Alarico
Ich ging gerade ein paar Finanzen des Stripclubs durch, weil ich alles für die Rückkehr meines Vaters vorbereiten wollte - kurz gesagt: ich wollte alles etwas übersichtlicher machen -, als die Tür zum Büro aufgerissen wurde. "¡¿Te has vuelto loco?!", schrie mich Enrique wütend an. Unbeeindruckt legte ich das Papier in meiner Hand weg und sah ihn an. "Was ist jetzt schon wieder?", wollte ich genervt wissen. Seit zwei Wochen herrschte ziemlich dicke Luft zwischen uns, also wunderte es mich nicht, dass er mal wieder einen Grund gefunden hatte, sauer auf mich zu sein. Er hatte mich verraten und mein Vertrauen missbraucht, weswegen ich ohnehin nicht gut zu sprechen auf ihn war. "Du hast Nico mit einer Waffe bedroht? Geht's dir noch ganz gut?!", gab er stinksauer zurück und stützte sich mit den Händen auf meinem Schreibtisch ab. "Woher weißt du das?", fragte ich verdutzt. Von Nico konnte er es kaum wissen, der hatte alle seine Social Media Accounts auf Eis gelegt und Lucrecia hatte mich geblockt, also ging ich davon aus, dass sie das mit unseren beiden Brüdern ebenfalls getan hatte. "Lucrecia hat's mir eben gesagt und sie war ziemlich angepisst, weil er sich nämlich deswegen von ihr getrennt hat. Herzlichen Glückwunsch, Diablo, du hast sie endlich wie ein Wildpferd gebrochen.", antwortete er zwar leiser, aber immer noch genauso aggressiv. "Dann hat sich mein Problem von selbst gelöst.", gab ich daraufhin entspannt zurück und widmete mich wieder den Papieren. "Hast du kein Herz? Du hast ihr den einzigen Menschen genommen, der trotz allem, was du so angestellt hast, bei ihr geblieben ist und dir ist das völlig egal oder was?", fragte er fassungslos. Ich wollte gerade etwas sagen, als ich von Ramon, der gerade durch die Tür kam, unterbrochen wurde:"Dafür haben wir jetzt ein ganz anderes Problem." Das war mir natürlich nicht egal, aber meiner Meinung nach war es besser so. "Ach ja, hab ich völlig vergessen zu erwähnen. Lu will die Aufnahme machen, auch deswegen.", stimmte ihm Rique zu. Sofort sah ich die beiden geschockt an. Das konnte nicht ihr Ernst sein. "Bitte was?", fragte ich, weil ich dachte ich hätte mich verhört. "Lu will der Gang beitreten.", wiederholte Ramon. "Auf gar keinen Fall!", antwortete ich sofort. "Du kennst die Regeln, wir müssen sie die Aufnahme machen lassen.", entgegnete er ruhig. Im Gegensatz zu Enrique war er relativ entspannt und versuchte das Ganze eher rational anzugehen. So war er schon immer gewesen. Er der, der immer mit dem Kopf an ranging, ich, der eher impulsiv handelte, und Enrique, der nach Gefühl agierte. "Das könnt ihr vergessen! Wisst ihr, was Papa mit uns macht, wenn er rauskommt und Lu ist ein Mala Noche? Der wird uns umbringen.", argumentierte ich dagegen. "Ja, aber leider hat sie das vor den anderen gesagt. Hätte sie das nur uns beiden gegenüber erwähnt, wäre das kein Problem.", entgegnete Ramon. Enrique blieb still, denn er kochte vor Wut und sagte lieber gar nichts, als völlig auszurasten. "Mierda... Was machen wir jetzt? Wir dürfen sie nicht umstimmen.", gab ich entrüstet zurück. "Sie muss jemanden hinrichten, Diablo. Das schafft sie nicht. Du kennst Lu, sie könnte keiner Fliege was zu leide tun.", sagte Ramon entspannt. Er machte sich wohl keine Sorgen, dass sie das ohnehin nicht durchziehen würde. "Schmerz verändert Menschen, Ramon. Wenn sie freiwillig beitreten will, wäre ich mir ehrlich gesagt nicht so sicher.", antwortete Enrique darauf aufgebracht.
Bestimmt eine Stunde lang diskutierten wir darüber, was wir nun machen sollten. "Wie sollen wir sie dazu bekommen, nicht mehr beitreten zu wollen?", überlegte Enrique laut. Ich dachte nach, es musste doch irgendein Schlupfloch geben, aber die Regeln besagten klar, dass sie nicht beeinflusst werden durfte, das hieß, keiner durfte auf sie einreden, dann kam mir ein Gedanke, der wahrscheinlich völlig absurd war. "Was wenn wir ihr jemanden vorsetzen, dem sie nie wehtun würde?", schlug ich vor. Enrique und Ramon, die vor meinem Schreibtisch hin- und hergelaufen waren, blieben stehen. "Das könnte funktionieren. Miriam würde sie niemals etwas antun.", stimmte Ramon zu. "Wollt ihr sie auch noch traumatisierten? Sie weiß nichts von der Gang und ich will Lu diese Freundschaft nicht auch noch versauen.", entgegnete Enrique. Er hatte Recht, das wäre zu viel gewesen und dann hätten wir sie erst recht nicht mehr umstimmen können. "Sonst hat sie keine Freunde.", kam es von Ramon. "Mir würde da noch jemand einfallen.", sagte ich, als ich an Enriques Worte dachte. Fragend sahen mich meine Brüder an, weswegen ich seufzte und dann antwortete:"Nico." Rique sah mich entrüstet an, bevor er den Kopf schüttelte. "Wenn wir ihn entführen, wird er sicher nie wieder mit ihr reden wollen.", kam es von ihm. "Wer redet denn von Entführung?", fragte ich überrascht. Wieder fragende Blicke, die mich durchbohrten. "Überlegt doch mal! Er weiß von der Gang, ich muss sowieso noch was gutmachen bei ihm und ich bin mir sicher, dass er nicht zulassen wird, dass sie ein Mala Noche wird.", erklärte ich ihnen. Skeptisch sahen sich meine Brüder an, sie konnten wohl nicht glauben, dass ich von mir aus auf ihn zugehen wollte. "Einen Versuch ist es Wert.", willigte Ramon ein. "Und was wenn sie doch abdrückt?", fragte Enrique ängstlich. Ich kramte eine Schachtel Platzpatronen aus der obersten Schublade meines Schreibtisches und stellte sie auf dem Tisch ab. "Das ganze fliegt doch auf, sollte sie abdrücken.", entgegnete er kopfschüttelnd. "Dann sind wir am Arsch, aber glaubt mir, soweit wird's nicht kommen.", antwortete ich selbstsicher. "Gut, dann fehlt jetzt nur noch das Wann und Wo und Nico.", kam es nachdenklich von Ramon. "Am besten noch heute Abend, so schnell es geht und im Keller wie immer. Um Herrn Wellenbrink kümmer ich mich.", sagte ich, stand von meinem Tisch auf und drehte mich zum Schrank hinter mir um. "Ich werd Lu bescheid geben.", informierte Ramon uns, bevor ich hörte, wie er durch die Tür verschwand.
Nachdem auch Enrique das Büro verlassen hatte, bereitete ich mich darauf vor, zu Nico zu fahren. Mein Bruder hatte mir seine Adresse gegeben, auch wenn ich ja bereits wusste, wo er wohnte. Ich hoffte wirklich, dass er mir wenigstens zuhören würde. Auf dem Weg nach draußen sah ich wie meine Brüder Lu alles erklärten, auch dass ich nun ihr Opfer abholen fuhr. Niemand wusste wie Nico aussah, Gott sei Dank, sonst wäre der Plan absolut bescheuert gewesen. Während der Fahrt durch Berlin wurde ich nervös. Außerdem dachte ich darüber nach, wie dämlich ich mich eigentlich verhalten hatte und dass all das nur meine Schuld war. Ich hätte sie einfach machen lassen sollen, anstatt meinen Willen mit allen Mitteln durchzusetzen. Als ich seiner Wohnung immer näher kam, legte ich mir zurecht, was ich sagen würde. Zuerst wollte ich mich entschuldigen, dann erklären, was mit Lu los war und ihn dann in den Plan einweihen. In seiner Wohnung brannte Licht. Während ich einparkte, atmete ich einmal tief durch. Beten half in dieser Situation auch nicht mehr.

DU LIEST GERADE
Diabla. (Nico Santos)
Fanfiction-"Du bist wie eine Droge, die ich niemals probieren hätte sollen!"- Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Lucrecia wächst zwischen Gewalt, Drogen und Angst auf, während Nico sich davon eher fern hält und trotzdem können die beiden nicht ohne ein...