Decimocuarta Parte: Bienvenido a Paris.

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Etwa zwei Wochen später saß ich aufgeregt im Flugzeug neben Nico. Wir hatten uns erst am Gate getroffen, nur um ganz sicher zu sein, dass uns niemand zusammen sehen würde. Enrique hatte einen Platz etwas weiter hinten gebucht, damit wir nicht ständig das Gefühl hatten, wir würden beobachtet. Zur Sicherheit hatten wir Miriam eingeweiht, ohne ihr zu sagen, dass Nico mein Freund war, und sie hatte eingewilligt, mich zu decken, sollte mein Bruder sie anrufen. Sie hatte auch angeboten, Santo zu sich zu nehmen, aber das hätte ja keinen Sinn gemacht, also hatten wir ihn zu Ramon gebracht. "Ich bin schon ewig nicht mehr geflogen.", bemerkte ich nervös, als ich mich anschnallte. "Keine Sorge, wir fliegen nur zwei Stunden.", versuchte Nico meine Nerven zu beruhigen. Das letzte Mal als ich in einem Flugzeug gesessen hatte, war über zehn Jahre her, ich wusste nicht einmal mehr, wie es sich anfühlte. Ich griff nach Nicos Hand, während das Flugzeug startete. Die zwei Stunden Flugzeit über ließ ich sie auch nicht mehr los und ich war heilfroh, als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Wir trafen uns mit Enrique bei der Gepäckausgabe, dann mussten wir uns erst einmal zurecht finden. Unser Hotel lag direkt am Louvre, der Flughafen etwas außerhalb der Stadt. Ich wollte mit der Metro dorthin fahren, da hatte ich allerdings die Rechnung ohne meinen Bruder gemacht, der unbedingt ein Auto mieten wollte, also folgten wir ihm etwas genervt durch den Flughafen. "Weißt du denn überhaupt, wo du hin musst?", fragte ich ihn, nachdem wir bestimmt zehn Minuten durch das Gebäude gelaufen waren. "Laut Website ist die Vermietung neben dem Hauptgebäude.", antwortete Enrique. Ich sah zu Nico, der mich amüsiert anlächelte. Er hatte zu der ganzen Sache gar nichts gesagt, außer dass es ihm egal wäre, wie wir zum Hotel kämen. "Frag doch einfach jemanden an der Info?", schlug ich vor, als wir einem Schalter vorbeikamen. Enrique blieb kurz stehen, sah zu dem Schalter hinüber und nickte dann, bevor er seinen Koffer neben mich stellte und darauf zuging. Ich lehnte mich müde an Nico an, der seinen Arm um mich legte und meinen Scheitel küsste. Kurz darauf kam mein Bruder zurück, schnappte sich seinen Koffer und signalisierte uns, dass wir ihm folgen sollten. "Wir laufen hier 15 Minuten lang rum, dabei wäre es gar nicht so weit gewesen.", kommentierte ich, als ich das Schild erkennen konnte. "Deswegen hasse ich Flughäfen. So verwirrend.", kam es mürrisch von Enrique. Während mein Bruder das Gebäude betrat, blieben Nico und ich draußen und setzten uns auf eine Bank. Zwanzig Minuten später kam mein Bruder mit einem Mann im Schlepptau wieder heraus. Er winkte uns zu sich herüber, also standen wir auf, nahmen unser Gepäck und folgten den beiden. Der Mitarbeiter der Autovermietung führte uns zu einem Kleinwagen, bevor er meinem Bruder den Schlüssel gab. Während Nico und ich die Koffer ins Auto luden, unterschrieb Enrique noch einen Zettel. "Weißt du warum ich ein Auto mieten wollte?", fragte mich mein Bruder, als wir einstiegen. "Nein, aber du wirst es mir wahrscheinlich gleich sagen.", antwortete ich vom Rücksitz und schnallte mich an. Nico sah währenddessen nach, wie die Adresse des Hotels lautete. "Mit der Bahn zum Disneyland zu fahren ist ein Albtraum.", entgegnete Enrique, während er den Motor startete. Sofort sah ich zu Nico, der mit den Schultern zuckte und genauso verdutzt aussah, wie ich. Er ließ sich allerdings nicht davon beirren und tippte dann schnell die Adresse ins Navi ein. "Hatten wir das überhaupt vor?", wollte ich von ihm wissen. "Ich hab keine Karten gekauft.", gab er mir kopfschüttelnd als Antwort, ohne von dem Display wegzusehen. "Aber ich.", kam es von meinem Bruder, den wir dann beide ungläubig anschauten. "Für uns drei?", schoss es aus mir heraus. "Ne, nur für mich", gab er sarkastisch zurück, als er aus der Parklücke fuhr, "natürlich für uns drei.", fügte er dann amüsiert hinzu. "Die Karten sind doch teuer ohne Ende für Erwachsene.", sagte Nico nachdenklich. "Ja, aber wenn du meiner Schwester den Flug, das Hotel und die Verpflegung zahlst, kann ich auch was zurück geben.", erwiderte mein Bruder. "Nein, das kommt nicht in Frage. Du bekommst die 100 Euro definitiv wieder.", kam es von Nico, der nun vehement seinen Kopf schüttelte. "Ich will sie nicht. Außerdem wollte Lu da schon immer mal hin und wir konnten nie, weil Papa nicht wegfahren konnte.", entgegnete Enrique. Die beiden diskutierten noch eine ganze Weile, bis ich mich dann schließlich einmischte:"Denkt ihr eigentlich auch mal dran, wie ich mich fühle, wenn ihr mir alles hier zahlt?" "Misch dich da nicht ein.", kam es von beiden gleichzeitig zurück. Ich dachte mir meinen Teil und sah ihnen dabei zu, wie sie weiterhin diskutierten. Das Thema hielt dann auch die ganze Fahrt zum Hotel an, was ich irgendwie witzig fand. Sie hörten sich an, wie ein altes Ehepaar. 

Erst als wir auf den Parkplatz fuhren, gab Nico endlich nach und bedankte sich bei Enrique, dass er die Karten gekauft hatte. Ich seufzte erleichtert, weil mich ihre Diskussion wirklich gestresst hatte. Mein Bruder parkte ein, dann schaltete er den Motor ab und streckte sich erst einmal. Ich wartete, bis die beiden Männer ausgestiegen waren, bis ich selbst aus dem Auto stieg. Nico reichte mir meine Tasche, bevor er den Kofferraum schloss. Weil er die Zimmer gebucht hatte, ging er voraus. Enrique und ich hielten uns im Hintergrund, während er mit der Dame an der Rezeption redete. Er zahlte unsere Karten, dann winkte er meinen Bruder zu sich hinüber, der darauf bestanden hatte, sein Zimmer selbst zu bezahlen. "Ihre Zimmer liegen im selben Gang. Frühstück ist täglich von 7:30 bis 10:00 und Sie dürfen unser Restaurant einmal kostenfrei besuchen. Falls Sie Fragen haben, ist die Rezeption rund um die Uhr besetzt.", erklärte die Dame höflich mit einem französischen Akzent, bevor sie beiden die Karten aushändigte. "Danke. Könnten wir noch einen Metro-Plan haben?", antwortete Nico, als er mir eine der Schlüsselkarten gab. "Sehr gerne. Ich würde ihnen ein Gruppenticket für drei Personen für eine Woche empfehlen.", gab sie freundlich zurück, griff in ein Fach links von ihr und legte den Plan auf den Tresen. Wir bedankten uns bei ihr, bevor wir uns auf den Weg zu unseren Zimmern machten. Im Fahrstuhl unterhielten wir uns ein wenig darüber, was wir zuerst machen wollten, da es erst halb eins war. Ich war für den Louvre, der lag ja schließlich direkt vor der Tür, Nico wollte zur Sacré-Cœur und Enrique schlug die Champs-Élysées vor. Schließlich einigten wir uns darauf, den Louvre am nächsten Tag zu besuchen, damit wir die volle Öffnungszeit hatten, um ihn uns anzusehen und dass wir zuerst zum Arc du Triomphe fahren würden. Somit konnten wir auf dem Weg die Champs besuchen. Ich wusste genau, warum er dort hinwollte - die teuren Geschäfte. Als wir endlich an den Zimmern ankamen, die etwas schräg versetzt von einander lagen, seufzte ich erleichtert. Die Reise war anstrengend gewesen und ich war froh, dass wir uns erst einmal kurz ausruhen konnten. Ich staunte nicht schlecht über das Zimmer. Es war zwar keine Suite, aber trotzdem sehr modern eingerichtet und hatte einen fantastischen Ausblick auf die berühmte Glaspyramide des Louvres. Erschöpft ließ ich mich auf das Bett fallen, was Nico leise zum Lachen brachte. Er stütze sich über mir ab, bevor er mir einen langen Kuss auf den Mund gab. So hätte es immer sein können. Kein Alarico, vor dem wir uns verstecken mussten, keine Fans die nichts von mir wissen durften und Nico 24 Stunden um mich herum.

Diabla. (Nico Santos)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt