Chapter 14: Mondschein

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Kuroo war der erste der fertig war und kam auf mich zu. „Wieso bist du noch nicht vor gegangen?", fragte er mich und trocknete seine noch leicht feuchten Hände an seinen Shorts ab. „Ich ehmm.", stotterte ich rum. „Ich ehmm was?", provozierte er mich. „Ich weiß nicht wo ich lang muss.", nuschelte ich. „Du weißt was nicht? Es ist einfach gerade den Flur entlang.", lachte mich der Riese aus. Es tut mir ja leid das ich mir keine Weg Beschreibungen oder Namen merken konnte. Aber mich deswegen auszulachen war einfach nur Gemein. „Ich will nach Hause.", murmelte ich. In diesem Moment überkam mich das schreckliche Gefühl von Reue. Ich bereute es zugestimmt zu haben. „Na komm, wir gehen zusammen.", lächelte mich der älter auf einmal fürsorglich an. Hatte ich das vorhin etwa laut gesagt? Oder sah man mir an wie unangenehm es mir war. Seit wann war Kuroo so nett zu mir, er hatte mich nicht mal Trinkpäckchen genannt. Ich gebe es ungern zu, aber so langsam hatte ich mich sogar an diesen richtig bescheuerten Spitznamen gewöhnt. Das war mir lieber als wenn Kuroo so war wie er gerade eben war. Mit freundlichen Menschen umzugehen ist schwerer als mit sarkastischen Idioten. Oder noch schlimmer, hatte Kuroo etwa gesehen wie fertig er mich mit dem Spruch eigentlich gemacht hat und versuchte das jetzt wieder gut zu machen auch wenn es komisch war. Aber dankbar war ich ihm schon. Auch wenn es ein gerader Flur war, bestand immer noch die Möglichkeit das ich mich verlief. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar gering, aber es wäre nicht unmöglich gewesen.

Das Essen verlief dann ereignislos, naja außer das Kuroo Kenma zum essen zwang. Was aber wiederum nichts ungewöhnliches mehr war. Dieser Puddingkopf würde noch verhungern, wenn Kuroo nicht dafür sorgen würde das er was aß. Wenn er dann mit der Schule fertig war und ich noch auf die Nekoma Oberschule gehen sollte, musste ich das wohl übernehmen. Aber könnte ich Kenma sein Handy einfach wegnehmen? Eher nicht, er sah manchmal so aus als würde er entweder gleich weinen oder einen beißen. Das Risiko war mir dann doch zu hoch. „Okay Leute, heute wird früh schlafen gegangen. Das Training beginnt morgen um acht Uhr, das heißt um sieben wird gefrühstückt. Also stellt euch einen Wecker. Jungs ihr wisst ja wo ihr hin müsst. Mayumi hat das Zimmer links neben euch, also zeigt es ihr bitte. Und jetzt ab ins Bett mit euch, sonst kann man mit euch morgen nichts mehr anfangen.", kommandierte uns mein Opa aus dem Speiseraum. Artig gingen wir alle zum Eingang zurück um unsere Taschen zu holen. Danach ging es ein Stockwerk höher. Die Zimmer lagen alle gleich im Flur. Meines war wie gesagt schon links neben den der Jungs. „Ok Mayumi, du kannst das.", ermutigte ich mich selber und betrat den kleinen Raum. Es war größer als unser Wohnzimmer zuhause was aber klar war, da die Räume hier immer auf Gruppen ausgelegt waren. Auf der Seite die weg vom Nekomateamraum zeigte war ein Schrank mit mehreren Futons, Kissen und Decken. Fürs erste musste ich mir meinen Schlafplatz bauen. Als ich das nach relativ kurzer Zeit fertig hatte, wusste ich nicht mehr was ich tun sollte und setzte mich auf mein Nachtlager. Von Nebenan hörte ich die Stimmen der anderen. Sie schienen Spaß zu haben und ich war mal wieder außen vor. Sollte ich rüber gehen? Oder mich doch lieber Bettfertig machen, sowie mein Opa es gesagt hat. Aber würde ich dann überhaupt noch den Weg zurück finden? Obwohl, diese Herberge war recht klein. Also kann ich mich nicht wirklich viel verlaufen. Also mach ich mich wohl erst mal Bett fertig und hoffe das ich schlafen kann.

Nachdem ich mir meinen Pyjama angezogen hatte schlüpfte ich noch schnell in meine Hausschuhe. Geduscht hatte ich in der Stunde wo wir nochmal alle nach Hause sind, das heißt das muss ich nicht mehr. Mit meinem Kulturbeutel in der Hand schob ich langsam die Tür auf und linste in den Flur. Es war alles dunkel, aber man konnte die anderen immer noch hören. Sie hatten wohl alle ihren Spaß. Naja erstmal wieder runter ins Bad zum Zähneputzen.

Das Bad habe ich tatsächlicher wieder gefunden. Also dann Zahnbürste und Zahnpaste raus und los geht's. Als ich dann fertig war mit der Zahnhygiene und mit dem Gesicht waschen und eincremen öffnete ich die Tür und prallte gegen jemanden. „T...Tschuldigung.", stammelte ich völlig perplex. Wie konnte ich auch so unvorsichtig sein. „Nanu wen haben wir denn da? Trinkpäckchen schon auf dem Weg ins Bett?", ausgerechnet Kuroo. Niedergeschlagen nickte ich nur, was blieb mir auch anderes übrig. „Netter Pyjama übrigens. Steht dir.", sagte er und betrat nun das Badezimmer der Jungs. Warte mal was? Hatte Kuroo mir gerade ein Kompliment gemacht? Oder meinte er das Sarkastisch? Überrascht, nervös und ängstlich versuchte ich den Weg zurück in mein Zimmer fürs Wochenende zu finden. Wo

musste ich nochmal lang? Irgendeine Treppe hoch und dann gleich links. Aber wo war nochmal die Treppe? Hatte ich mich doch verirrt? „Okay Mayumi, du schaffst das. Keine Panik, die Treppe war hier doch irgendwo.", machte ich mir selber Mut. Es kann ja nicht sein das ich mich in einem Haus verlaufen würde. Das wäre dann echt ein Rekord für mein nicht vorhandenes Orientierungsvermögen. „Verlaufen?", fragte mich eine sarkastisch klingende Stimme hinter mir. Vor Überraschung schrie ich kurz auf und drehte mich ruckartig um und knallte mit dem Schwung zum zweiten Mal in Kuroo. Das war doch verhext. Als ich gegen ihn prallte hielt er mich anscheinend aus einer Art Reflex her fest. Super, jetzt stand ich hier in meinem Pyjama und Kuroo umarmte mich? Kann man das Umarmen nennen? Ich gebe zu das es sich gut anfühlte, das war meine erste Umarmung seit Monaten. Aber dennoch schubste ich ihn schnell von mir weg. Das war zu viel und auch komisch und Gehirn wo bist du? Herz hör auch bitte mal auf so Wild zu schlagen ich kann meine Gedanken nicht mehr hören. Atmete ich noch. Kuroo's Lippen bewegten sich. Sagte er etwa gerade was zu mir. „MAYUMI, ATME!", schrie mich mir selber in Gedanken zu. Ich glaube ich habe gerade eine Panikattacke, Fühlte sich eine Panikattacke so an? Sollte man sich so fühlen? Starb ich gerade? Wieso konnte ich nicht atmen. Panisch schnappte ich nach Luft. Kuroo's Lippen bewegten sich immer schneller. „MAYUMI! ATME!", warum klappte das nicht. Warum brachte ich mich nicht dazu zu atmen. Ich habe gar nicht bemerkt das Kuroo mich hochgehoben hatte ehe wir auch schon das Gebäude verlassen hatten und mir frische kalte Luft entgegenschlug. Das war so überraschend das ich automatisch nach Luft schnappte und endlich gelang es mir wieder zu atmen. Also so normal wie man eben Atmen kann wenn man gerade fast gestorben wäre.

„Geht's wieder?", fragte mich der ältere. Erschöpft nickte ich nur. Nach weiteren zehn Minuten des Still Dasitzens schaltete sich mein Gehirn wieder ein. Ich realisierte das ich nicht alleine saß. Ich saß gottverdammt nochmal in Kuroo's Schoß und er wiegte mich hin und her wie ein Kleinkind. Augenblicklich versteifte ich mich. Wieso tat er das? Wieso saß ich überhaupt in seinem Schoß und wie so zum Teufel fühlte sich das so gut an das ich mich am liebsten an ihn gelehnt hätte. Aber das wäre doch komisch, oder? „K...Kuroo, du kannst mich jetzt los lassen.", flüsterte ich mit klopfenden Herzen und Ampleroten Wangen. „Oh ja ehm sicher. Tschuldigung.", mit den Worten lies er mich los und ich stand auf und setzte mich einfach neben ihn. Ich wollte gerade nicht wieder rein. Drinnen war die Luft so stickig. Und sobald ich in meinem Zimmer wäre, wäre ich allein und nachdem was gerade passiert ist wollte ich nicht alleine sein. „Was war gerade los?", fragte mich Kuroo verlegen. Warum war er verlegen, ich sollte doch diejenige sein die vor Scham im Erdbodenversinken sollte und nicht er. Aber ich war im Moment einfach nur froh wieder normal atmen zu können. „Ich. Ich weiß es nicht. Panikattacke vielleicht?", entgegnete ich verunsichert. „Es tut mir leid das ich dich erschreckt habe.", entschuldigte er sich bei mir. Der Mond schmeichelte seinen Konturen und brachte sein schwarzes Haar dazu zu leuchten. Warte was? Es schmeichelte seinen Konturen? Seit wann dachte ich denn sowas? „Kannst ja nichts dafür das ich so schreckhaft bin.", versuchte ich zu scherzen. Es gelang mir allerdings nicht. Kuroo sah besorgt aus und ich fühlte immer noch die Nachwirkungen der Panikattacke. „Was für ein toller Start ins Wochenende was?", versuchte ich es nochmal mit einem Witz. „Mayumi, ich hatte echt Angst um dich. Ich dachte schon du stirbst mir... ich meine uns weg. Wir können doch unsere neue Managerin nicht gleich verliere.", betonte er. Er hatte sich wohl echt Sorgen gemacht. „Ich... Es tut mir leid. Das ist alles doch etwas viel für mich.", stammelte ich vor mich hin. Es ist doch echt immer wieder erstaunlich wie ich von einer peinlichen Situation in die nächste komme und dabei vergesse wie man richtige Sätze bildet. „Du weißt das du mit mir reden kannst.", fragte er mich fürsorglich und korrigierte sich gleich: „Also mit uns allen, du kannst mit allen hier reden." „Ich weiß, es fällt mir nur etwas schwer.", gab ich zurück. Bedrückt schaute ich zu Boden. Es viel mir wirklich schwer, aber jetzt gerade in diesem Moment war es schön das Kuroo da war. Es war schön nicht komplett allein zu sein. 

Managerin von NekomaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt