Chancen {16}

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„Meinst du wirklich, dass das so eine gute Idee ist?", fragt Luther Arina, die fest entschlossen auf die Straße schaut.

„Ich fahre. Ihr dürft euch die Kante geben. Ja, ich denke, du solltest meine Idee schätzen."

Luther starrt aus dem Fenster. Es ist schon stockdüster, die Straßenlaternen sind schon an und immer wieder fahren sie an großen amerikanischen Tankstellen, Diners und Firmenhäusern vorbei. Er verschränkt die Arme vor der Brust und runzelt die Stirn.

Ollie singt leise zur Musik mit. Ein Popsong, der schon seit rund drei Jahren im Radio rauf und runter läuft und den außer Ollie niemand mehr hören kann.

„Und du weißt wirklich nicht wo Daniel ist?", versucht es Luther.

Arina grummelt und antwortet dann genervt: „Nein, ich weiß nicht, wo Daniel ist. Aber wir waren uns doch noch vor kurzem einig, dass wir genau deswegen etwas unternehmen."

„Er hat dir nicht gesagt, wo er immer ist?"

„Ich weiß nur, dass er nach Rauch stinkt", sagt Arina schulterzuckend.

Acht Tage verschwindet Daniel schon. Immer wieder weiß keiner, wo er ist und sein Handy liegt auf seinem Kopfkissen, klingelt dort friedlich vor sich hin, wenn Arina, Ollie, Clara oder Annie ihn anrufen.

„Also wir fahren jetzt in diese komische Bar, damit ihr euch wegen eurem herzzerreißendem Liebeskummer betrinken könnt?", fragt Ollie nach und schaut nach hinten zu Luther.

„Ollie, ich habe bereits gesagt, dass ich fahre."

„Darf man nicht erst ab 21 Alkohol trinken? Hier in Amerika, meine ich?", fragt Luther neugierig und zugleich etwas besorgt.

Arina zuckt mit den Schultern. „Und? Da kümmert sich hier keiner drum. Die sind zufrieden, wenn wir kaufen und sie werden sicher machen, dass ich als Fahrer nichts trinke."

„Daniel riecht immer nach Rauch, sagtest du?"

„Luther!", unterbricht Arina ihn genervt, „Ich habe keine Ahnung, wo er ist! Außerdem habe ich dich mitgenommen, damit du ihn vergessen kannst, du Idiot! Rede ich die ganze Zeit über Jonathan? Nein! Deswegen fahren wir doch jetzt in eine Bar! Du sollst Daniel und euren kleinen dummen Streit vergessen und am Montag wird alles wieder gut werden. Ich biege das wieder hin, aber ich kann dein Gejammer nicht mehr hören!"

„Ich deins auch nicht mehr! Ich bin nicht die einzige Person, die herum jammert!"

„Wag es nicht!" Arina tritt fast auf die Bremse.

„Was soll ich nicht wagen, huh? Du sagst mir ununterbrochen, ich solle aufhören, Daniel hinterher zu trauern, aber selbst schniefst du dir dein Herz über diesen Lackaffen Jonathan aus", pampt Luther. „Was auch immer es war, wieso ihr euch beim Date nicht verstanden habt: Es war sicherlich Idiotisch! Das mit mir und Daniel war ernst! Ist ernst!"

Jetzt macht Arina es wirklich: Lenkt das Auto an den rechten Straßenrand und parkt halb auf dem Grünstreifen und halb auf dem Fußgängerweg neben der Landstraße. Sie zieht den Schlüssel aus dem Zündschloss und dreht sich zu Luther mit einem verärgerten Gesicht um.

Luther sieht sie nur verdattert an.

„Willst du wissen, wieso ich nicht mit meinem Traummann zusammen bin?", flüstert sie bissig.

Ollie kann nichts weiter, als peinlich berührt in seinen Schoss starren und auf seinem Handy herumzutippen.

Luther gibt Arina keine Antwort. Diese dreht sich nun in einen bequemeren Winkel nach hinten.

Luther schaut zur Erde, lässt seine Arme zur Seite fallen. Nie dachte er, dass Arina so angsteinflößend sein kann.

„Da waren so ein paar Vollidioten", fängt sie etwas lauter an und hält ihren Blick auf Luther, „die meinten, es wäre lustig, sich über ein schwules Paar lustig zu machen, dass neben ihnen an der Bar saß." Sie holt Luft. „Die Vollpfosten haben gelacht und sie auf übelstes beschimpft. Keiner hat was gemacht. Das Paar ist dann schließlich gegangen. Nicht mal der scheiß Barmann hat was gesagt. Weißt du, was Jonathan da gemacht hat, Luther?" Sie erwartet keine Antwort, aber Luther schüttelt trotzdem den Kopf. „Er hat gelacht." Sie lacht bitter. „Scheiße, er hat sich darüber amüsiert, was diese Spatzenhirne an der Bar gesagt haben. Und ich hätte ihn am liebsten erwürgt. Weißt du wieso? Weil ich an Daniel und dich denken musste. Ich habe euch gesehen und mir vorgestellt, wie schlimme es für Daniel wäre so etwas zu erfahren. Und für dich. Weil ich weiß, dass du dich immer noch ein Stück weit dafür schämst, mit meinem Bruder zusammen zu sein. Ja, schau nicht so blöd, ich bin nicht dumm, Luther Bride. Und Daniel..." Sie schüttelt fassungslos den Kopf. „Er wäre zusammen gebrochen und hätte sich die Augen ausgeweint, so einen Mist zu hören."

„Ich...", fängt Luther an.

„Spar' es dir, Bride." Sie schaut kurz nach vorne zu Ollie, der sich mit einem hochroten Kopf immer noch mit seinem Handy beschäftigt. „Heute hatte ich vor, in diese Bar zu gehen und wenn ich diese Arschlöcher sehe und sie sich noch einmal so einen Dreck erlauben, ihnen die Meinung zu geigen. Weil ich habe mich an diesem Abend dafür gehasst nichts getan zu haben. Ich hätte dem Paar helfen können, aber ich hab es verbockt. Und falls so ein Mist heute Abend wieder passiert, wäre ich sofort da um zu helfen. Weißt du warum? Weil mein Bruder zwei Jahre in sich hinein gefressen hat, auf Jungs anstatt auf Mädchen zu stehen und ich ihm nicht helfen konnte, weil ich keine Ahnung hatte." Arina blickt zu Boden, bevor sie wieder Luther ansieht. „Und deswegen habe ich auf Jonathan verzichtet. Als er gelacht hat, ihnen zugestimmt hat, da fand ich ihn nicht mehr attraktiv... Doch schon, aber mir war klar, dass ich nicht mit so jemanden zusammen sein kann. Und deswegen habe ich ihn ein für alle Mal aufgegeben."

Luther schluckt. Ollie schaut auf und kann nur nach draußen in die dunkle Nacht starren.

Luther sieht zum Fenster hinaus, hat seine Hände im Schoss verschränkt, als sich Arina ohne ein weiteres Wort wieder umdreht und den Schlüssel zurück ins Schloss steckt, bevor sie sich wieder in den Verkehr einfädelt und weiter in Richtung Bar fährt.

*

Ich habe ein ernsthaftes Problem: Ich lerne zurzeit für Deutsch, Englisch und Religion und immer, wenn ich in Religion einen Text lesen, wo der Name "Martin Luther" vorkommt, lese ich statt Luther (also deutsch ausgesprochen) Luther wie Luther Bride, also mit dem englischen th... Und dann muss ich an Chancen denken und dann will ich schreiben und dann ist meine Komzentration im Eimer.

Chancen wird bald vorbei sein (es werden trotzdem mehr Kapitel, als ich anfangs dachte), aber wenn ich Chancen beendet habe, kümmere ich mich wieder mehr um "Ein Märchen für dich". Ich weiß jetzt nämlich schon wie es ausgeht und es ist so toll, dass ich es am liebsten sooofort schreiben würde. *-*

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und ihr votet und kommentiert fleißig. Feedback ist mir wichtig. :** <3 Eure Henny :)

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