Chancen {17}

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Ich will morgen kein Deutsch schreiben. :'(

*

Heute sitzt Daniel am Tresen der schäbigen Kneipe, die ihm von Tag zu Tag freundlicher und harmloser vorkommt. Er hat sein Buch zu Ende gelesen und noch kein neues und deswegen tippt er nun abwesend auf seinem Handy herum.

Nächster Schritt, denkt er sich und atmet tief ein und aus.

Wenn ihn heute irgendjemand ansprechen würde, egal ob Frau oder Mann, egal ob jung oder alt, er würde ein Gespräch anfangen. Ein weiterer Schritt zu seinem neuen selbstbewussten Ich.

Weil es jetzt Freitag ist, ist es extra voll. Zum Glück ist Daniel schon früh gekommen und hat sich einen guten Platz reserviert.

Nun sitzt er hier und scrollt durch seine Kontakte.

„Luther Bride", murmelt er nachdenklich, als er den Namen und das kleine Anzeigebild, ein Bild von Luther, sieht.

Daniel fragt sich immer noch, ob Luther meint, dass sie noch zusammen sind. Wenn es nach Daniel geht, dann schon. Er braucht nur seine Zeit. Er muss sich selbst und auch Luther beweisen, dass er es auch ohne ihn schafft. Auch abends in einer Bar.

Vor ein paar Wochen hätte Daniel die Idee allein abends in einer Bar zu sitzen, ihn an die Grenze gebracht, aber er ist ruhiger geworden, anders, reifer, selbstbewusster. Gestern hat er sich mit dem Barmann unterhalten und ihm erzählt, wieso er hier jeden Tag sitzt. Anstatt Luther seinen Freund oder seinen Ex zu nennen hatte er ihn lediglich „einen Freund" genannt. Immerhin muss Daniel langsam an die Sache heran gehen: In ein paar Tagen wird er, wenn ihn jemand danach fragt, sagen, dass er einen Freund hat. Falls das Gespräch darauf kommt... dann natürlich nur. Daniel will sich niemandem aufdrängen, er sieht es nur als gute Übung an.

An manchen Abenden sitzt er hier mit Jonathan. Einmal haben sie zusammen Abendbrot gegessen und Jonathan hat von Arina erzählt und davon, wie er alles versaut hat. Er hat Daniel erzählt, was passiert war und Daniel hatte mit den Schultern gezuckt. „Kann ja mal passieren."

Seiner Meinung nach musste sich Jonathan keine Sorgen machen, denn das was Luther getan hatte, war schlimmer. Wenn Jonathan sich im Nachhinein dafür verfluchte und ein paar Wochen später mit einem Schwulen in einer Bar saß, konnte man ihn, laut Daniel, nicht als homophob bezeichnen.

Aber heute ist Jonathan bei einer Party. Er hatte Daniel eingeladen, aber er hatte abgelehnt. Er wollte lieber hier bleiben. Auf der Party kennt er die Leute und die Umgebung und hier kommen immer neue Menschen her und gerade das will er auskosten.

„Daniel?", fragt eine männliche Stimme neben ihm. Felix.

Daniel dreht sich um und hebt eine Augenbraue. „Ja?"

„Hey, bist du nicht Luthers bester Freund? Ich bin Felix, weißt du noch?" Felix grinst ihn nett an.

Ob er ein Homophob ist? Hatte er es damals, so wie Jonathan, nicht ernst gemeint, war es ihm nur heraus gerutscht oder war es seine feste Überzeugung gewesen?

Das wird Daniel jetzt herausfinden. Das würde seine nächste Übung werden.

Sie schütteln die Hand. „Luther hat da etwas gelogen, ich bin nicht sein bester Freund."

Daniel weiß, dass das gefährlich ist, aber er ist in einer Bar. Ihm wird hier nichts passieren können, hier sind so viele Leute, die ihm helfen werden.

„Darf ich mich kurz zu dir setzen? Ich warte hier auf meine Freunde." Felix hat immer noch einen verwirrten Blick im Gesicht und Daniel nickt.

Felix bestellt sich ein Bier und wendet sich danach wieder zu Daniel. „Du bist nicht sein bester Freund?"

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