Chapter 25: Zimmerpflanze

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Stillschweigend rollten wir das Netz zusammen. Also eigentlich leistete ich Kuroo nur Gesellschaft während er die meiste Arbeit machte. Wieso sollte ich ihm dann helfen, wenn er eh alles alleine macht? Wir redeten ja noch nicht mal. Ich stand nur da und berührte kaum das Netz. Warum sollte ich hier sein? Das ergab einfach keinen Sinn und nur wegen dem Blauen Fleck nur rumzusitzen wollte ich ja schließlich auch nicht. Es war ja nicht so das ich auf einmal gar nichts mehr tun konnte. „Kuroo, warum soll ich dir helfen wenn du mich eh nichts machen lässt?", fragte ich dann irgendwann als das nichts tun anfing zu nerven. „Oh ehm, tut mir leid. Ich wollte nur nicht das du deinen Rücken belastest.", nuschelte der Riese neben mir. Warum war er schon wieder so komisch. Als ob er unsicher wäre. Wieso sollte er unsicher sein? Das ergab mittlerweile alles keinen Sinn mehr. „Meinem Rücken geht's gut. Das hab ich dir zu verdanken.", versuchte ich es und schnappte mir das Netz. Jetzt war er derjenige der nur rumstand während ich das Netz fertig aufrollte. Mein Rücken wurde dadurch auch nur kaum belastet. Es tat weh, was auch klar war, dennoch war es besser als nichts zu tun. Dann fühlte ich mich nicht ganz so Nutzlos. Schließlich erwachte Kuroo wieder aus dem komischen Zustand und kam gerade rechtzeitig zu mir um mir das Netz wieder abzunehmen und es in das Gerätelager zu tragen. Ich ging einfach neben ihm her, denn das Netz war sowieso zu schwer für mich. Ein Wunder das ich es überhaupt solange tragen konnte. Ich musste wirklich mehr an meiner Fitness arbeiten. Auch wenn ich nicht viel geholfen habe, weil er mich nicht gelassen hat war es dennoch schön einfach in seiner Nähe zu sein. Bei dem Gedanken fingen meine Wangen schon wieder an zu brennen. Ich wusste nicht genau welchen Rotton sie angenommen haben, aber ich hoffte einfach mal das es noch Gesund aussah. Denn ich wollte ja schließlich nicht schon wieder wie eine Ampel aussehen. Im Lager angekommen hängte er es an seinen Platz, ich stand einfach nur rum und dekorierte die Umgebung. Sah so aus als würde das mein neues Hobby werden, wie eine Zimmerpflanze. Als ich mich als Zimmerpflanze vorstellte musste ich leise kichern. Die Vorstellung war einfach zu komisch. „Was ist so lustig Trinkpäckchen?", neckte mich Kuroo als er sich wieder zu mir umgedreht hatte. Wie konnte er so schnell seine Stimmung ändern? Von etwas was wie Unsicherheit aussah zu seinem normalen sarkastischen ich. Er kam mir ganz nah und sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von meinem Entfernt. Aus einem Reflex heraus schaute ich kurz zu seinen Lippen die sich zu einem teuflischen Grinsen verzogen haben und prompt verschluckte ich mich an meinem eigenen kichern. Schnell drehte ich mich von ihm weg und fing an zu husten. Himmel, hatte ich mich gerade wirklich an mir selber verschluckt? Das war ein neuer Rekord. Und damit hatte ich eigentlich ein neues Level an Peinlichkeit erreicht, aber zum ersten Mal seit ich wieder zu Schule ging machte es mir nichts aus. Eigentlich fand ich es nicht mal wirklich Peinlich, denn in meinem Kopf war ich immer noch eine Zimmerpflanze. Und Zimmerpflanzen war nichts peinlich. Trotzdem bekam ich vor lauter husten kaum noch Luft und somit musste Kuroo mir auf den Rücken klopfen bis es wieder ging. Natürlich lachte er mich aus. Ich konnte ihm das nicht mal verübeln. Endlich bekam mein Gehirn wieder genug Sauerstoff um die Situation überhaupt richtig zu Realisieren. Und schwubs war es mir wieder Peinlich, mein Pflanzen ich war weg. Die Röte stieg mir abrupt ins Gesicht und ich musste mich vor Scham noch weiter von Kuroo weg drehen. Hoffentlich hatte er es nicht bemerkt. Warum musste ich mich ausgerechnet wenn er dabei ist verschlucken? Wieso passierte sowas immer nur wenn der Kapitän in der Nähe war? Und wieso dachte ich gerade nur noch an seine Lippen? Allein bei dem Gedanken daran wurde mir nochmal heißer. Dieser Typ hatte einen unglaublich großen Einfluss auf meinen Körper und er beherrschte meine Gedanken. „Geht's wieder?", fragte er mich. Das war der Moment wo ich bemerkte das er mir auf den Rücken geklopft hatte, vor lauter Sauerstoffmangel habe ich es nicht bemerkt, aber jetzt tat es ziemlich weh. Vor allem weil er wahrscheinlich unbewusst auf den Blauen Fleck geschlagen hatte. „Nein.", wimmerte ich leise und fasste mir an den Rücken. „Oh scheiße, ich hab dir auf den Rücken geschlagen. Tut mir leid.", entschuldigte sich der Kapitän schon fast hysterisch. Anscheinend hatten wir beide vergessen das ich brutal von einem Volleyball getroffen wurde. „Ist schon gut.", brachte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor und versuchte aus dem Geräteraum zu schlurfen. Ich traute mir gerade nicht zu mich aufzurichten, weshalb ich nur gebückt vorwärts kam. Und Kuroo ansehen wollte ich auch nicht, denn dann würde er meine roten Wangen sehen. „Warte.", hielt mich Kuroo ab den Raum zu verlassen und griff nach meinem Handgelenk. Schnell hatte er mich in eine Umarmung gezogen und legte seinen Kopf vorsichtig auf meiner Schulter ab. „Tut mir leid. Mayumi, ich hab fast vergessen das ein Attentat auf dich verübt wurde.", scherzte der ältere an meinem Ohr. Wäre der Schmerz in meinem Rücken nicht so groß hätte ich ihn fast vergessen. Was machte dieser Typ nur das mein Herz so schnell schlug und ich anfing alles um uns herum zu vergessen? Für eine Sekunde lehnte ich mich gegen ihn, allerdings löste das eine weitere Welle an Schmerz aus. „Ehm Kuroo, kannst du mich bitte los lassen?", murmelte ich. „Oh, ja kann ich.", antwortete er mir. Jedoch klang er verletzt, fast so wie heute Morgen. Schnell drehte ich mich zu ihm um nachdem er mich los gelassen hatte und tatsächlich über sein Gesicht huschte wieder der verletzte Ausdruck. Ich wollte ihn nicht schon wieder so sehen also musste ich etwas unternehmen. „Es tat am Rücken weh, deshalb.", versuchte ich mich zu erklären. Diese Situation war wirklich komisch, aber ich wollte nicht das er diesen Gesichtsausdruck hatte. Das tat mir irgendwie mehr weh als mein Rücken. War ich wirklich so sehr in ihn verschossen das es mir selber schon weh tat wenn er nur so einen Ausdruck hatte? War es wirklich schon so schlimm um mich geschehen? „Ah, achso. Tut mir leid.", murmelte Kuroo nur und trat noch einen Schritt zurück. Diese Situation war definitiv komisch. Peinlich berührt und mit dezent glühenden Wangen machte ich auch einen Schritt in Richtung Tür. „Als ehm wir sollten dann wieder raus. Essen und so.", stotterte ich rum um diese Stimmung aufzulockern. Kuroo stimmte mir nickend zu und gemeinsam traten wir aus der Tür. Wieso war es gerade so komisch zwischen uns? Als er sich um meine Wunden gekümmert hat war doch noch alles gut, wieso war er denn schon wieder so distanziert. Oder war ich distanziert? Irgendjemand von uns beiden war es definitiv, wenn nicht sogar wir beide. Aber warum das so war konnte ich nicht sagen. War es wegen dieser Umarmung? Ich hatte ihn ja nicht wirklich von mir weg stoßen wollen, ich hatte sogar erklärt warum. Also wieso war er schon wieder so zu mir? Was hatte ich Flasch gemacht, oder falsches Gesagt? „Hey Leute, das Essen ist da.", rief der Vize-Kapitän durch die Halle. In freudiger Erwartung fing mein Magen auch an zu knurren. Hatte ich wirklich so großen Hunger? Wann hatte ich überhaupt das letzte mal etwas gegessen? Hatte ich überhaupt gefrühstückt? Der Tag erschien mir obwohl es gerade einmal Mittag war unendlich lang. Ich konnte mich kaum an etwas erinnern, außer die Sache nach dem Aufstehen. Daran würde ich mich wohl leider mein Leben lang erinnern. Mit dem Kopf voller Gedanken an Kuroo ging ich zusammen mit den anderen aus der Halle. Die Trainer hatten uns Pizza bestellt und wir setzten uns mit den Kartons wieder hinten auf die Wiese. 

Managerin von NekomaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt