Cuarta Parte: Más De Una Cita.

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Zusammen mit Ramon und Enrique baute ich gerade einen neuen Esstisch in meiner Küche auf. Sie hatten mir angeboten, mir beim Einrichten meiner Wohnung zu helfen. Ich war gerade umgezogen und es waren noch nicht alle Möbel angekommen, darunter eben auch der Esstisch. Ramon war eindeutig handwerklich begabter als ich und somit übernahm er den Großteil von Aufbau. Während ich ihm immer wieder Schrauben reichte, fing mein Handy neben mir auf dem Boden an zu klingeln. Schnell reichte ich die kleine Tüte an Enrique weiter und ging ran. "Hey! Hast du nachher schon was vor?", begrüßte mich Nicos Stimme, sobald ich den Hörer an mein Ohr hielt. "Nicht dass ich wüsste.", antwortete ich, bevor ich mir ein Lächeln verkneifen musste. In Anwesenheit meiner Brüder konnte ich definitiv nicht zeigen, wie sehr ich mich über seinen Anruf freute. Wir hatten viel geschrieben, seit er meine Nummer hatte und verstanden uns prächtig. Dieses Gefühl, als würde ich ihn schon ewig kennen, war nur stärker geworden und auch die Nervosität, wann immer ich seine Stimme hörte, hatte extrem zugenommen. "Super, hast du Lust was trinken zu gehen?", fragte er gut gelaunt. Bevor ich antwortete, sah ich kurz auf und bemerkte, dass mich Ramon und Enrique beide beobachteten. Ich konnte nicht einmal einen Anruf annehmen in ihrer Nähe und ich hasste es. "Klar, wann?", stellte ich die Gegenfrage. "So gegen acht. Ich schreib dir nachher aber nochmal. Dann sehen wir uns später oder?", kam es vom anderen Ende der Leitung. "Ja, bis dann!", sagte ich, dann verabschiedeten wir uns und ich legte auf. Beide meiner Brüder sahen mich an, als hätte ich gerade jemanden abgestochen. "Wer war das?", wollte Ramon sofort wissen. "Eine Freundin, mit der ich nachher etwas trinken gehe.", log ich. Ich konnte verdammt überzeugend lügen, auch etwas, was ich nur wegen meinen Brüdern gelernt hatte. Sie sahen sich skeptisch an, dann widmeten sie sich wieder dem Tisch. 

Um kurz nach acht saß ich dann tatsächlich in einer kleinen Bar, Nico saß mir gegenüber und erzählte mir, dass er auf Mallorca aufgewachsen war und zwei Schwestern hatte. Ich hörte ihm aufmerksam zu, verlor mich aber immer wieder im Klang seiner Stimme. "Und du? Hast du Geschwister?", fragte er, als unsere bestellten Getränke an den Tisch gebracht wurden. Ich bedanke mich zuerst bei der Bedienung, bevor ich erzählte:"Ja, drei ältere Brüder." Er nickte, nahm einen Schluck von seinem Cocktail und lächelte mich dann an. "Ist bestimmt nervig oder?", wollte er schmunzelnd wissen. "Nervig ist gar kein Ausdruck! Sie versuchen alles zu kontrollieren, was ich so tue.", antwortete ich vehement nickend. "Ich kenn das, wenn's um meine kleine Schwester geht, versteh ich auch keinen Spaß.", erwiderte er amüsiert. "Nein, du verstehst nicht. Sie sind kontrollsüchtig, vor allem Alarico. Er hat mir schon einiges im Leben versaut, weil es nicht in seinen Kram gepasst hat.", erklärte ich, ohne irgendwas über die Gang preiszugeben. Auf gar keinen Fall wollte ich, dass er mich mit den Mala Noche in Verbindung bringen würde. "Das ist ja krass. Hast du ihm schonmal die Meinung gesagt?", hakte er besorgt nach. "Klar und ich ignoriere generell jede neue Regel, die er sich einfallen lässt.", gab ich ihm als Antwort und seufzte. "Also hast du ihm auch nicht gesagt, dass wir unterwegs sind, nehme ich an.", stellte er zögernd fest. "Nein, er hätte mich wahrscheinlich nicht gehen lassen, hätte ich's getan.", gab ich ehrlich zu. Da er das nun wusste, bereitete ich mich ehrlich gesagt darauf vor, dass er mich nicht mehr kennenlernen wollte, aber das tat er nicht. Er blieb sitzen, lächelte und sagte:"Damit werd ich wohl leben müssen." Überrascht sah ich ihn an, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Nico war völlig entspannt und war tatsächlich der erste Mann, den das nicht sofort abschreckte. "Das hab ich jetzt nicht erwartet, um ehrlich zu sein.", sagte ich, bevor ich von meinem Wasser trank. "So schnell wird man mich nicht los. Du bist nicht die erste Frau mit anstrengenden Brüdern.", erwiderte er und zwinkerte mir zu. Ich musste lächeln, weil es mir Hoffnung gab. 

Kurz vor Mitternacht machten wir uns dann auf den Heimweg. Nico bestand darauf, mich nach Hause zu bringen. Es war eine relativ warme Nacht, also entschieden wir uns, durch einen Park zu laufen, anstatt die Bahn zu nehmen. Hätten wir mal die Bahn genommen, denn nicht einmal fünf Minuten, nachdem wir losgegangen waren - wir waren noch nicht im Park angekommen, sondern gingen an der Straße entlang -, schnitt uns ein schwarzer Mercedes den Weg auf dem Gehweg ab. Sofort blieb Nico stehen und stellte sich schützend schräg vor mich. Ich kannte das Auto und wusste, dass zumindest ich nicht in Gefahr war, sondern eher er. Auf dem Beifahrersitz konnte ich Enrique erkennen, trotz der getönten Scheiben. Ein wütender Alarico stieg auf der Fahrerseite aus und knallte dabei die Autotür so laut zu, dass ich zusammenzuckte, dennoch war ich eher genervt, als ängstlich. "Steig ins Auto, Lucrecia.", versuchte mein Bruder ruhig zu sagen, während er auf uns zukam. Nico und ich wichen zurück, er stellte sich immer noch schützend vor mich. "Nein.", antwortete ich gereizt. "Ich werd's nich nochmal sagen.", warnte Alarico aggressiv. Ich wusste, es würde wieder eskalieren, aber ich wollte dieses Mal nicht nachgeben. Diese Situation hatten wir schon einmal erlebt, damals war ich eingestiegen und genau das hatte den Jungen völlig verschreckt. "Sie hat nein gesagt.", kam es streng aus Nicos Mund. "Mit dir hat keiner geredet.", schoss es aus dem Mund meines Bruder. "Nico, mach das lieber nicht.", riet ich ihm leise. "Lucrecia, du steigst jetzt in dieses Auto und damit basta.", forderte Alarico. Ich konnte auch im Dunkeln sehen, dass er einen roten Kopf hatte und sich zusammenreißen musste. Vehement schüttelte ich meinen Kopf, drückte mich an Nico vorbei und blieb stehen. "¿Quién es él?", wollte mein Bruder wissen, als er direkt vor mir stehen blieb. Mit einer Kopfbewegung zeigte er auf Nico. "Un amigo.", gab ich ihm mit zusammengepressten Zähnen als Antwort. Alarico lachte einmal kurz auf, bevor er mal wieder mein Handgelenk packte. Nico, der genau hinter mir stand, wollte dazwischen gehen, aber ich hielt ihn zurück, während ich mich aus dem Griff meines Bruders befreite. Mittlerweile war Enrique ebenfalls aus dem Auto gestiegen, allerdings stand er in der offenen Tür und hatte seine Arme auf den oberen Rand aufgelegt. "No me faltarás el respeto otra vez.", schnaufte Rico wütend. Er war mir nun so nahe, dass unsere Gesichter sich fast berührten. Enrique wurde langsam nervös, er kannte unseren Bruder genauso gut wie ich und wusste, dass, wenn er nicht eingreifen würde, Alarico wieder zuschlagen würde. Schnellen Schrittes kam er ebenfalls auf uns zu, gerade im richtigen Moment, weil unser Bruder schon seine Hand hob, die Enrique dann festhielt. Mein Herz raste, nicht nur vor Wut, sondern auch vor Angst. "¡Rico, cálmate!", redete er auf ihn ein. Alarico hatte mich mit seinen Augen fixiert und beachtete ihn nicht wirklich. "Mírame, diablo y escúchame. Estamos en el público, reiß dich also zusammen!", redete er weiter auf unseren Bruder ein, der weder zu Enrique sah, noch schien er ihm zuzuhören. Rique stellte sich zwischen uns, damit er im Blickfeld von Alarico stand und nahm sein Gesicht in die Hände. "Déjalo, hermano. Ahora nos vamo' a casa.", sagte er in einem aggressiven Ton, so kannte ich ihn gar nicht. Da Alarico nicht anders konnte, als unseren Bruder anzusehen, konnte ich erkennen, wie sein eiserner Blick langsam weicher wurde und seine Atmung sich wieder beruhigte. Es dauerte noch ein bisschen, bis er nickte, sich von ihm löste und mich noch einmal ansah. "Steig wieder ins Auto, ich komm gleich.", forderte Enrique, bevor er sich zu mir umdrehte. "Lo siento, querida. Ich hab versucht, ihn aufzuhalten.", sagte er nun zu mir in einem deutlich liebevolleren Tonfall. "Woher wusste er überhaupt, dass ich hier war?", wollte ich wütend wissen. "Er ortet dein Handy ständig.", gab er zu und seufzte dann. Ich war fassungslos und stinksauer. "Komm Nico, wir gehen.", sprach ich dann Nico an, der ziemlich verwirrt immer noch hinter mir stand. Ich verabschiedete mich weder von Enrique, noch von Alarico, drehte mich um, nahm Nicos Hand und zog ihn mit mir mit. "Es tut mir so unheimlich Leid, dass du da mit reingezogen wurdest.", entschuldigte ich mich, sobald wir etwas weiter weg waren. "Das war... heftig.", war das einzige, was er herausbrachte. "Ich kann verstehen, wenn du mich danach nicht mehr sehen willst.", fing ich an und sah auf den Boden. Wir waren auf dem Weg Richtung Bahnstation, nach dieser Begegnung wollte ich auf gar keinen Fall mehr laufen. "Ich sagte doch, so schnell wird man mich nicht los. Zugegeben, ich hatte echt Angst, er würde mich schlagen, aber das ist noch kein Grund für mich, dich nicht mehr kennenlernen zu wollen.", antwortete er, zuckte mit den Schultern und lächelte mich an. Er brachte mich bis zur Haustür, dann umarmten und verabschiedeten wir uns - wieder so lang, wie bei unserer ersten Begegnung.     

Diabla. (Nico Santos)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt