Erster Trainingstag

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Ich wollte nie wieder aus diesem Bett raus! Aber nicht mit Mara. Sie riss mir meine Decke weg und öffnete die großen Fenster zu meinem Balkon. Es war doch so eisig kalt! Diesen Krieg hatte ich wohl verloren, aber morgen werde ich gewappnet sein. Ein: „Na gut, ich ergebe mich" drang aus meiner Kehle und ich stand mürrisch auf. Mara schnaufte verärgert: „Miss, sie machen mir mein Leben echt nicht einfach." Ich hatte ihr doch erklärt, dass sie „du" sagen kann, aber so früh am Morgen hatte ich noch keinen Nerv ihr das zu sagen. Ich weiß nicht was heute mit mir los ist. Normalerweise bin ich doch auch nicht so verschlafen. Da gibt es nur noch eine Lösung! Augen zu und durch. Ich trottete zu meinem Kleiderschrank und zog eine enge Hose und ein langärmeliges T-Shirt mit meinem dunkelblauen Umhang an. „Na endlich seid ihr fertig, kommt Hop Hop Ich habe ihnen ein Brot von der Küche mitgenommen, das Frühstück haben sie schon verpasst." Ich bedankte mich noch kurz bei Mara bevor ich mich umdrehte und der Soldat mich zu der Arena brachte. Ich war froh, wenn ich mich irgendwann hier auskennen würde. Dieses ständige hinter den Soldaten herlaufen machte mich wahnsinnig!

Endlich waren wir in der Trainingshalle angekommen. Es war ein runder, riesiger Raum. Überall waren Waffenständer mit allen möglichen Waffen. Wie war es auch anders zu erwarten, war die Decke eine Glaskuppel. Im Allgemeinen sah es hell und freundlich aus, solange, bis sich jemand verletzt. Die anderen Mädchen waren noch nicht da. Nur ich, der Trainer und Liara. Ich lächelte sie an und trat ein paar Schritte auf sie zu. „Was ist eigentlich deine Lieblingswaffe?" Liara überlegte kurz bis sie antworte: „Da gibt es so einige, aber am liebsten mag ich Wurfsterne und Dolche und du?" Hmmm das war eine gute Frage: „Also Pfeil und Bogen ist mein absoluter Liebling, aber ich kann auch gut mit einem zwei schneidiges Schwert." Liara fing an zu lachen: „Soso, das unschuldige Mädchen kann also auch gefährlich werden." Oh und wie ich das kann. „Du bist aber mit deinen Wurfsternen auch nicht so ungefährlich." Es war schon komisch hier zu stehen und sich vom König ausbilden zu lassen. Wie es wohl gerade meinen Brüdern ging? Nein ich muss jetzt stark sein, reiß dich zusammen Ranya!

Und da kamen auch schon die anderen Mädchen daher. Wieso glauben die eigentlich, dass sie etwas Besseres sind? Na gut, sie sind hübsch, aber ihre Intelligenz hat das Niveau von einem Stück Stroh. Zum Glück habe ich noch Liara, ohne sie wäre ich hier ziemlich wahrscheinlich schon längst abgehauen. Wie der König gesagt hatte, ich mag zwar süß aussehen, aber in meinen inneren steckt eine Kämpferin, die so ziemlich für alles bereit wäre.

Ich wusste nicht, von wem ich dieses Temperament habe, keiner in meiner Familie hat es, vielleicht von meinem Großvater, das ist zwar ziemlich unwahrscheinlich, aber durchaus möglich. Das tut jetzt aber auch nichts zur Sache. Ich band mir meine Haare in einen lockeren Pferdeschwanz zusammen und lauschte den Worten des Trainers. „Meine Damen, als Erstes möchte ich klarstellen, dass ihr das Training ernst nehmen sollt. Ihr seid nicht zum Spaß hier! Ich habe für den König schon viele Soldaten ausgebildet, aber ich muss sagen, eine reine Mädchengruppe hatte ich noch nie. Das soll nicht heißen, dass ihr nicht schuften müsst. Hier werdet ihr lernen, was einen waren Krieger ausmacht. Nun gut zum Aufwärmen laufen wir gleich eine Runde durch den Wald. Hop Hop, auf was wartet ihr, LOS!" Na toll laufen ist ja mal sowas von nicht meine Stärke. Wohl eher gesagt mein Schwachpunkt. Aber so wie es aussieht, geht es nicht nur mir so. Wieso habe ich dieses Gefühl, dass das hier nur die Aufwärmübung ist?
Liara hatte anscheinend kein Problem mit dem laufen. Aber jeder hat doch seine Schwachpunkte. Übung macht ja wie es bekannt ist den Meister. Eine positive Sache gab es aber am Laufen, nein wo ich so darüber nachdenke, eigentlich nicht. Ich versuchte mein Tempo zu behalten und nicht langsamer zu werden und schon gar nicht stehenzubleiben. Das ist das Geheimnis beim Laufen. Man darf nie stehen bleiben, sonst braucht man ständig eine Pause. Meine Taktik schien zu funktionieren. Ich war nicht die Letzte. Jaja die erste war ich auch nicht, aber so ein Mittelding ist doch auch nicht schlecht.

Schnaufend kam ich endlich wieder in der Trainingshalle an. „Man Liara du läufst echt schnell!" „Weißt du, was Ranya, du gehst in Zukunft, in der Früh mit mir laufen." Fantastisch! „Danke Liara." Sie wusste ja gar nicht, wie sehr sie mir damit half. Ich genoss die fünf Minuten Pause, bis auch die restlichen von der Runde uns wieder aufholten.

Als Nächstes sollten wir mit einem Partner Fechten üben und dafür hatte uns der Trainer Junge Soldaten mitgebracht, die mit uns Trainieren sollten. Ich denke, dass ich mich echt gut schlage. Immerhin fechten wir an unseren ersten Tag gegen Männer. Na gut, diese hatten ihre Ausbildung auch erst angefangen und waren nicht wirklich gut. Und ich hatte auch Übung im Fechten, da ich und meine Brüder immer mit Stöcken geübt hatten. Wo ich so darüber nachdachte, habe ich wirklich viel Kontakt mit Waffen gehabt und mir ist das nie so richtig aufgefallen. Umso besser für die momentane Situation. Ich wünschte mir nur einen Gegner zu haben, der ein bisschen besser fechten könnte. Immerhin sollten wir etwas lernen und nicht Nachhilfe geben. Anscheinend hatte der Coach das auch bemerkt, denn er schickte mir einen gut aussehenden Mann herüber, der uns bis jetzt nur zu gesehen hatte. Irgendwie kam er mir bekannt vor, aber woher? Mist jetzt hatte er die Maske schon über sein Gesicht gezogen. Ich tat es ihm gleich und wartete auf das Signal des Trainers für die nächste Runde. Eines muss man ihm lassen, er fechtet echt gut. Endlich ein würdiger Gegner. Nichts gegen die anderen, aber etwas zu lernen und nicht immer am gleichen Niveau zu bleiben ist auch nicht schlecht.

Wir kämpften schon eine ganze Weile und langsam merkte ich die Blicke, der anderen auf uns liegen. Es war mir ziemlich unangenehm so angestarrt zu werden. Aber der mysteriöse Nutzte diese Gelegenheit der Unaufmerksamkeit und machte den Punkt. Ein bisschen enttäuscht es nicht besser gewusst zu haben, nahm ich die Maske ab und holte mir von einem Tisch etwas zu trinken. Mein Partner kam ebenfalls zu den Getränken und streckte mir die Hand hin: „Hallo, mein Name ist Aaron, wenn ich mich nicht irre, haben wir uns schon einmal am Gang getroffen, aber bevor ich mich vorstellen konnte, bist du schon wieder weg gewesen." Jetzt wo er es sagte, fiel es mir auch wieder ein. Ich musste jetzt etwas sagen, aber was? „Mein Name ist Ranya, tut mir leid dich damals umgerannt zu haben, aber ich musste noch etwas erledigen." Vielleicht hört sich das jetzt ein bisschen kitschig an, aber er sah mit seinen rabenschwarzen Haaren und diesen grau, rot gesprenkeltem Augen echt gut aus. Gerade wollte ich noch etwas sagen, aber der Trainer kam mir zuvor und schickte uns hinaus. Und weg war er aber wohin? Wenigstens hatte ich noch Liara „ Liara?" „Ja, was ist denn Ranya?" „Willst du noch was mit mir machen?" „Ohh tut mir leid, ich würde gerne etwas mit dir machen, aber ich muss noch einiges in der Bibliothek recherchieren. Wie wäre es mit morgen?" Zögernd nickte ich mit dem Kopf. Liara lächelte mich noch einmal schwach an, bevor sie um die Ecke in Richtung Bibliothek verschwand. Gut dann werde ich mich wohl anders beschäftigen müssen...

Forced to LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt