Chapter 9: Trustfall

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Ich hatte es tatsächlich geschafft meine Neugier bis zur Mittagspause in Schach zu halten. Auch wenn ich mehr als nur einmal in Versuchung war Kenma einen Zettel zuzuschieben. Aber irgendwann geht das halt auch nicht mehr.

Kenma und ich saßen wieder an dem selben Tisch wie gestern in der Mensa. Er zockte am Handy und ich grübelte immer noch vor mich hin. Ich hatte es noch nicht geschafft ihn zu fragen, einfach weil er eigentlich damit selber anfangen sollte und nicht ich immer nach bohren musste. Ergibt das Sinn? Schon oder. Mehrmals warf ich ihm Blicke zu, wir saßen diesmal gegenüber. Er war aber viel zu vertieft in sein Spiel als das er mir Beachtung schenken würde.

„Na ihr?", drang die Stimme von ich glaube Yaku an mein Ohr. Darauf folgte ein 'Schhht' von mehreren Personen. War ich etwa eingeschlafen? Wann war das denn passiert? Wie viel von der Pause hatte ich bitte verpennt? Müde öffnete ich ein Auge. Alle vom Team saßen bereits am Tisch. Irgendwann hatte ich wohl meinen Kopf in meinen Armen auf dem Tisch gebettet. Wann wurde ich denn bitte so unglaublich müde?

„Hmm?", gab ich irgendwann von mir. Die Jungs flüsterten untereinander, als ob sie mich nicht wecken wollte. Aber mal ehrlich, ihre Stimmen hätten beim Lärm in der Mensa auch nicht viel ausgemacht. „Oh hey, du bist ja wach.", vernahm ich schon wieder die Stimme von Yaku, doch diesmal schob sich auch noch sein Gesicht in mein Blickfeld. Ich war wirklich eingeschlafen. Zum Glück war ich noch so müde, das mir die Situation gar nicht peinlich war. Nickend setzte ich mich wieder richtig hin und streckte mich einmal. „Wann bin ich denn eingeschlafen?", nuschelte ich. Mehr zu mir selbst als zu den Jungs. „Fast direkt nach dem die Pause angefangen hat.", antwortete mir Kenma freundlicherweise. Er hatte sich allerdings keinen Millimeter bewegt. Saß noch genauso da wie bevor ich eingepennt war. „Wie lang?", gähnte ich. Ich war immer noch nicht richtig wach und nahm die Jungs auch nicht wirklich war. Aber so langsam klärte sich mein Sichtfeld. Das komplette Team war wieder vollständig am Tisch. Kenma und Yaku gegenüber von mir, Kuroo und Lev jeweils auf einer Seite neben mir. Da ich jetzt so langsam wieder klar denken konnte und nicht mehr alles hinter einem Schleier der Müdigkeit verdeckt war, realisierte ich die Situation. Hoffentlich hatte ich nicht allzu schlimm beim schlafen ausgesehen. Was ist wenn ich geschnarcht hatte. Himmel, jetzt wurde es mir doch peinlich. Wehmütig sehnte ich meine Müdigkeit wieder herbei, da war mir wenigstens nicht peinlich gewesen. „Nicht lang, vielleicht so fünfzehn Minuten?", gab Kenma wieder von sich. Ok, fünfzehn Minuten waren doch in Ordnung. Also irgendwie halt. Als Antwort nickte ich einfach nur. Was hätte ich denn auch sagen sollen.

„Mayumi erinnerst du dich daran, dass ich gesagt habe ich erzähl es dir später?", fragte mich Kenma nachdem fünf Minuten vergangen waren. Währenddessen hatte ich den Gesprächen der anderen gelauscht und bisschen was von meinem Essen gegessen. Ich schaute Kenma an und nickte. Natürlich erinnerte ich mich daran was er mir heute Morgen auf diesen Zettel geschrieben hatte. Meine wieder neu angefachte Neugier flammte auf. Ich wollte unbedingt wissen um was es bei dieser Besprechung ging. „Naja, jetzt ist später.", sagte Kenma nur und spielte weiter an seinem Handy.
Also ne Antwort war das ja nicht wirklich. Verwirrt schaute ich ihn an. Kam da noch was? Sollte ich etwas sagen? Wie läuft denn eine normale Konversation ab? Hilfe.

„Was unser lieber Kenma sagen wollte ist, das jetzt der Zeitpunkt ist wo du erfahren sollst worum es in der Besprechung ging.", sprang Kuroo für seinen Freund Kenma ein der offensichtlich nicht mehr reden wollte. „Es ging um dich.", mampfte Lev. Ich weiß nicht ob man mir ansah wie Kreidebleich ich geworden bin, aber es war ein Schock für mich auch wenn ich irgendwie gewusst habe das ich der Grund war. Aber warum war ich der Grund? Und warum hatten sie die Besprechung in der Früh und nicht nachdem ich aus der Halle gestern verschwunden bin. „W... Wieso?", fragte ich kleinlaut nach. Warum musste ausgerechnet immer ich von einer peinlichen Situation in die nächste taumeln? Reichte es nicht langsam mal? „Lev du Idiot!", zischte Yamamoto und schlug Lev auf den Hinterkopf. „Wir haben nichts schlimmes besprochen.", versuchte mit Yaku zu beruhigen. Bevor ich aufspringen und einfach weg laufen konnte fügte der Libero noch hinzu: „Nur wie wir uns besser kennen lernen können." „Wir wollen das du uns vertraust. Wir wollen dich als Managerin auch nicht verlieren, auch wenn du das erst seit ein paar Tagen bist. Aber Nekoma hatte schon viel zu lange keine Managerin mehr.", besserte Kuroo aus. Er war ja immerhin der Teamkapitän und hatte somit auch das letzte Wort. „Ihr wollt mich besser kennen lernen?", bohrte ich nach. Irgendwie war ich erleichtert. Ich hatte ja fest damit gerechnet das sie mich nicht mehr dabei haben wollen und aus dem Team werfen. Aber damit hatte ich ja gar nicht gerechnet. Also ja klar das man einander besser kennen lernen wollte verstand ich noch, aber das ich ihnen vertrauen sollte. Ging dass dann nicht bisschen zu weit oder hatte ich den Sinn einer Freundschaft nicht ganz kapiert? „Ja Mayumi, wir wollen dich besser kennenlernen. Und deswegen hat Kuroo was ganz cooles vorgeschlagen.", schwärmte Lev vor sich hin. „Was ganz cooles? Aber doch nicht solche Trustfall Aktionen, oder?", man hörte die Panik in meiner Stimme dezent raus. Aber sowas war nicht cool, sondern dämlich. Absolut dämlich. Wenn nicht sogar Hirnverbrannt. Ich lass mich doch nicht fallen und hoffe das mich ein Haufen Jungs auffangen wird. Gott nein! So weit kommts noch. Das einzige worauf ich mich nach hinten fallen lasse ist mein Bett und das wars. Ich bin doch nicht bescheuert. „Nein, nein keine Sorge. Wir dachten da eher an so was wie ein Wochenende zusammen. Also versteh das nicht falsch ok. Sowas wie das Trainingslager nur in Lite. Also das wir alle unter einem Dach schlafen oder bis in die Nacht rein was spielen und halt auch gemeinsam trainieren. Nur wenn du Bock hast.", stammelte Yaku. Der Libero war unsicher? Wieso war er unsicher? Denken sie das ich die Idee scheiße finde? Also sonderlich angetan bin ich nicht von der Idee. Aber alles ist besser als so ein scheiß Trustfall. Also sollte ich jetzt zustimmen oder lieber die Spaßbremse der Gruppe sein und es lassen. Wäre es denn wirklich eine gute Idee mit zehn Jungs unter einem Dach zu schlafen? Klang mir mehr wie eine Gruppenvergewaltigung. Aber so sind die Jungs doch nicht? Oder? Denke ich gerade zu viel? Wahrscheinlich. Wird es immer absurder je länger ich darüber nachdenke? Definitiv. Was sag ich denn jetzt nur? Die starren mich alle so erwartungsvoll an. Wo ist die Pausenglocke wenn man sie mal braucht. Muss ich jetzt schon antworten? Warum wollen die das? Achja, um mich kennenzulernen. Aber reichte da nicht was anderes? Kleineres. Trainingslager Lite? Klang eigentlich ganz cool. Aber wenn ich das mache, was sag ich meiner Mutter. Würde sie mich gehen lassen, wenn sie wüsste das ich dann alleine mit zehn, ZEHN Jungs wäre? „Die starren mich ja immer noch an.", dachte ich panisch. Meine Gedanken kreisten immer schneller. Konnte man den Rauch sehen der aus meinen Ohrenqualmte? Ich hoffe nicht. Das wäre auch wieder peinlich. Aber ich musste langsam echt was sagen. Wie viel Zeit war eigentlich vergangen, zwischen der Frage und naja jetzt? Egal, ich muss was sagen. „Kann ich mir das überlegen?", fragte ich dann endlich schüchtern. Sofort sagten alle was zwischen 'Ja klar kein Ding' und 'Nimm dir Zeit' bis hin zu 'vor dem Training will ich es aber wissen'. Hetzt mich doch nicht so. Und dann endlich, die erlösende Pausenglocke. Ruckartig stand ich auf und verlies den Tisch. War ich jetzt zu schnell abgehauen? Hätte ich langsamer aufstehen sollen. Bin ich überhaupt normal schnell aufgestanden oder wie der Flash in peinlich? Aber egal, erstmal nichts wie weg. Vielleicht hatte ich bis zum Training eine richtige Antwort. Aber wahrscheinlich eher nicht. Kann man sich schnell für sowas entscheiden, oder spielen meine Gedanken nur verrückt und es ist alles eigentlich Harmlos.

Während dem Unterricht dachte ich natürlich weiter darüber nach. Sollte ich wenn die Schule für heute vorbei ist meiner Mutter schreiben und einfach mal nachfragen ob es für sie denn überhaupt ok wäre? Aber hatten sich die Jungs das überhaupt gut überlegt? Wo würden wir dann schlafen und essen und alles?

Ich nahm mir gegen Ende der Stunde vor meiner Mutter zu schreiben und sie einfach mal zu fragen, schlimmer als nein kann sie ja nicht sagen. Aber wollte ich überhaupt das sie ja sagt? Oder wäre es mir lieber wenn sie nein sagen würde, weil es alles einfacher machen würde? Was wollte ich überhaupt. Ja oder nein? Daheim hocken und chillen oder versuchen Spaß zu haben oder sowas in der Art. Zuhause oder Trainingslager Lite. Naja Trainingslager Lite klang auf jeden fall besser als Zuhause. Aber würden die Jungs mich dazu zwingen auch zu trainieren? Wollte ich trainieren, wollte ich das sie mich dazu zwangen zu trainieren weil ich eigentlich selber trainieren wollte?

Wieso war es immer nur so schwer Entscheidungen zu treffen? Am besten sind sie doch wenn sie spontan sind. Dann denke ich nicht so viel darüber nach. Aber zum Glück kannte ich noch eine Art Trick wie ich herausfinden konnte was ich wollte. Also schrieb ich auch einen Zettel 'Trainingslager Lite' und auf den anderen 'Zuhause'. Dann faltete ich die Zettel identisch zusammen und steckte sie in meine Blazer Tasche. In fünf Minuten, wenn ich nicht mehr weiß wie welcher Zettel sich angefühlt hat, ziehe ich einen und wenn ich enttäuscht bin will ich das andere. Wenn ich mich freue, wollte ich das von Anfang an.

Nach fünf Minuten steckte ich meine Hand wieder in die Blazer Tasche und zog einen Zettel. Vorsicht legte ich ihn vor mich auf den Tisch. „Sollte ich den Zettel wirklich auf machen?", dachte ich nach. „Ja, ich muss das für mich selber wissen.", dann öffnete ich den Zettel und war enttäuscht.

'Zuhause'

Da stand Zuhause auf dem Zettel und ich war enttäuscht. Das heißt dann wohl das ich mit ins Trainingslager Lite wollte. Das hieß wiederum das ich nun wirklich meine Mutter nach ihrer Erlaubnis fragen musste. Also gut, Trainingslager Lite dann wohl. „Ich sage es den Jungs nach der Entscheidung meiner Mutter.", grübelte ich. Aber was war denn jetzt wenn meine Mutter nein sagen würde? Aber ich wollte do mit. Wenn sie nein sagt, was mach ich dann? Erzähle ich dann sowas wie: „Eigentlich wollte ich ja mit, aber meine super strenge Mutter hat es mir nicht erlaubt." Das klingt doch einfach nur nach einer Ausrede. Ich musste meine Mutter davon überzeugen mich mit zu lassen. Denn das war es ja was die Zettel mir gezeigt haben. 

//Wenn es Kritik gibt, nur her damit 😊//

Managerin von NekomaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt