Einige Tage später saß ich zusammen mit meiner einzigen Freundin in der S-Bahn auf dem Weg zu einem Konzert. Sie himmelte diesen Sänger an und weil sonst niemand mit ihr gehen wollte, hatte ich zugesagt. Ich kannte weder die Musik dieses Typen, noch wusste ich wie er aussah, aber Hauptsache ich sollte ihn sogar treffen, weil Miriam VIP-Karten geholt hatte. "Glaub mir, du wirst dich sofort in ihn verlieben! Er ist so talentiert und sieht verdammt gut aus!", schwärmte sie vor sich hin. Ich zog amüsiert eine Augenbraue nach oben und schüttelte den Kopf. "Was macht er denn für Musik?", fragte ich. "Hörst du eigentlich auch mal Radio?", stellte sie entsetzt die Gegenfrage. "Keine deutschen Sender, das weißt du.", antwortete ich. "Er macht Pop-Musik auf Englisch, hat aber auch ein paar spanische Sachen.", erklärte sie mir aufgeregt. "Okay, ich werd mich überraschen lassen.", sagte ich daraufhin und lehnte mich in meinem Sitz zurück. Ich hörte überwiegend spanische Musik und meist auch nur das, was in Lateinamerika gerade angesagt war, aber ich war nicht abgeneigt, meine Playlist mal etwas zu erweitern.
"Findet das Treffen vor oder nach dem Konzert statt?", fragte ich Miriam, als wir uns der Arena näherten. "Davor, aber vielleicht haben wir Glück und treffen ihn danach nochmal.", antwortete sie. Sie hatte ein Funkeln in den Augen, das sie richtig strahlen ließ. Ich hatte nie so richtig verstanden, wie man einen Star so anhimmeln konnte. Klar, ich hatte auch Sänger oder Schauspieler, zu denen ich aufsah, aber ich hätte niemals so viel Geld für eine Karte ausgegeben oder wäre Stunden vor dem Beginn zur Location gefahren, nur weil er eventuell auftauchen konnte. "Wie lange bist du denn schon Fan von ihm?", wollte ich neugierig wissen. Mir gefiel es, wenn sie von Dingen erzählte, die sie glücklich machten. Als meine einzige Freundin war sie mir verdammt wichtig und ich hätte wirklich alles getan, um sie mit einem Lächeln im Gesicht zu sehen. "Vier Jahre schon. Ich hab ihn auch schon sechs Mal getroffen.", antwortete sie glücklich. "Warum hast du mir nie davon erzählt?", fragte ich überrascht. Sie sprach über fast alles mit mir, also wunderte es mich schon, dass ich das nicht mitbekommen hatte. "Das hab ich. Nico Santos, das ist er.", erwiderte sie amüsiert. "Ach der! Ja stimmt, du redest ständig von ihm.", stimmte ich zu. Miriam nickte und führte mich weiter auf den Eingang der Arena zu, vor dem bereits eine kleine Traube an Menschen stand. Es war 15:00 Uhr, die Show fing erst um 19:00 Uhr an und das Meet and Greet sollte etwa zwei Stunden davor sein, wir waren also gut in der Zeit. Miriam kannte einigen von den Fans, die dort waren bereits und fing auch sofort an, sich mit ihnen zu unterhalten. Ich war ein ziemlich introvertierter Mensch, mir fiel es ziemlich schwer, neue Menschen kennen zu lernen und deswegen war ich, nachdem ich mich vorgestellt hatte, recht still. Meine Verschlossenheit kam ebenfalls von meinen Brüdern, die mir immer wieder eingetrichtert hatten, ich könne niemandem trauen außer der Familie und der Gang. Die Freundschaft zu Miriam hatte bereits in der Schule bestanden, wir hatten uns dann aus den Augen verloren, als sie ins Ausland gegangen war, aber da sie meiner Mutter auch sehr nahe gestanden hatte, fanden wir uns auf ihrer Beerdigung wieder, auch wenn es unter wirklich traurigen Umständen gewesen war. Zwei Stunden lang hörte ich den vier Mädels amüsiert dabei zu, wie sie von diesem Sänger schwärmten, bis der Einlass für die VIPs begann. Wir verabschiedeten uns von den dreien und stellten uns in die richtige Schlange. "Bist du aufgeregt?", fragte ich sie, während wir darauf warteten, dass man unsere Tickets überprüfte. "Ja, mega! Ich hab ihn schon so oft getroffen, aber es ist trotzdem immer wieder etwas besonderes.", antwortete sie, bevor sie mir ein Lächeln schenkte. Unsere Tickets wurden überprüft und wir wurden von einem Sicherheitsmann zu einer Umkleide geführt. "Die vor euch sind noch dran, ihr müsst leider noch ein bisschen warten.", informierte uns der Mann, der uns dort hingebracht hatte. Wir nickten verständnisvoll und lehnten uns an die Wand neben der Tür. Miriam kannte auch anscheinend einige der Crewmitglieder, denn sie grüßte ein paar von ihnen, die an uns vorbeigingen. Etwa zwei Minuten später öffnete sich die Tür und zwei überglückliche Teenager kamen aus dem Raum. Ein Mann im Anzug folgte ihnen, sah uns und winkte uns herein. "Miriam! Schön, dass du auch wieder dabei bist!", begrüßte er meine Freundin höflich. "Schön auch dich wiederzusehen, Kilian.", erwiderte sie darauf und lächelte ihn an. Wir folgten ihm in die Umkleide, in der eine Couch, ein kleines Buffet und eine Stange, auf der Kleidung aufgehängt war, aufgestellt waren. Ich sah mich um, bis ich einen lächelnden Mann auf dem Sofa sitzen sah. Miriam hatte definitiv recht gehabt, er sah verdammt gut aus und ich erwischte mich dabei, wie ich tatsächlich nervös wurde. Dank meiner Brüder hatte ich noch nie wirklich einen Freund gehabt und richtig verliebt war ich auch noch nie gewesen, also stellte ich mir selbst due Frage, ob es sich so anfühlte, wenn man sich auf den ersten Blick verliebte. "Ihr habt jetzt 10 Minuten, du kennst die Regeln ja. Ich bin im Raum nebenan falls ihr mich braucht!", lenkte Kilian wieder meine Aufmerksamkeit auf sich, bevor er durch die Tür rechts neben uns verschwand. "Ich kenn dich doch. Miriam, richtig?", kam es aus dem Mund des Sängers, dann stand er von der Couch auf, um meine Freundin zu begrüßen. Nickend ging die ebenfalls auf ihn zu und umarmte ihn. "Heute hab ich mal jemand neuen mitgebracht. Das ist Lu.", stellte sie mich vor, als sie sich von ihm löste und zu mir umdrehte. Ich stand wie angewurzelt auf der Stelle und starrte den Sänger an. Er hatte mich zuvor gar nicht wirklich beachtet, aber als er mich dann ansah, verschwand das Lächeln in seinem Gesicht und ihm schien es ebenfalls die Sprache verschlagen zu haben. Ich glaube, ich hatte noch nie in meinem Leben so intensiven Blickkontakt mit irgendjemandem. Mein Herz raste so schnell, dass ich kurz dachte, ich würde gleich umfallen. "Hab ich da nicht Miriams Stimme gehört?", hörten wir aus dem Badezimmer, doch wir starrten uns weiterhin an, ohne etwas zu sagen. "Arian!", rief Miriam freudig. Alles um uns herum schien wie in Zeitlupe abzulaufen, bis sich mein Gegenüber scheinbar wieder fing. Er räusperte sich, bevor er mir seine Hand hinhielt und sich vorstellte. Ich schüttelte ebenfalls kurz meinen Kopf und nahm sie. Als sich unsere Hände berührten, durchfuhr mich ein warmes Gefühl von Geborgenheit und Glück. Ich glaube wir taten das viel zu lang, denn irgendwann stupste der andere Mann Nico in die Seite, woraufhin er meine Hand losließ und ihn ansah. Der andere Mann stellte sich dann amüsiert ebenfalls vor. Nico und ich waren beide etwas peinlich berührt, als wir unseren Blickkontakt endlich unterbrachen. Die 10 Minuten waren viel zu schnell vorbei, aber meine Freundin war überglücklich und das war alles, was zählte. "Wollt ihr nachher nochmal Backstage kommen?", fragte Nico bevor wir gehen mussten. "Gerne!", antwortete Miriam aufgeregt. Nico nickte, ging zur Tür und holte Kilian herein. Er informierte ihn, dass wir nach dem Konzert nochmal zu ihm kommen sollten. Zum Abschied bekamen wir beide eine Umarmung, die ich viel zu sehr genoss. Sein Geruch machte meine Knie weich und ich hatte das Gefühl, er würde mich deutlich länger im Arm halten als Miriam. Wieder musste sein Kumpel Arian ihn antippen, dass er sich von mir löste. Schon komisch, wir hatten kaum ein Wort miteinander gesprochen und trotzdem kam es mir vor, als würden wir uns schon ewig kennen. Meine Mutter hatte solche Menschen Engel genannt und genau das war er nun für mich: un angelito.
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Diabla. (Nico Santos)
Fanfiction-"Du bist wie eine Droge, die ich niemals probieren hätte sollen!"- Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Lucrecia wächst zwischen Gewalt, Drogen und Angst auf, während Nico sich davon eher fern hält und trotzdem können die beiden nicht ohne ein...