Decimoquinta Parte: La Libertad.

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Die Woche in Paris verging wie im Flug und ehe ich mich versah, war auch schon der letzte volle Tag gekommen. Enrique hatte die Karten für den Freizeitpark so gebucht, dass wir zuerst alles sehen konnten, was wir wollten und den Urlaub dann damit beenden würden. Da es Herbst war, war der Park relativ leer und ich war froh darüber, weil ich es schade gefunden hätte, noch länger bei den Attraktionen anzustehen als wir es ohnehin schon taten. Am Vormittag besuchten wir das Disneyland, nachmittags wollten wir dann in den Filmstudiopark nebenan, weil ich unbedingt das Ratatouille probieren wollte, das es dort gab. Seit ich den Film zum ersten Mal gesehen hatte, wollte ich wissen, wie es schmeckt, weswegen ich mich besonders auf das Mittagessen freute. In voller Touristenmanier kaufte ich mir Minnie-Ohren am Eingang und setzte sie auch gleich auf. Nico beobachtete mich mit einem amüsierten Gesichtsausdruck, als Enrique Fotos von mir vor dem Eingang machte. "Wollt ihr so ein kitschiges Pärchenfoto machen?", fragte er amüsiert, bevor er Nico ansah. Dieser lachte kurz, ging aber dann zu mir hinüber und stellte sich neben mich. Er legte seinen Arm um mich, dann grinste er Richtung Kamera und ich tat es ihm gleich. Enrique kam ebenfalls nicht davon, allerdings wollte ich ein Selfie mit ihm machen und weil er die längeren Arme hatte, hielt er mein Handy in der Hand. Ich drückte ihm einen fetten Schmatzer auf die Wange, während er frech eine Schnute zog. "Darf ich das hochladen?", fragte ich ihn, als er mein Handy wiedergab und ich mir das Foto ansah. Ich fand es süß und ich hatte schon länger nichts mehr gepostet. "Klar, aber ohne Standort.", antwortete er schulterzuckend. Sofort öffnete ich Instagram, erstelle einen Beitrag und markierte ihn. Als Beschriftung wählte ich "El mejor hermano del mundo 💞", danach packte ich mein Handy wieder weg. Nico griff nach meiner Hand, während wir durch den Park schlenderten. Ehrlich gesagt, war es gar nicht so schlimm gewesen, dass Enrique dabei war. Manchmal bemerkten wir ihn nicht einmal, weil er entweder vor oder hinter uns ging und sich eher im Hintergrund hielt. Außerdem machte er Fotos von uns, so mussten wir keine Fremden fragen, und er übernahm öfter mal das Reden mit den Einheimischen, weil er ein wenig Französisch konnte, womit weder ich noch Nico etwas anfangen konnten, also war er sogar recht nützlich. 

Ich war völlig fertig, als wir am Abend im Hotel ankamen, trotzdem war der Tag noch nicht vorbei. Wie wollten das kostenlose Essen im Restaurant einlösen, also musste ich duschen gehen und mich etwas zurecht machen, denn es war ziemlich vornehm und danach wollten wir nochmal zum Eiffelturm, um die Lichtshow zu sehen. Ich ging zuerst duschen, weil ich deutlich länger brauchte als Nico. Nach etwa zehn Minuten stellte ich die Dusche ab und wickelte mich in ein Handtuch ein. Während ich vor dem Spiegel stand und meine Haare kämmte, konnte ich ein Klopfen an unserer Zimmertür hören, dann wie Nico sie öffnete und kurz darauf Enriques Stimme, allerdings hörte ich nicht, über was sie sprachen, weil ich mit dem Handy Musik hörte. Danach cremte ich mein Gesicht und meinen Körper ein. Als ich damit fertig war, wollte ich mir frische Unterwäsche aus dem Schrank holen, also öffnete ich die Badezimmertür und fand meinen Bruder und meinen Freund auf dem Bett vor. Beide hatten so ein Grinsen im Gesicht, das mir überhaupt nicht gefiel, dann bemerkte ich zwei Schachteln zwischen ihnen. Skeptisch sah ich zwischen ihnen hin und her. "Was ist das?", fragte ich zögerlich. Zuerst stand Enrique auf und hielt mir eine der Schachteln hin. "Mach's auf, dann weißt du's.", antwortete er dann. Langsam nahm ich ihm die Box ab, stellte sie auf den Tisch rechts von mir und hob den Deckel an. Eine Stoffschleife kam zum Vorschein, die um etwas gebunden war, das wiederum in Papier eingewickelt war. Das Louis Vuitton Logo war überall auf der Verpackung und ich wollte es ehrlich gesagt nicht aufmachen. Seufzend öffnete ich die Schleife und schob das Papier zur Seite. Reinste Seide kam zum Vorschein, was mich sofort dazu brachte meinen Bruder entgeistert anzusehen. "Nicht dein Ernst!", sagte ich entgeistert. Als wir Anfang der Woche auf der Champs-Élysées gewesen waren, hatten wir natürlich alle Boutiquen besucht, unter anderem auch Louis Vuitton, wo ich mich in ein schlichtes schwarzes Seidenkleid verliebt hatte, allerdings hätte ich mir das niemals leisten können, also hatte ich es nur anprobiert und es dann zurück gegeben. "Du spinnst!", rief ich aus, als ich mich wieder dem Kleid widmete. Vorsichtig zog ich es an den Trägern aus der Schachtel heraus. Die Träger bestanden zur Hälfte aus goldenen Kettenelementen. Ich war sprachlos und gleichzeitig verdammt glücklich, also legte ich das Kleid wieder in die Schachtel und umarmte Enrique, der flüsterte:"Sólo lo mejor para mi pequeña." Als ich ihn wieder losließ, wollte ich es sofort anziehen, also entschuldigte ich mich ins Badezimmer. Es saß perfekt und brachte alles gut zur Geltung, was ich ohnehin schon an meinem Körper mochte, allerdings war es so eng, dass ich darunter nichts tragen konnte, also weder BH, noch Höschen, dabei war es aber nicht unbequem. Nachdem ich ein wenig Schminke aufgetragen hatte, ging ich wieder zurück zu den Jungs. Mein Bruder fing an zu lächeln, als er mich sah, während Nico sich auf die Lippe biss. "Ich muss dir bis an dein Lebensende Essen kochen, um das irgendwie gleichzusetzen.", sagte ich an Enrique gewandt, der daraufhin lachte. Ich stand vor den Jungs und sah dann die zweite Schachtel an, die mir dann Nico reichte. Das Louboutin Logo stand mittig auf dem Deckel und ich hätte am liebsten geweint. Während wir die Boutiquen besucht hatten, waren wir auch in diesem Laden gewesen und ich hatte bewusst nichts anprobiert, weil ich überfordert gewesen war. Genau wie bei dem Kleid stellte ich den Karton auf dem Tisch ab, um ihn zu öffnen. Mir stockte der Atem, als schlichte schwarze Highheels zum Vorschein kamen, sie waren sehr hoch und liefen spitz zu. "Was stimmt mit euch beiden nicht?", fragte ich eher mich selbst als die Jungs, was beide zum Lachen brachte. Ich bedankte mich bei Nico mit einem Kuss, nachdem ich die Schuhe angezogen hatte. 

Nach dem Essen fuhren wir noch einmal zum Eiffelturm, wo ich dieses Mal Fotos machen wollte, einfach weil ich zurecht gemacht war und nicht aussah wie ein typischer Tourist. Dieses Mal übernahm das Nico, der mich fotografierte, während wir über eine Straße auf den leuchtenden Turm zugingen. Am Ende kam ein echt schönes Bild dabei raus und ich war glücklich. "Wollen wir auch hochfahren oder nicht?", fragte Nico, als wir fast direkt unter dem Turm standen. "Ja, bitte!", antwortete ich aufgeregt. Beim ersten Mal war die Schlange viel zu lang gewesen, als dass wir uns bei den Tickets angestellt hätten. "Fahrt ihr mal hoch, ich bleib lieber hier unten.", sagte Enrique und zwinkerte uns zu. Das ließ sich Nico nicht zweimal sagen. Sofort nahm er meine Hand und zog mich zur Kasse. Ich drehte mich zu meinem Bruder um und bedankte mich mit einem Lächeln. Er hatte Höhenangst, weswegen wir ebenfalls nicht beim ersten Mal hochgefahren waren. Nicht einmal zehn Minuten später standen wir auch schon auf der mittleren Plattform. Der Ausblick war atemberaubend und ich konnte mich gar nicht sattsehen an der Schönheit dieser Stadt. "Es ist so schön hier.", murmelte ich, während ich meinen Blick schweifen ließ. Nico stand hinter mir und hatte seine Arme um mich gelegt. Es war schön, sich mal wie ein normales Paar zu fühlen und ich wusste, dass ich das vermissen würde sobald wir wieder zuhause sein würden. 

Diabla. (Nico Santos)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt