Alarico
Mitte Oktober war für uns Hochsaison bei den Hundekämpfen, weswegen wir fast jeden Abend mindestens drei Kämpfe veranstalteten. Das Geschäft lief gut, so gut, dass wir die Eintrittspreise niedriger machen konnten. Es war nicht ungewöhnlich, dass sich Clan-Chefs aus ganz Deutschland bei uns einfanden und ausgelassen feierten. Im Keller der Lagerhalle waren die Arena und die Zwinger mit den Hunden, im Erdgeschoss befand sich ein Eingangsbereich mit einem Restaurant und in den beiden Obergeschossen hatten wir einen Club hineingebaut, damit es nicht auffiel, wenn dort jeden Abend Party war. Restaurant, Club und Bars waren natürlich alle gewerblich angemeldet. Ich war gestresst, weil es Freitag war und wir ungewöhnlich viele Gäste hatten. Im Keller versammelten sich überwiegend Mitglieder der Gang, Clan-Mitglieder vom Miri-Clan und andere Schaulustige, die von den Hundekämpfen wussten. Das Geld machten wir primär mit Wetten. Man setzte einen Betrag auf einen Hund und wenn dieser gewann, bekam man ihn ausgezahlt. Mit einem Glas Rum ging ich durch den Eingangsbereich auf den Fahrstuhl zu, um nach unten zu fahren. Schon auf dem Weg in den Keller hatte ich ein komisches Gefühl im Bauch. Ramon hatte mich informiert, dass ein Mafiaboss aus Frankfurt an diesem Abend da war und das gefiel mir überhaupt nicht. Mit den Großfamilien aus Berlin hatten wir wenige bis eigentlich gar keine Probleme, wir koexistierten einfach und ließen uns gegenseitig in Ruhe, vielleicht besuchten sie unsere Kämpfe mal oder wir besuchten ihre Bars und Stripclubs, aber das war's dann auch schon, doch die Mafia war ein ganz anderes Kaliber. Soweit ich wusste, war dieser Typ Boss der Cosa Nostra in Frankfurt, also ein ziemlich hohes Tier und somit verdammt gefährlich. "Alle hier nennen ihn Maestro. Hoher Stellenwert und viel Einfluss auch hier in Berlin.", informierte mich Ramon, als ich aus dem Fahrstuhl ausstieg. Nickend begleitete ich ihn an den Zwingern entlang zur Arena. Der Typ saß da in unserer VIP-Lounge und führte sich auf, als würde ihm der Laden gehören, ein no-go, wenn man das erste Mal bei uns war. "Hat er für die Lounge bezahlt?", fragte ich Ramon, der daraufhin den Kopf schüttelte. "Hab auch schon versucht, ihn da raus zu holen, mit den Securities, aber er ist hartnäckig.", antwortete er. "Wie ist er da überhaupt reingekommen? Man muss direkt dort bezahlen.", wollte ich gestresst wissen. "Die Bardame meinte, er hätte die Sicherheitsmänner ziemlich schnell erledigt.", erklärte er, während er mir folgte. "Dass man diesen Italienern immer Manieren beibringen muss.", kam es angespannt aus meinem Mund. Der Maestro saß zusammen mit drei weiteren Männern auf der Couch, zog genüsslich an einer Zigarre und hatte zwei Mädels im Arm. Beide Frauen waren Stripperinnen aus unserem Club, die für so etwas nicht nur bezahlt werden mussten, sondern auch mein Einverständnis gebraucht hätten. Seitdem uns mal eine fast erwürgt worden war, wollte ich immer erst wissen, wer die Kerle waren, die sie im Séparée sehen wollten. "Guten Abend, die Herren.", begrüßte ich die Truppe, vor der ich nun stehen blieb, so höflich wie ich konnte. "Ich hätte gern eine Flasche vom teuersten Champagner.", antwortete der Maestro, lachte einmal kurz und widmete sich dann sofort wieder einer der Frauen. Er hielt mich offensichtlich für einen Kellner. "Hier gibt's nur Selbstbedienung, außer es wird für die Lounge bezahlt.", entgegnete ich freundlich. Damit hatte ich dann seine Aufmerksamkeit und sein Lachen verschwand sofort. "Behandelt man so einen speziellen Gast?", fragte er mit einem drohenden Unterton. "Spezielle Gäste bezahlen hier üblicherweise und stellen sich normalerweise auch beim cabecilla vor.", gab ich im selben Ton zurück. Ramon stand neben mir und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Dann bring ihn doch mal her.", entgegnete er, bevor er aufstand. Die beiden Frauen merkten anscheinend, dass sie lieber gehen sollten, als ihnen mein Bruder mit einer Kopfbewegung signalisierte, dass es wahrscheinlich brenzlig werden würde. "Er steht vor Ihnen. Also, entweder Sie bezahlen jetzt die Lounge oder sie fliegen raus.", erwiderte ich warnend. "Das glaub ich eher nicht.", antwortete er, dann zog er an seiner Zigarre und starrte mich an. Es mangelte diesem Mann gehörig an Respekt und dass war etwas, was ich überhaupt nicht leiden konnte. Ich nickte und drehte mich um, was mir einen verwirrten Blick von Ramon einbrachte.
"Welcher ist der aggressivste Menschen gegenüber?", fragte ich meinen Bruder, als ich vor den Zwingern stand. "Diablo, was hast du vor?", stellte Ramon zögernd die Gegenfrage. "Das siehst du dann schon, also welcher?", hakte ich erneut nach. Er seufze und ging auf den hintersten Zwinger zu. "Er heißt Sicario, aber ich würd ihn nicht ohne Maulkorb rauslassen.", sagte er ängstlich. "Dann mach ihm einen dran und hol ihn raus. Der Italiener wird sich hier nie wieder Blicken lassen, wenn ich fertig mit ihm bin.", entgegnete ich angespannt. Wer nicht hören wollte, musste wohl leider fühlen. Zögernd nickte mein Bruder, öffnete die Zwingertür und schlüpfte hindurch, um den Hund an die Leine zu nehmen. Nachdem er ihn unter Kontrolle hatte, kam er mit dem Tier heraus. Da er ihn trainiert hatte, sollte er ihn auch zum Maestro bringen. Ihm gefiel das überhaupt nicht, aber bevor wir mitten unter Menschen die Waffen zogen, hetzte ich lieber einen der Pitbulls auf diesen Typen. "Hat er ein Kommando, das ihn angreifen lässt?", fragte ich, während wir wieder Richtung Zuschauer gingen, dabei nahm ich auch noch gleich zwei der Sicherheitsmänner mit. Ramon hatte allen Hunden beigebracht, nur gegenüber ihresgleichen sofort aggressiv zu sein, damit die Männer, die sich um die Tiere kümmerten, nicht in Gefahr waren. Er nickte stumm, während er Mühe hatte Sicario zu halten. Auf dem Weg erklärte ich ihm, was ich vorhatte. Gerade lief kein Kampf, also standen die meisten Gäste an der Bar. Der Maestro hatte es irgendwie geschafft, doch eine Flasche Champagner zu beschaffen. Genüsslich nahm er einen Schluck von seinem Glas, während die beiden Männer bei ihm mich genau beobachteten. "Ich glaube, Sie haben mich eben nicht richtig verstanden.", sagte ich, als wir wieder vor seiner Couch standen. "Doch, es interessiert mich aber nicht.", entgegnete er frech. Das reichte mir. Gewaltsam griff ich nach seinem Nacken und drückte ihn so stark ich konnte zu Boden. "Spezielle Gäste bekommen auch eine Sondervorstellung der Hunde.", sagte ich und signalisierte Ramon, dass er Sicario aggressiv machen sollte. Natürlich sprangen die anderen beiden Männer von der Couch auf, doch unsere Securities drängten sie wieder zurück. Mein Bruder gab ihm ein Kommando und das Tier preschte augenblicklich auf den Italiener und mich zu. Wäre da keine Leine gewesen, hätte es sich wahrscheinlich gleich in seinem Gesicht verbissen. Der Trubel zog die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich. Der Maestro zuckte jedes Mal zusammen, wenn der Hund ihn anbellte. Seine Schnauze war nur wenige Zentimeter von seinen Augen entfernt. Er wimmerte richtig und flehte mich an, ihn loszulassen. "Hab ich mich jetzt klar genug ausgedrückt?", fragte ich ihn aggressiv. "Ja, ja! Nimm bitte das Vieh von mir weg.", bettelte er regelrecht. Ich sah Ramon an und nickte, so signalisierte ich ihm, dass er den Hund zurückziehen sollte, was er dann auch tat. Langsam ließ ich den Italiener los. Er richtete sein Hemd zurecht und trat von mir zurück. Zufrieden ging ich an meinem Bruder vorbei. "Das wird ein Nachspiel haben.", hörte ich den Italiener mir nachrufen. "Schafft die hier raus!", befahl ich den Securities, ohne mich umzudrehen. Als ich an der Bar ankam, setzte ich mich auf einen der Hocker mit dem Gesicht in die Richtung der Lounge. Grob packten beide Männer seine Begleiter an den Oberarmen und bugsierten sie an mir vorbei. Der Maestro musste von zwei weiteren bewegt werden. Im Vorbeigehen sagte er irgendetwas auf italienisch, dann rief er:"Den Preis wird deine kleine Schwester zahlen!" Meine Zufriedenheit verschwand sofort und wurde durch Sorge ersetzt. Ramon, der sich zu mir gesellt hatte, sah mich erschrocken an. Ich musste das unbedingt verhindern und mehr über diesen Mann rausfinden.
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Diabla. (Nico Santos)
Fanfiction-"Du bist wie eine Droge, die ich niemals probieren hätte sollen!"- Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Lucrecia wächst zwischen Gewalt, Drogen und Angst auf, während Nico sich davon eher fern hält und trotzdem können die beiden nicht ohne ein...