die Zähne geputzt.

Ich wollte eigentlich noch duschen gehen, aber so hätte ich zu viel Zeit verloren und das ging nicht. Mein Körper wollte unbedingt was erleben, jetzt, und keine Zeit verschwenden.

Als ich fertig war hastete ich am Arzt und Mom vorbei, die vor dem Badezimmer auf mich warteten. Ich rannte die langen Flure entlang, wo ich am Wartezimmer vorbeikam. Ein paar Menschen saßen darin, unteranderem mein Vater und Will.

Als Will mich sah sprang er von seinem Stuhl auf und kam heraus. Kurz blieb ich stehen, schaute ihn aufmerksam an. Doch dann brach ich in unkontrollierbares Kichern aus und rannte aus dem Krankenhaus. Ich spürte, dass Will mir folgte. Ich spürte seinen sorgenvollen Blick in meinem Rücken.

Eine andere Welt || Stranger ThingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt