Gefecht

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Obwohl wir eigentlich Ruhe bewahren sollten, machte sich bei uns die reine Aufregung breit. Ob es jetzt Aufregung für den bevorstehenden Kampf war oder jegliche andere hätte ich nicht sagen können. Fakt ist, meine Mitstreiterinnen waren wild entschlossen, diesen Kampf zu gewinnen. Mit am begeisterten war wohl Trixi, denn sie zappelte, wie ein Kleinkind herum und Chamil hatte alle Hände voll zu tun sie wieder etwas aus ihrem Wahn herauszuholen.

Innerhalb kürzester Zeit hatten wir einen Plan und setzten eben diesen in die Tat um, denn in jeder untätigen Sekunde könnten wir gefunden werden. So schlichen Vivienne, Liam und ich uns von rechts an und versuchten somit mithilfe der anderen sie zu umzingeln. Bei jedem einzelnen Schritt, den ich tätigte, musste ich aufpassen keine Geräusche zu machen oder nicht auf irgendeinen störenden Ast zu steigen, dabei schossen mir Erinnerungen an meine Kindheit hoch, die ich schnell wieder zu verdrängen versuchte.

Immer und immer näher kamen wir dem Lager der Fremden, bis wir die ersten Umrisse in diesem dichten Wald erkennen konnten. Sie waren locker in der Überzahl und ihr Waffenarsenal war auch sehr beträchtlich. Das Lager war nur schnell provisorisch aufgeschlagen worden, was darauf schließen lässt, dass sie vermutlich nicht vorhatten, sonderlich lange hier zu verweilen. Darüber hinaus konnte man die Schätze, die im Licht funkelten, schon aus guter Entfernung erkennen.

Wenn wir nicht alle brutal niedergemetzelt werden wollen, brauchten wir als Erstes ein Ablenkungsmanöver, um an die Waffen zu gelangen. Also kletterte ich geschickt soweit auf einen der Bäume hinauf, dass ich einen Überblick über die Lichtung hatte und zog Pfeil und Bogen aus meiner Rückentasche. Jetzt lag alles an mir...

Ich spannte den Pfeil und spürte das leichte Ziehen an meinen Fingern, welches mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Ich zielte mitten in das Auge von einem sehr bedrohlich aussehenden Mann, der es uns sicher nicht einfach gemacht hätte. 

Die kalte Luft brannte noch immer in meinen Lungen, aber meine ganze Aufmerksamkeit galt diesem einen Schuss. Leicht wie eine Feder, um den Schuss nicht zu beeinträchtigten, löste ich meine Finger von der Sehne und der Pfeil schoss mit einer immensen Geschwindigkeit davon und traf genau sein Ziel. Es machte einen riesen Knall als der von dem Pfeil durchbohrte Körper auf dem Boden aufschlug und alle seine Kameraden in Alarm-Stimmung brachte.

Das war genau das Durcheinander, auf das wir gewartet hatten. Schnell wie Blitze schoss die eine Hälfte von uns vor (die andere blieb vorerst in Deckung) und verbreitete Blut, Angst und teils Tod. Das soll nicht heißen, dass diese muskelbepackten Männer das alles über sich ergehen ließen, nein innerhalb kürzester Zeit hatten sie sich wieder unter Kontrolle und kämpften gegen uns. Ich ließ ein Schwert von ihrem Waffenlager mitgehen und in der nächsten Sekunde wurde es auch schon verwendet, um einen von ihnen von hinten in den Rücken zu stechen. Einer seiner Kameraden fand das nicht recht nett und ging mit wildem Geschrei auf mich los. 

Schnell stellte sich heraus, dass unsere Gegner eher mit Kraft als mit Köpfchen dachten, was nicht bedeuten soll, dass meine Gliedmaßen bei dem heftigen Aufschlagen unserer Klingen nicht furchtbar schmerzten. Einmal drohten meine Beine unter mir nachzugeben und ich blickte in das Wutentbrannte Gesicht desjenigen der mich angegriffen hatte, doch ich drehte mich geschickt nach links und verpasste ihn mit meinem Fuß einen so heftigen tritt, dass er ins Taumeln geriet, seine Deckung löste und er Vivienne somit ein leichtes machte ihn zu töten.

Diese kurze Atempause verschaffte mir Zeit mir über unsere Lage bewusst zu werden und ich schaute mir das ganze Ausmaß unseres Kampfes an. Bei einem Szenario blieben meine Augen wie gefroren hängen, mein Körper fühlte sich an wie versteinert und mir blieb die Luft weg, einer der Berserker hatte meinem Bruder im Würgegriff und er röchelte nur noch ganz schwach, ich wollte mich nach viel zu langen Sekunden aus meiner Starre lösen, um ihm zu helfen, doch da hatte Trixi dem Angreifer schon einen ziemlich heftigen tritt in die Kniekehle verpasst, sodass dieser meinen Bruder losließ und Trixi ihm mit ihrem Schwert den Kopf von den Schultern schnitt. Bei dieser Aktion spritze das Blut überall hin und mit einem dumpfen Schlag landete der Kopflose auf dem Schnee unter uns. Ich hatte zu lange gezögert!

Vivienne hatte den Kopf des Toten noch in der Hand, doch mehr konnte ich nicht sehen, da ich mit einem heftigen Tritt in meinem Rücken zu Boden gedrückt wurde. Ich hörte und spürte, wie eine meiner Rippen brach und schrie vor Schmerz und Wut über meine Dekonzentration auf. Das war dann wohl mein Ende. Dachte ich zumindest, doch noch bevor die Klinge des Angreifers meinen Kopf ebenfalls abtrennen konnte, wurde ihm mit einem Stein so heftig eine verpasst, dass er vermutlich Tod zu Boden fiel. Ich drehte mich etwas, um meinen Retter ins Gesicht zu blicken und da stand Liam, der mir mit schmerzverzogenem Gesicht die Hand hinhielt. Ich rappelte mich ohne seine Hilfe schnell auf, denn wenn ich seinen Gang und das ganze Blut auf seinem Körper, das stetig mehr wurde, richtig deutete, war er schwerer verletzt als ich.

Liam stütze sich auf einen Stock, um mit mir in die Mitte des Lagers zu humpeln. Dort waren nur noch zwei Männer übrig, wobei einen Augenblick später würde ich sagen, wir hatten alle erledigt, denn auch ihnen wurde so heftig eine verpasst, dass sie am Boden liegen blieben. Nun kamen auch die anderen aus ihrer Deckung und wir suchten das Lager nach überlebenden oder Gefangenen ab, doch wie sich herausstellte waren wir allein. Das bescherte uns allen ein erleichtertes Durchatmen.

Unmittelbar neben mir hörte ich wie jemand hinfiel, ich drehte mich verwundert in die Richtung, da ich dachte, wir hatten gesiegt, doch anstatt eines Gegners ging Liam in die Knie und fiel letztendlich auf den Rücken. Tränen schossen mir in die Augen und ich schrie seinen Namen, ich schmiss mich förmlich neben ihn und konnte sehen, dass er nur noch sehr leicht und röchelnd atmete. Durch seine Winterkleidung konnte man immer größer werdende Blutflecken sehen. Er stand dem Tode nahe! Immer mehr Tränen schossen mir bei diesem Anblick in die Augen und bildeten einen Schleier, schnell versuchte ich diese wegzuwischen und meine mentale Mauer wieder zu erbauen.  

Trotz der noch immer beißenden Kälte zog ich Schicht für Schicht seiner durchbohrten Kleidung weg, bis ich auf reine Haut stieß. Chamil hatte sich als erstes von ihrer schockstarre gelöst und half mir so schnell es ging eine Druckkompresse für Liam anzufertigen, bevor ich die zu Streifen zerrissene Kleidung mit zitternden Händen um ihn wickeln konnte, schmierte Chamil eine mir unbekannte violette Salbe auf die Wunde, die die Blutung augenblicklich etwas stoppte. Ich ließ mir nicht einen einzigen Wimpernschlag für Verwunderung übrig und machte mit dem eben angefangenen Verbinden weiter.

Forced to LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt