Chancen {1}

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Der Regen prasselt an die Fensterscheibe und leichtes Grollen aus der Richtung des dunkeln Himmels lässt darauf schließen, dass sich gerade ein Unwetter draußen zusammen braut. Der eine Fensterrahmen klappert etwas, weil er nicht ganz fest ist und durch den Druck des Windes immer wieder näher in seine Scharniere gedrückt wird.

Regen ist beruhigend, nicht wahr? Regen soll durchaus für viele Menschen ein wohltuendes Geräusch abgeben, zu dem man sehr gut schlafen kann. Ja, so sagen es die Leute.

Das Zimmer ist dunkler als es draußen der Himmel ist. Wenn das nur möglich wäre. So scheint es aber, denn es ist kein Funken Licht zu sehen.

Vor der Tür hört man, wie jemand leise den Flur entlang tapst und dann hört man, wie sich eine Tür öffnet. Sie schließt sich wieder und ein leises, kaum hörbares, Gähnen erklingt aus weiter Ferne. Es ist mitten in der Nacht.

Luther liegt in seinem Bett und starrt an die Decke. Angstschweiß auf der Stirn, schwere Atmung und zitternde, kalte Hände. Er versucht mithilfe eines Schluckens seine Panik herunterzuwürgen, aber es ist zwecklos.

Das Fenster rattert immer noch in gleichmäßigen Abständen in den nicht sehr stabilen Scharnieren, der Regen und der Donnergroll ist immer noch zu hören und sein Zimmer bleibt weiterhin dunkel.

„Nein, nein", schluchzt er leise und versucht zu atmen. „Nein, nicht, bitte bitte nicht!" Sein Flüstern wird zum Wimmern, sein Wimmern wird zum Zischen.

Schließlich hält er die Qual nicht mehr aus und setzt sich mit Rückenschmerzen im Bett auf. „Scheiße!", flucht er.
Die Bettdecke klebt vor Schweiß an seinen Beinen und das Kissen, auf dem eben noch sein Kopf gelegen hat, ist leicht herunter gedrückt.

„Ich bin so ein Idiot!", kommt es aus Luthers Mund ohne es so wirklich zu wollen. „Lächerlich, ich bin so verdammt lächerlich." Er schüttelt den Kopf. Pure Selbstverachtung nennt man das wohl. „Ich hasse das!"

Wie hatte es dazu kommen können? Ein Fehler, der so riesig war und so unverzeihlich? In Luthers Augen gibt es kein Zurück, kein Vorne, kein Hier und Jetzt mehr. Es ist aus. Das Spiel ist beendet, die Katze aus dem Sack. Das Leben vorbei.

Luther setzt sich soweit auf, dass sein Kopf bequem hinten an der Rückenlehne liegt. Er sitzt in seinem Bett, die Beine halb von der Decke bedeckt und den Traum immer wieder in seinem Kopf. Immer wieder sieht er die Bilder vor sich. Die Handlung. Die Geschehnisse. Immer wieder hört er das Schreien, das Lachen. Alles bis er schließlich aufgibt und sich erschöpft in die Kissen sinken lässt, zurück ins Traumland, wo ihn hoffentlich eine schönere Fantasie erwartet, als die die er gerade wieder mal ertragen musste.

Der Regen wird ihn immer an dieses Ereignis erinnern. Es gibt wohl nachts nichts schlimmeres als Regen.

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