Sexta Parte: Besitos.

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Einen Monat lang traf ich mich immer wieder heimlich mit Nico, dabei hatte ich aus dem Verhalten meines Bruders gelernt, dass ich mein Handy lieber zuhause ließ. Ich war so verdammt verknallt in ihn, dass es mir besonders wichtig war, Alarico von ihm fernzuhalten. Er hätte mir sowieso alles vermasselt und je länger wir uns heimlich trafen, desto besser wurde ich darin, mich nicht zu verplappern und es dauerte nicht lange, bis meine Brüder dachten, ich würde mich nicht mehr mit ihm treffen. An diesem Nachmittag holte er mich mit dem Taxi ab, um mit mir aus der Stadt rauszufahren. Nico hatte eine Überraschung für mich und ich freute mich unheimlich. Das einzige was er gesagt hatte, war, dass ich Badebekleidung einpacken sollte. Wir begrüßten uns mit einer Umarmung, als ich in das Taxi eingestiegen war. "Wie geht's dir?", fragte er und grinste mich an. "Gut, gut und selbst?", antwortete ich glücklich. "Auch. Deine Brüder haben nichts mitbekommen oder?", wollte er besorgt wissen. Seit der Begegnung im Park war er ebenfalls darauf bedacht, ihnen nicht nochmal über den Weg zu laufen. "Keine Sorge, mein Handy ist oben und gesehen hab ich sie heute auch noch nicht.", beruhigte ich ihn. Nico nickte zufrieden und schenkte mir ein Lächeln. Auf der Fahrt war es relativ ruhig, aber ich genoss die Stille, die ich in der Stadt nicht erleben konnte. Etwas mehr als eine Stunde später kamen wir an einem kleinen Badesee an. Da es relativ warm war, war er gut besucht, aber bei weitem nicht so schlimm wie die Seen direkt um Berlin herum. Wir teilten den Preis für das Taxi, weil ich darauf bestanden hatte. Zwar taten mir knapp 70 Euro ganz schön weh mit meinem 450 Euro Gehalt, dennoch wollte ich nicht, dass er es alleine bezahlte. Nebeneinander gingen wir auf die Freizeitanlage zu, zahlten den Eintritt für den Strand und gingen dann durch den Eingang. "Ich war schon ewig nicht mehr hier.", bemerkte ich, als wir auf das Wasser zugingen. Ich hatte ihm bei einem unserer Dates von genau diesem See erzählt, denn meine Mutter war früher immer mit uns dorthin gefahren. "Deswegen dachte ich mir das würde dich freuen.", erwiderte er. Lächelnd nickte ich, aber das war noch nicht mal das Beste, das kam dann erst, als wir unter einem Baum unsere Sachen ausbreiteten. Nico packte Früchte aus seiner Tasche, eine Flasche Wein und eine Brotbox, in der sich Sandwiches befanden. Klar, es war nur ein Mini-Picknick, aber ich fand es süß. 

Wir gingen gerade vom Wasser zurück zu unserem Platz, als ich ein Kleinkind bemerkte, das auf uns zu rannte. Ich erkannte den Jungen erst nicht, weil ich ihn nicht wirklich beachtet hatte, dann rief er allerdings meinen Namen. Es war mein Neffe und ich war überrascht, ihn dort zu sehen. "Alejandro?", fragte ich etwas überrascht. Der Kleine kam auf mich zu und schlang sofort seine Arme um meine Beine. Ich legte eine meiner Hände auf seinen Kopf und sah mich panisch um. Wenn er hier war, dann waren es seine Mutter und Isabel mit Sicherheit auch. "Was ist los?", fragte Nico mich besorgt. "Das ist Alaricos Sohn. Seine Frau ist bestimmt hier und wenn die uns zusammen sieht, wird sie es ihm sicher sagen.", antwortete ich leise, damit Alejandro mich nicht hören konnte. Seufzend nickte er und ging schon mal zu unserem Platz vor, sodass ich nun alleine mit meinem Neffen mitten auf dem Strand stand. "Hier bist du!", hörte ich Gabrielas Stimme von links auf uns zukommen. "Lucrecia? Was machst du hier?", wollte sie sofort skeptisch wissen. Scheiße, ich musste mir etwas einfallen lassen. "Äh, es war so heiß in meiner Wohnung.", log ich schnell. "Bist du alleine hier?", fragte sie daraufhin. "Mit Miriam, die ist aber gerade auf dem Klo.", versuchte ich irgendwie die Situation zu retten. Gabriela sah mich skeptisch an, dann schaute sie sich kurz um, bis sie Nico unter dem Baum auf seinem Handtuch entdeckte. Dummerweise standen wir nicht allzu weit davon weg und so durchschaute sie mich ziemlich schnell weg. "Lu, du musst mich nicht anlügen.", sagte sie amüsiert. "Du bist mit Alarico verheiratet.", entgegnete ich in einem zynischen Tonfall. "Das mag sein, aber das heißt nicht, dass ich alles für gut befinde, was er so tut.", antwortete sie, was mich erleichtert aufatmen ließ. "Du wirst es ihm nicht sagen?", hakte ich dennoch skeptisch nach. "Nein, keine Sorge. Er macht sich viel zu viele Gedanken und ich finde, dass er es ein wenig übertreibt.", gab sie mir locker als Antwort. "Danke, Gabriela.", kam es erleichtert aus meinem Mund. "Dafür musst du aber kurz auf Ale aufpassen.", entgegnete sie. Ich nickte und sah zu meinem Neffen hinunter, der seinen Kopf immer noch an meinen Oberschenkel gelehnt hatte. "Ich hol ihn dann gleich wieder ab.", informierte sie mich und drehte sich wieder um. "Gabriela? Hat mich Isabel gesehen?", hielt ich sie nochmal auf. "Selbst wenn, wird sie auch nichts sagen.", antwortete sie, zwinkerte mir zu und ging dann auf ihr Handtuch zu. 

Um etwa 19 Uhr kam die Durchsage, dass die Anlage bald schließen würde, also packten Nico und ich langsam unsere Sachen zusammen. "Dein Neffe ist goldig.", kommentierte er, während er sein Handtuch zusammenlegte. "Ja, er ist ein kleiner Schatz!", stimmte ich ihm glücklich zu. Wir unterhielten uns auch weiter über Alejandro, als wir zum Ausgang gingen. Auch auf dem Weg nach Hause redeten wir, aber nicht über meine Familie, sondern über Nicos Musik. Er war wieder viel im Studio und hatte deswegen selten einen ganzen Nachmittag frei, weswegen ich ihm sagte, wie sehr ich es schätzte, dass er ihn mit mir verbracht hatte. Wie auf dem Hinweg auch schon teilten wir uns die Fahrtkosten wieder, als wir an meiner Wohnung ankamen. Er bezahlte den Fahrer und bedankte sich bei ihm, dann stieg er mit mir aus. Das war riskant, aber in diesem Moment war es mir egal, weil ich einfach nur glücklich war. Er wollte mich unbedingt bis zur Tür bringen, bevor er sich auf den Heimweg machen würde, einfach um sicher zu gehen, dass meine Brüder nicht dort auf mich warten würden. Es war so lieb von ihm, dass er sich wirklich Sorgen um mein Wohlbefinden machte. Ich schloss die Tür auf, bevor ich mich zum Verabschieden nochmal zu ihm umdrehte. "Danke, es war wirklich ein schöner Tag!", sagte ich zu ihm. "Finde ich auch.", antwortete er, bevor er mich anlächelte. "Also dann, wir sehen uns.", verabschiedete ich mich von ihm und lehnte mich nach vorne, um ihn umarmen zu können. Er hielt mich auf und sagte:"Darf ich dich küssen?" Mein Herz raste richtig und mir wurde wieder verdammt heiß. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss und sah verlegen auf den Boden, dann nickte ich. Nico legte eine Hand an meine Wange, bevor er sich zu mir herunterbeugte. Die Schmetterlinge in meinem Bauch rasteten völlig aus, als sich unsere Lippen berührten. Wir lösten uns viel zu schnell wieder von einander, aber ich war dennoch überwältigt. Während er sich langsam von mir entfernte, biss er sich auf die Unterlippe. So schnell ich konnte, ging ich durch die Haustür und schloss sie hinter mir. Überglücklich fing ich an, unkontrollierbar zu grinsen, während ich meine Wohnung betrat. 

Diabla. (Nico Santos)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt