Aller Anfang

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Ich fühlte mich Frei, so unendlich glücklich. Ich und meine Familie hatten vielleicht kein teures Gut, aber für mich zählte nichts mehr als die Freiheit. Ich hasste es Stunden lang in unserem kleinen Haus zu sitzen und nichts zu tun. Ich hasste alles, was mit dem König zu tun hatte. Seinetwegen lebten alle in unserem Dorf schlecht. Er raubte uns all unser Hab und Gut. Jeder hasste den König, inklusive mir. Aber keiner traute sich, ihm etwas zu sagen. Ich würde ihn so gern meine Meinung ins Gesicht spucken, aber ich tat es nicht. Warum? Um meine Familie zu schützen. Das einzige, das wertvoller war als meine Freiheit, war meine Familie. 

Meine Mutter und mein Vater taten alles, was in ihrer Macht steht, um uns zu beschützen und ich tat das gleiche für sie. Abgesehen von meinen Eltern, habe ich zwei Brüder. Sie sind beide so unterschiedlich. Der ältere, der übrigens mein Zwilling ist, heißt Elian und hat die braunen Haare unserer Mutter und die Gift-grünen Augen unseres Vaters. Ich wiederum habe ebenso braune Haare, aber meine Augen unterschieden sich von seinen im Wesentlichen. Meine Augen sind eisblau, die sich je nach Emotion Grau oder Blitzblau färbten. Zu guter Letzt wäre da noch mein kleiner Bruder Janus er hat die Platin blonden Haare unseres Vaters und seine Grünen Augen. 

Ich mochte meine beiden Brüder und sie mich, wobei ich sagen muss, dass Janus immer eifersüchtig ist, da ich und Elian eine tiefere Bindung haben. Aber das ist doch normal bei Zwillingen. Damit Janus sich nicht mehr so ausgeschlossen fühlte, schenkte ich ihm mein Zwillingsarmband, das uns unsere Mutter als wir klein waren gemacht hatte. Es bedeutet Janus viel und er gibt deswegen auch immer bei Elian an, dass ich ihn mehr mag, wobei das völliger Unsinn ist. Mein Name ist übrigens Ranya. Ich bin mit Abstand die wildeste in meiner Familie, aber gleichzeitig auch die gerissenste. Meine Mutter arbeitete in ihrer Jugend in dem Palast und konnte daher lesen und schreiben. Sie wiederum brachte es uns bei. Somit waren wir die einzigen Bauernkinder die Lesen und schreiben konnten. Früher hatten wir ein Pferd, um genauer zu sein eine Stute. Sie war mein Ein und Alles. Jede Minute, die ich nicht mit der Arbeit Zuhause verbrachte, ritt ich mit ihr in den Wald und übte Bogenschießen. An den Gedanken an früher huschte mir ein Lächeln über die Lippen. Ich habe alles getroffen, wenn ich wollte, egal wie weit das Hindernis weg war. Aber das war einmal... Eines Tages hatten wir nicht genug Getreide gesammelt, da es seit Wochen nicht mehr geregnet hatte und somit großteils unserer Ernte ausgetrocknet war. Deswegen haben sie uns meine Stute weggenommen. Meine Stute, mein Glück, mein Ein und Alles. An diesem Tag habe ich mir geschworen meine Familie zu beschützen, egal wie viele Opfer ich dafür erbringen müsste.

Heute war ein kälterer Herbst Tag. Bald würde der Winter eintreten und der war hier in Denavour einer der Kältesten weit und breit. Und das hieß, wir müssen in diesen letzten Tagen noch einmal alles geben, um genug zu essen zu bekommen. Ich lief gerade vom Wald zu uns nachhause, als ich ein Schild am Festplatz sah. Ich ging näher heran und las die dort geschrieben Worte „Morgen nach Sonnenaufgang, soll aus jedem Haus eine Frau hier auftreten, wenn es eine Familie verweigert, müssen sie mit schweren Strafen rechnen". Was der König nun schon wieder wollte? Ich wusste nur, dass das nichts Gutes zu verheißen hatte.

Ich öffnete die Haustür und mir strömte Wärme und der Duft von Pilzsuppe entgegen. Ich stellte mich neben meine Mutter in die Küche und fragte sie, ob sie von dem Schild in der Stadt wüsste. Sie sagte sie wüsste davon, aber sagte dann nichts mehr zu diesem Thema, stattdessen fragte sie mich, ob ich den Tisch denken könnte. Ich tat, um was sie mich gebeten hatte, aber ich wusste, dass sie mir etwas verschwieg. Normalerweise war sie sehr gesprächig und lies kein Thema aus, um mit uns darüber zu diskutieren. Aber dieses Mal war es anders und ich musste herausfinden warum.


Wenige Augenblicke nach unserem seltsamen Gespräch wurde die Tür aufgestoßen und meine Brüder und mein Vater setzten sich an den Esstisch. Ich setze mich mit Mutter zu ihnen und wir begannen zu essen. Früher als sonst schickten uns unsere Eltern zu Bett. Ich wartete so lange, bis meine Geschwister schliefen, bis ich aufstand  und zur Leiter, die ins Esszimmer führte, schlich. 

Zu meinem Glück waren die Wände so dünn, dass ich jedes Wort, des Gespräches zwischen meinen Eltern verstehen konnte. „Thomas, du verstehst nicht! Sie nehmen von jedem Haus eine Frau mit ins Schloss! Vielleicht sehe ich euch dann nie wieder! Ich weiß nicht, was ich tun soll! Wir müssen Ranya schützen. Sie würde eingreifen. Sage ihr kein Wort davon und halte sie auf, morgen zum Festplatz zu gehen. Hörst du!" Thomas, mein Vater schwieg eine Weile, bis er ihr antwortete: „Hör zu Liebling, wenn du dir wünscht, dass ich Ranya hier behalte, tue ich das, aber ich glaube, der König will einfach nur mit euch reden. Mach dir nicht so große Sorgen." Meine Mutter erwiderte seine Worte mit:„Ach Liebling, vielleicht hast du ja recht, aber ich mache mir einfach nur Sorgen!" Durch eine Rille konnte ich sehen, wie er ihr auf die Stirn küsste und ihr etwas ins Ohr flüsterte, das sich so anhörte wie „Ich liebe dich, aber wir sollten jetzt schlafen gehen." Damit war ihr Gespräch beendet. Ich wusste, dass da etwas im Busch war und ich wusste, dass es naiv war trotz der Bitte meiner Mutter zum Festplatz zu gehen, aber ich würde es tun! Für meine Familie!

Forced to LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt