Der Sommer hatte sich im Vergleich zu den letzten Jahren ziemlich hinausgezögert und so war ich ziemlich glücklich bei meinem morgendlichen Lauf mit Liara ein paar Schneeflocken auf uns heruntergleiten zu sehen.Die drei Monate hier waren nicht sehr leicht gewesen, aber waren trotzdem schneller als gedacht an mir vorbeigezogen und die Fortschritte die unsere Gruppe in dieser Zeit erzielt hatte waren enorm. Aber die Tatsache, das Liara beim Laufen noch immer fitter war als ich, konnte ich vermutlich nicht so schnell ändern. Immerhin musste ich nicht mehr so laut schnaufen wie ein sterbendes Walross, wenn wir endlich wieder beim Schloss ankamen.
Der Schneefall wurde immer stärker und schon bald konnte ich meine Hand kaum noch vor meinen Augen sehen. Es bereitete mir nur ein gutes Gefühl Liara an meiner Seite zu wissen. Ich ließ meinen Blick zu ihr rüber schweifen und wie als ob sie es geahnt hatte, schaute sie ebenfalls zu mir und meinte strahlend: "So ein bisschen Schnee hält uns doch nicht auf, oder?" Sie wussten ganz genau, dass ich laufen nicht leiden konnte und mir die normalen Kilometer ohne höheren Schwierigkeitsgrad reichten, aber dennoch antwortete ich: "NIEMALS!" und erhöhte mein Tempo etwas um meine Aussage zu unterstreichen.
Ein kleines Stück weiter vor uns konnte ich noch einen Läufer erkennen, was mich wunderte, da wir um die Zeit und vor allem bei dem Wetter noch nie jemand Anderen begegnet waren. Schnell hatten wir die Person eingeholt und ich musste überrascht feststellen, dass es Aaron war. Er war anscheinend genau so überrascht uns zu sehen und somit fragte Liara: "Nah Prinz wieso siehst du uns zwei denn so überrascht an?" Aaron antwortete daraufhin mit einer leichten rauen morgen Stimme: "Mich überrascht es, euch noch nie laufen gesehen zu haben, da sich dort hinten meine und eure Laufstrecke kreuzen." Darauf wusste ich auch keine Antwort, deswegen zuckte ich nur mit meinen Schultern und wir setzten unseren Lauf zum Schloss zu dritt fort.
Als wir endlich wieder im warmen angekommen waren und ich mich schnell von den beiden verabschiedet hatte, beschloss ich als Erstes meine nun vom Schnee nassen Sachen zu wechseln und mich dann zu den spät aufstehern beim Frühstück zu gesellen. Gestern Abend war es mir noch relativ gut gelungen Aaron aus meinen Gedanken zu verbannen, doch jetzt wo ich ihm beim Laufen wieder begegnet war kreisten meine Gedanken nur um ihn.
Planänderung! Ich werde doch nicht in den Speisesaal gehen um zu Frühstücken, sondern werde nochmal Liam in der Küche besuchen gehen. Mit dieser neuen Idee setzte ich den Weg in meine Gemächer fort, nur um mir kurz ein frisches Kleid überzuziehen und mich mit meinem Rosenparfüm einzusprühen, um dann weiter in die Küche zu eilen.
Beim Öffnen der Holztür kam mir wie gestern auch der starke Geruch nach Essen entgegen, nur das es dieses Mal nur so von angestellten wimmelte, die herumwuselten und Essen hin und her trugen. Meine noch von dem morgendlichem Lauf kalten Wangen wärmten sich sofort bei dieser Hitze. Um ehrlich zu sein, herrschte hier gerade das reinste Chaos. Wenn es schon bei einem normalen Frühstück hier so zu ging, wie sieht es dann erst bei einem Festmahl aus? Wurden diese ganzen Leute denn auch anständig für ihren Fleiß entlohnt? Diese Frage sollte ich mir gar nicht stellen, da ich momentan sowieso nicht daran ändern konnte und dann vermutlich nur den Zorn des Königs auf mich ziehen würde. Und das konnte ich jetzt beim besten Willen, wo ich so kurz davor war, das Schloss verlassen zu dürfen echt nicht gebrauchen. Doch das war auch nicht der Grund, warum ich überhaupt hier hergegangen war.
Liam war einer der wenigen, die nicht herumwuselten, sondern still schweigend irgendetwas kochten. So unauffällig wie möglich gesellte ich mich zu ihm und musterte ihn erneut. Irgendwie hatte er etwas Friedliches und obwohl ich ihm erst gestern das erste Mal begegnet war, hatte ich das Gefühl ihn schon ewig zu kennen. Liam hatte so eine beruhigende Stimmung auf mich, die mich aus meinem Gefühlschaos heraus brachte und mir ein bisschen Klarheit verschuf.
Als Liam mich endlich entdeckte, zeigte er ein leicht überraschtes Gesicht, mich so schnell wieder zu sehen, doch dieses wurde schnell durch ein strahlendes Lächeln ersetzt, das mich stark an das von Liara erinnerte. Einige seiner vermutlichen jüngeren Freunde drehten sich um und musterten mich schelmisch. Ich wollte gar nicht wissen was in den Köpfen dieser pubertierenden Ungeheuer vor sich ging. Liam hatte den Blick seiner Freunde anscheinend auch bemerkt, denn er warf ihnen einen ziemlich wütenden Blick zu und stellte sich vor mich mit den Rücken zu ihnen gedreht, sodass sie mich nicht mehr sehen konnten. Erst als er so direkt vor mir stand musste ich erstaunt feststellen, dass er um einiges größer als ich war. Dennoch musste ich über diese leicht besitzergreifende Reaktion schmunzeln und verwickelte Liam in ein Gespräch, wie lange er denn eigentlich schon hier arbeitete.
Wir konnten nicht lange so ungestört weiter reden, da ein paar der anderen Jungs sich die Aktion von Liam nicht gefallen ließen und direkt zu uns marschierten und anfingen sich in unser Gespräch zu involvieren. Mir machte es nicht wirklich etwas aus seine Freunde kennenzulernen, aber Liam wie es schien. Ich kenne ihn wie gesagt noch nicht so lange, aber wenn jemanden vor Wut die Nasenflügel zittern könnte man darauf schließen, dass die Person nicht sehr erfreut über die momentane Situation war. Ich schenkte ihm eines meiner strahlendsten lächeln und das schien ihn so weit zu beruhigen, dass er wieder normal mit seinen Freunden sprach.
Irgendwann kreuzte auch ein älterer Bursche auf, der wie sich herausstellte Liams Bruder Sebastian war. Er schien als einziger meinen leicht gierigen Blick auf das Essen deuten zu können und bot mir an wie gestern hier in der Küche zu essen. Auch dieses Mal willigte ich ein, da das ja der eigentliche Grund gewesen war, warum ich überhaupt hier hergekommen war. Na ja die Chance Liam zu sehen hatte auch ein bisschen mitgewirkt, aber großteils war es einfach mein Hunger, nach dem anstrengenden lauf gewesen.
Ich blieb noch eine ganze Weile nach dem ich gegessen hatte und stellte mich bei sämtlichen Bediensteten vor. Wie ich vermutet hatte, waren alle ziemlich eingeschüchtert mich hier unten zu sehen, da ich ja irgendwie in direkter Verbindung mit dem König stand. Doch als Liam dazu kam und mir half mich vorzustellen, waren alle gleich um einiges lockerer und redetet sogar gerne mit mir. Ich war erstaunt wie beliebt er hier bei den Menschen war, obwohl er so zurückhaltend und zuvorkommend war. Kurz vor dem Mittagessen beschloss ich aber dann doch die Küche zu verlassen, damit alle wieder ungestört weiter arbeiten konnten.
Liam begleitete mich noch bis vor die Tür und meinte mit leicht geröteten Wangen, die vermutlich von der Hitze stammten: "Entschuldige bitte wegen meinen Freunden vorhin, aber sie sind es nicht gewohnt so hübsche, wichtige Frauen in der Küche zu sehnen und vor allem nicht mit mir zu sehen." Ich antwortete dieses Mal schelmisch grinsend: "Diesen hübschen Besuch müssen sie, nachdem ich zurückkomme wohl öfter mit dir ertragen müssen." Darüber konnte Liam nur lachen. Mit einem winken meiner Hand verabschiedete ich mich und stieg die Treppen wieder hinauf zu den oberen Korridor.
Ich war jetzt noch immer nicht in der Stimmung einer größeren Menschenmenge als der in der Küche gegenüberzutreten und deswegen verkroch ich mich für den Rest des Tages in meinem Zimmer, wo ich mich in eine warme Decke wickelte, mich vor den Kamin setzte und das Buch, das ich schon vor längerer Zeit angefangen hatte weiter laß. Diesen Tag ganz mit meinen Entscheidungen und kaum einen adeligen Menschen hatte ich dringend wieder einmal gebraucht!
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1. tut mir Leid, dass wieder nichts so richtiges spannendes passiert ist...
2. Können wir uns bitte darauf einigen, dass ich aufhöre mich zu entschuldigen, wenn so lange kein Kapitel kam...
Ich habe eh ohne euch schon ein schlechtes gewissen *-* (versteht mich nicht falsch, ihr habt mir eh noch nie einen Vorwurf gemacht (außer Silberstern 1468...) , aber ihr seid dann immer so süß und dann fühle ich mich schlecht....)
Naja ich könnte auch einfach öfter Kapitel raus bringen, aber ich habe zur Zeit nicht so viel Freizeit...
Also ein hoffentlich letztes mal ES TUT MIR LEID !!!!!!
Hab euch Lieb und noch einen schönen Tag! <3
Wasserstern 234
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Forced to Love
Fantasía-pausiert- Ranya ist ein Bauernmädchen und lebt mit ihrer Familie in einem heruntergekommenen Haus. Das ganze Volk ist arm und leidet unter der Regierung des Königs. Eines Tages kommen Soldaten in das kleine Dorf und nehmen von einigen Familien eine...