Morgen war der Tag des Abschieds gekommen und ohne zu wissen wo mich die Reise hinführen würde, freute ich mich schon unheimlich auf das Abenteuer. Andererseits hatte ich gerade damit angefangen ein paar Verbündete zu finden, die mir das Leben auf dem Hof einfacher gemacht hätten. Aber einer der für mich wichtigsten Gründe warum ich hier weg musste, war das momentane Verhältnis zu Aaron, ich wusste einfach nicht wie ich das was ich zerstört hatte wieder reparieren konnte und jedem Tag an dem ich ihm irgendwo begegnete und nicht wusste was ich zu ihm sagen sollte, machte es schmerzvoller hier zu bleiben.
Mit einem Blick aus dem Fenster bestätigte sich meine Vermutung, dass es wie die letzten Tage noch immer schneite. Ich griff nach dem Smaragd auf meiner Brust und sammelte noch mehr Kraft, um den König in ein paar Minuten gegenüber zu treten, damit er uns sagen konnte, wohin uns unsere Reise führen würde.
Ich atmete noch einmal tief durch und verließ mit einem mulmigen Gefühl mein großes Zimmer, musste dann aber überrascht feststellen, dass meine engsten Verbündeten und Freundinnen vor der Tür auf mich gewartet hatten und alle mindestens genau so angespannt aussahen wie ich. Ich fühlte mich irgendwie dazu verpflichtet etwas aufbauendes zu sagen und so kamen mir die Worte "gemeinsam schaffen wir einfach alles!" über die Lippen. Bei meiner Ankunft hätte ich es nie für möglich gehalten, eine so enge Freundschaft mit diesen Mädchen zu führen, die sich fast so anfühlte, als ob wir alle Schwestern wären. Mit ihnen an meiner Seite fühlte ich mich unschlagbar, wie sich bei dem ein oder anderem Erlebnis auch schon bestätigt hatte. Anscheinend hatten meine Worte gewirkt, denn sie wirkten etwas mutiger als zuvor.
Mit dieser neu geschöpften Energie stolzierte ich mit ihnen an meiner Seite durch die Gänge, was den ein oder anderen Blick auf uns zog, aber es war mir egal, solange wie beisammen waren. Hier war mein neues ich, selbstbewusster und stärker als zuvor!
Die Tore zum Kronsaal flogen vor uns auf und ich trat dem König mit lodernden Blick unter die Augen. Unser Auftreten bescherte ihm ein müdes lächeln, welches mich zur Weißglut trieb, aber er begann dennoch zu sprechen: "Wie ich sehe seid ihr mehr als bereit meinen Auftrag entgegen zu nehmen. Wie dem auch sei, eine Gruppe von gefährlichen Männern ist im Westen Denavours in eine der Königlichen Schatzkammern eingebrochen, in der sich viel Gold und zahlreiche Erbstücke befanden, am wichtigsten für mich waren aber die dort gelagerten, Jahrhunderte alten Bücher. Diese bitte ich euch samt den Köpfen der toten Männer zurück zu bringen. Laut den letzten Informationen meiner Wachen fliehen sie über die Isuraberge weiter Richtung Westen."
Eine der Wachen neben ihm meldetet sich zu Wort: "Ich bitte vielmals um Verzeihung, großer, mächtiger König, aber mein bester Freund war einer dieser Wachen und er konnte mir nur noch in einem Brief schreiben, dass er und seine Truppe von einem Schneesturm überrascht wurden und er schon einige Tage weder getrunken noch gegessen hat. Ich weiß beim besten willen nicht wie es dieser Brief zu mir geschafft hat oder ob er überhaupt noch lebt, aber jetzt jemanden dorthin zu schicken erscheint mit aufgrund der momentanen Lage aussichtslos."
Nach diesen Worten stand der König von seinem Thron auf und sprach mit bebender Stimme: "Es liegt noch immer an mir, wen ich wo hinschicke und wen nicht und du bist nicht hier am Hof um mir Ratschläge zu erteilen, also hüte in Zukunft deine Zungen bevor sie dich den Kopf kostet. Diese Mädchen müssen mit dieser Situation fertig werden, weil ich es so will und auch ohne den Schneesturm ist es eine riskante Mission aufgrund der wilden Männer die Dort Hausen, aber mit dem Geld was mir gestohlen wurde bezahle ich die Wachen die uns vor Plünderern Retten und falls es nicht zurück gebracht wird, sehe ich keine andere Möglichkeit, als die ganzen Schulden einzutreiben, die ich manchen Bauern seit Jahren dulden lasse." Aber es ist eure Entscheidung ob ihr den Auftrag annehmt..."
Ich wusste genauso gut wie die anderen, dass die Bauern unterdessen auch meine Familie war, kein Geld oder Mittel mehr hatten, die sie dem König geben könnten und die Verwüstung von Plünderern wäre Katastrophal unteranderem deswegen, weil sie zahlreiche Menschen mitnahmen und als Sklaven weiterverkauften. Deswegen brauchte ich gar nicht lange überlegen und antwortete auf seine Frage: "Wir nehmen den Auftrag an". In meinem Rücken konnte ich die bestätigenden Minen meiner Freundinnen spüren und strahlte dadurch gleich noch mehr Selbstbewusstsein aus. Das genügte dem Herrscher anscheinend, den er breitete die Arme aus und brüllte: "So sei es, packt eure Sachen, morgen bei Sonnenaufgang reitet ihr los."
Wir taten wie er es uns befahl und jede von uns kehrte zurück in ihr Zimmer, wo schon die Zofen warteten, um uns beim packen behilflich zu sein. Mara wusste anscheinend noch nicht wohin die Reise ging und so erklärte ich ihr, dass ich aufgrund des Schneesturms sehr warme Sachen brauchen würde und auch ein paar Decken für die Pferde und die noch kälteren Nächte. Daraufhin verschwand Mara für ein paar Minuten, die ich nutzte um einen mittelgroßen, leichten Koffer unter meinem Bett hervorzuziehen bis sie wieder kam. Als sie wieder das Zimmer betrat kündigte sie mir mit strahlenden Gesicht an: "Der König hat uns Zofen vor ein paar Tagen beauftragt jedem von euch Mädchen eine Winterfeste, Dicke Ausrüstung zu besorgen. Damals wusste ich natürlich noch nicht warum genau, aber tat wie mir geheißen. Sie können mir glauben, so etwas warmes hatten sie noch nie an!" Damit hatte sie eindeutig, recht so viele schichten Stoff hatte ich noch nie übereinander gesehen und noch dazu sah der weiße Umhang samt der Uniform atemberaubend aus. Ich packte ihn mit ein paar anderen warmen Sachen ein und legte noch ein paar Decken oben drauf.
Ich war die Kälte aus dem Dorf eigentlich gewöhnt, weil wir im Winter früher nie genug Geld hatten um uns dicke Decken zu kaufen, also musste das Kaminfeuer, das meistens mitten in der Nacht ausging reichen. Oft saß mein Vater bis spät in die Nacht vor dem Kamin und hütete das Feuer, obwohl er am nächsten Tag wieder arbeiten musste. Deswegen war ich froh bei einem solchen Schneesturm wie uns berichtet worden war, so viel Kleidung wie möglich mit zu haben. Vor allem aus dem Grund, da ein Feuer die wilden Männer und Tiere zu uns locken würde.
Als ich fertig gepackt hatte, ging ich zu Mara und umarmte sie lange. Als ich mich wieder von ihr löste hatte ich Tränen in den Augen und wisperte:"Danke, dass du in dieser ganzen Zeit für mich da warst und auf mich aufgepasst hast, bitte pass jetzt auf dich auf!" Sie hatte ebenfalls Tränen in den Augen, aber sie nickte zustimmend.
An diesem Abend nahm ich noch ein vor Hitze Dampfendes Bad. Mein letztes, zumindest für eine gewisse Zeit, denn es würde nicht einfach werden die Männer, die schon so viel Vorsprung hatten aufzuholen.
Wasserstern234
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Forced to Love
Fantastik-pausiert- Ranya ist ein Bauernmädchen und lebt mit ihrer Familie in einem heruntergekommenen Haus. Das ganze Volk ist arm und leidet unter der Regierung des Königs. Eines Tages kommen Soldaten in das kleine Dorf und nehmen von einigen Familien eine...