„Mister Summerville. Mal wieder. Was ist diesmal die Ausrede?“
„Ich hab verschlafen?“ Daniel quält sich zum Platz in der letzten Ecke und lässt sich auf den Stuhl fallen ohne vorher seine Jacke auszuziehen.
„Schon klar... Okay, zurück zum Thema: Was wollte uns der Autor damit sagen?“
Genervt lässt Daniel den Kopf auf seinen Tisch fallen und versucht den Rest der Stunde mit einem Nickerchen totzuschlagen.
„Wenn du immer schläfst, ist es klar, dass du den Test gerade mal so bestehst und nicht besser wirst!“, mault die Lehrerin und weckt Daniel aus seinem Schlummer.
„Wie auch immer“, faucht er vor sich hin, als sie sich schon auf dem Weg zum nächsten Schüler macht, nachdem sie Daniel seinen Test vor die Nase geschmissen hat.
Nach der Stunde steht Daniel vor seinem Schließfach und versucht sich daran zu erinnern, was er als nächstes für Unterricht hat. Doch es will ihm nicht einfallen.
Es ist Geschichte. Das weiß er, nachdem Clara zu ihm gekommen ist und ihn halb dafür ausgelacht hat, dass er es nicht mehr wusste. Nur das Lachen scheint gequälter zu sein als sonst. Als würde sie nicht wollen, dass er merkt, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht hat Clara Probleme mit ihren Eltern?
Beim Mittagessen sitzt er wieder da. So wie immer. Das Einzige, was diesmal anders ist, ist, dass Arina nicht einfach an seinem Tisch vorbei gerannt ist, sondern dass sie sich zu ihm gesetzt hat und zu seiner Verwunderung hat sie den Neuen gleich mitgebracht.
Die Vier, also Clara, Annie, Arina und Luther scheinen sich gut zu verstehen. Nur Daniel sitzt da und lässt seine Erbsen auf dem Teller herum rollen, bis eine schließlich von dem Teller auf das Tablett fällt.
„Mit Essen spielt man nicht, Daniel“, meint Arina lächelnd.
Daniel zuckt mit den Schultern.
Eine Weile später pickst er die Erbsen doch auf und schiebt sie sich in den Mund. Er starrt auf das Rot des Tabletts und fragt sich, wie alt die Tabletts wohl schon sind und ob alle gleich alt sind.
„Und dann habe ich mir gedacht, es wäre schön, wenn wir uns alle treffen. Bei mir zu Hause und dann machen wir eine kleine Party“, erzählt Arina gerade.
„Das wäre echt cool. Wen lädst du alles ein?“, erkundigt sich Clara bei ihr.
„Euch alle, Daniel, Luther und ein paar andere aus meinem Jahrgang und fast alle aus dem Football-Team.“
„Kleine Party?“ Luther lacht. „Das wird dann wohl doch etwas mehr werden, oder?“
Arina kichert. „So viele sind das nicht. Es ist mein achtzehnter Geburtstag, also darf das schon was besonderes sein. Ich will nur nicht, dass es eskaliert, so wie die letztes Jahr bei Patricia“, fügt sie hinzu.
Daniel schließt aus dem Kontext, dass Arina wohl an ihrem Geburtstag ein paar Leute einlädt und dass er auch eingeladen ist. Na dann...
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Luther ist schon lange bevor die Party eigentlich anfangen soll da, um Arina zu helfen. Immer wieder taucht Daniel im Wohnzimmer auf, um irgendetwas zu suchen, vor sich hin zu murmeln oder etwas von den Snacks zu naschen. Einmal steht er sogar mehrere Minuten da und sieht Luther und Arina dabei zu, wie sie Girlanden aufhängen. Jedes Mal, wenn Daniel den Raum wieder verlässt, um die Treppe wie ein Poltergeist hinauf zu stampfen, drehen sich Arina und ihr neuer bester Freund zueinander um und grinsen wissend. Wenn alles klappen sollte, wäre das schon mal ein Anfang, denn heute fängt der Plan an.
Die meisten Gäste kommen ein paar Stunden später und selbst als schon alle da sind, hat sich Daniel immer noch nicht blicken lassen. Luther hat schon das zweite Bier in der Hand und Arina drängelt sich kichernd durch die Menge und freut sich über ihre Party.
Endlich sind auch Annie und Clara da. Luthers Rettung.
„Wo ist Daniel?“, ruft Clara über die laute Musik hinweg.
„Noch oben. Bis jetzt war er auch noch nicht hier unten“, ruft Luther zurück.
Annie und Clara nicken bedrückt.
„Würdet ihr versuchen, ihn hier nach unten zu bekommen?“, fragt Luther nett lächelnd die Mädchen.
Beide gucken sich an und nicken.
Auf dem Weg jedoch fragen sie sich eins: Wieso will Luther so unheimlich gerne, dass Daniel unten ist und wieso ist er nicht selbst hoch gegangen, um ihn zu holen?
Daniel ist wie erwartet auf seinem Bett. Er hat Kopfhörer auf und seinen iPod in der Hand. Er sitzt da und singt leise mit zur Musik. Seine Augen sind zusammen gekniffen und dass seine zwei besten Freundinnen hereinkommen, scheint er auch nicht zu hören, denn er hört nicht auf zu singen, als die beiden Mädchen mitten in seinem Zimmer stehen.
„Daniel? Daniel? Hallo Daniel?!“, versucht Annie es, doch Daniel hört nichts.
„Gleich reiß ich ihm die Dinger vom Kopf!“ Clara schnippt mit ihren Fingern vor seinem Gesicht herum und haut ihm schließlich auf die Stirn.
Da schreit Daniel, reißt die Augen auf und seine Kopfhörer ab. „Was soll das?“
„Unten ist eine Party und du sitzt hier oben! Was soll das, ist wohl eher die Frage!“, schnauzt Clara ihn an. Das kann sie gut.
„Ich hatte keine Lust“, muffelt Daniel in seine Kissen und vergräbt sich unter der Decke.
„Du kommst jetzt mit runter!“
„Nein!“
„Doch, Daniel Summerville, du kommst verdammt noch mal jetzt zu uns runter und hast verdreckt noch mal den Spaß deines Lebens!“
Annie zuckt neben Clara leicht zusammen. Sie weiß zwar nicht ganz, wieso sie Daniel so einschüchtern muss, aber es scheint merkwürdigerweise zu wirken, denn kurz darauf fällt der Junge aus dem Bett, immer noch eingewickelt in seiner Decke und linst durch die eine Öffnung der Bettdecke. „Muss ich?“
„Ja!“
Daniel seufzt und setzt sich wie eine eingewickelte Mumie auf. Seine Locken sind verwuschelt und allgemein, so müssen es die beiden Mädchen zugeben, sieht er nur zu niedlich aus.
Also steht er auf, packt seine Decke wieder auf das Bett und schlurft in Jogginghose, einem orangenem Pullover und auf Socken mit nach unten. Erst am unteren Treppenabsatz bemerken die Mädchen sein Outfit. „Bist du dir sicher?“
„Sei froh, dass ich überhaupt mit runter komme!“
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Mädchenfilme | boyxboy ✔️ #WattpadOscars2017
General Fiction"Früher war Daniel immer so energiegeladen, aber jetzt sitzt er nur noch allein in seinem Zimmer und kriegt nichts mehr richtig mit. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll." ["Mädchenfilme" und die Fortsetzung "Chancen"]