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Es ist sehr schwer. Wirklich äußerst schwer. Luther versteht nicht, was Daniel für ein Problem hat.

Luther hatte ihm doch bereits gesagt, dass es nicht schlimm sei, dass er ihn mag und trotzdem geht Daniel ihm einfach aus dem Weg und versucht ihn keines Blickes zu würdigen.

Hat Daniel überhaupt daran gedacht, dass es ihn verletzen könnte?

Oder denkt Daniel nicht so weit?

Nach dem Spiel liegt Luther abends im Bett. Es ist schon fast nachts. Er grübelt über alles nach. Über Daniel und seine Situation. Vielleicht liegt es ja gar nicht an Luther selbst oder an Daniel.

Vielleicht hat Daniel eine Art Sperre. Vielleicht will er nicht dazu stehen.

Aber wieso?

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„Arina, hast du schon wieder meine Box... meine... du weißt schon, diese Box?“ Am Anfang als Daniel ins Zimmer platzt, klingt er noch wütend, doch als er Luther erblickt, verklingt seine Stimme langsam und er schluckt. „Diese Box? Hast du... die?“

Er will schon fast wieder raus rennen, da steht Arina auf und gibt Daniel seine Box. „Hier, bitte. Tut mir leid. Nächstes Mal frage ich. Nur, du hast immer so viele Filme bei dir. Ist es okay, wenn ich Bambi noch behalte?“, fragt sie Daniel kleinlaut.

Daniel schaut zu Boden, hat mal wieder einen roten Kopf. „Ja, kein Problem. Bring es mir, wenn... du weißt schon. Du willst...“

Er dreht sich wieder um und will die Tür zu knallen.

„Daniel? Komm mal her“, meint Arina ruhig.

Daniel dreht sich wieder zu ihr, kurz vor dem Weinen und sieht sie flehend an. Er will wirklich nicht hier sein.

Er wusste nicht, dass Luther da ist. Er hat vorhin Musik und die Klingel nicht gehört. Er hat wirklich nicht damit gerechnet, dass er heute hier ist. Luther ist ja in letzter Zeit seltener bei den Summervilles.

Arina schließt Daniel in eine feste Umarmung. „Nicht weinen“, flüstert sie.

Daniel nickt und verschwindet so schnell wie möglich wieder in seinem Zimmer.

Dort hält er es nicht mehr aus und schluchzt in sein Kissen.

„Ich bin so jämmerlich“, schluchzt er wütend. „So bescheuert! Scheiße!“

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Arina steht noch kurz an der offenen Tür, schließt sie dann leise wieder und dreht sich zu Luther um, welcher auf ihrem Bett sitzt.

„Ich weiß langsam nicht mehr weiter. Ich kann das nicht mit ansehen“, sagt Arina kaum hörbar.

Sie schlurft zu Luther und lässt sich neben ihm fallen. Dieser legt einen Arm um ihre Schultern.

„Was haben wir denn falsch gemacht? Wir fassen ihn mit Samthandschuhen an und du hast ihm gesagt, dass es nicht schlimm ist. Was sollen wir denn noch machen?“

„Weißt du, ich hab da vor kurzer Zeit mal drüber nachgedacht und ich glaube, dass es nur noch an Daniel liegt. Wir können ihn zu nichts zwingen. Er muss aus seinem Versteck kommen und dazu mehr stehen. Vielleicht ist das bald, aber vielleicht dauert es noch Jahre.“

„Wie lange hat es bei dir gedauert?“, fragt Arina leise und sieht Luther nicht an.

„Eine Weile. Ich war ein absoluter Spätzünder.“ Luther lacht leise. „Verrückt, oder? Wir wollen Bambi gucken und Daniel verhält sich wie ein scheues Reh. Zu niedlich. Irgendwie.“

Arina kichert leise. „Ja, irgendwie ist er ein bisschen wie Bambi.“

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Daniel schaut Cinderella und trinkt dabei eine ganze Flasche Cola. Am liebsten hätte er Alkohol, aber das Fach unten im Wohnzimmer ist abgeschlossen und seine Schwester fragen, kann er auch nicht. Deswegen muss Cola reichen.

Er hat sich schon umgezogen und nimmt einen Schluck aus der großen Flasche, als Cinderella gerade ihren Schuh verliert. „Du hast es so gut“, nuschelt er eifersüchtig auf die Disney-Prinzessin.

Nachdem der Film vorbei ist, macht er das Licht aus und kuschelt sich in die Decke. Doch es vergehen entsetzlich lange Minuten, die zu Stunden werden und Daniel liegt nur wach da und zittert. Vielleicht wegen der Cola, vielleicht wegen seinen vielen Gedanken und vielleicht auch wegen der peinlichen Situation heute in Arinas Zimmer.

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Luther grummelt und dreht sich zur anderen Seite, doch er könnte schwören, dass da irgendetwas im Zimmer ist und dass dieses Etwas nicht Arina ist.

Er blinzelt ein paar Mal müde, bis er seine Augen richtig auf bekommt und dreht sich dann wieder zur anderen Seite.

Hockt da jemand neben seiner Matratze?

„Luther?“, flüstert eine bekannte Stimme. Arinas ist es nicht.

Langsam setzt sich Luther im Bett auf und reibt sich den Schlaf aus den Augen. „Daniel?“

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