Eine kühle Prise strich mir über das Gesicht und ich öffnete meine Augen.
Durch das große Fenster konnte ich sehen, dass es draußen schon dämmerte. Aber da es noch zu dunkel war um alles zu sehen, zündete ich die Kerze auf meinen Nachttisch an.
Ich roch noch immer nach Pferd und bei näherem betrachten im Spiegel konnte ich auch sehen, dass noch ein wenig Stroh in meinen Haaren verhangen war.
Ich nahm die Bürste von dem Waschtisch und fing an mir den Staub und den Schmutz aus den Haaren zu kämmen.
Danach griff ich nach dem Lappen und wusch die nötigsten stellen. Zu guter Letzt nahm ich mir etwas von dem Rosenparfüm und spürte mich damit ein.
Anscheinend hatte ich ein paar mal zu oft gesprüht, da ich wie eine wandelnde Rose roch. Aber was soll's, dann werde ich halt einfach das nächste mal weniger nehmen.
Ich schritt nun in Unterwäsche zurück in das Schlafzimmer und begutachtete die neue Kleidung in meinem Schrank. Anscheinend hatte Mara mir irgendwann meine Maße abgenommen, denn die neue Kleidung saß wie angegossen. Wie dem auch sei setzte ich mich in den Sessel vor dem Kamin und begann ein Buch zu lesen, da es noch zu dunkel und Früh war, um zu Frühstücken.
Kaum hatte ich zehn Seiten gelesen, klopfte es an der Tür.
Ich legte das Buch weg und schon kam Liara in das Zimmer stolziert. Als sie sah, dass ich schon wach war, schrumpfte ihr Lächeln ein wenig, doch die fing sich schnell wieder und ließ sich neben mich aufs Bett fallen.
Noch immer ein wenig verwirrt sah ich sie an.
Als ich immer noch nichts sagte, da ich mit der Situation ein wenig überfordert war, fing Liara an zu reden: „Ach du dummi, ich will wissen, was ihr gestern gemacht habt und ich will JEDES EINZELNE DETAIL OK und lass ja nichts aus!"
Ich ließ den gestrigen Tag mit Aaron noch einmal Revue passieren, bevor ich antwortete: „Nun ja er hat mich in den Wald geführt, wo er zwei Pferde versteckt hatte, um mit mir auszureiten. Dann sind wir ein Stück geritten und haben uns dann auf eine Wiese gesetzt und haben geredet."
Ich wusste, dass diese Erzählung Liara weit nicht gereicht hat, aber Gott sei Dank kam bevor sie etwas sagen hätte können Mara ins Zimmer und schickte uns zum Essen.Trotz des frühen Aufstehens kamen wir gerade noch so rechtzeitig zum Essen. Wir schnappten uns, als keiner hin sah jeder einen Apfel und verschwanden wieder unauffällig durch die Tür.
Die beiden Äpfel aßen wir auf dem Weg zum Training ganz auf und kurz vor der Tür, waren beide Äpfel zur Gänze verschwunden.
In dem Raum stand schon unser Trainer Martinus, der anscheinend schon eine Weile auf uns wartete. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, ging sie schon wieder auf und die anderen Mädchen kamen herein.
Ohne noch eine Sekunde länger zu warten, begann Martinus zu reden: „Gut, dass jetzt alle da sind! Wir haben heute einiges zu tun. Da ihr nach der Ausbildung bei mir, perfekt als Team zusammen arbeiten müsst, werdet ihr heute alle zusammen die Kasajaschlucht überqueren."
Ich hatte die Schlucht schon oft gesehen, aber mir währe nie in den Sinn gekommen sie zu überqueren. Die Kasajaschlucht ist eine der tiefsten in Denavour.
Es sind sogar schon einige Leute bei dem Versuch sie zu überqueren gestorben.Ehe ich mich versah waren wir schon los marschiert.
Liara war die einzige die mich noch ein bisschen aufheitern konnte, doch je näher wir der Schlucht kamen, umso weicher wurden meine Knie und desto weniger halfen ihre motivierenden Sprüche.Die Stelle, die wir überqueren sollten war noch eine der weniger tieferen, aber selbst hier ging es noch gut 20 Meter runter.
Aber wie sollten wir jetzt gemeinsam da rüber kommen?
Alles was wir hatten war EIN Seil.
Alle schienen zu überlegen, doch keiner kam auf eine gute Idee, den obwohl wir uns nicht unbedingt mochten, wünschten wir einander nicht den Tod.
Kalie ein schwarzhaariges Mädchen kam als erstes auf eine Idee: „Einer von uns muss mit dem Seil runter klettern und auf der anderen Seite rauf. Dann musst du Ranya mit deinem Bogen das Seil Ende rüber schießen. Die Freiwillige muss dann das Ende an dem Baum dort hinten festbinden und dann können wir alle, nachdem auch wir ein Ende festgebunden haben, eine nach der anderen rüber klettern." Da keiner etwas gegen Kalies Vorschlag hatte, meldete sich Medelaine freiwillig die Schlucht runter und wieder rauf zu klettern.Wir hatten das eine Ende festgebunden und in der Hand, damit das Seil ja nicht weg rutschen konnte.
Medelaine machte ihren Job eigentlich ganz gut.
Bei uns anderen herrschte Totenstille. Wir waren alle viel zu aufgeregt, als das wir etwas sagen hätten können. Erst als Medelaine sicher auf der anderen Seite war, konnte ich wieder Luft holen. Jetzt lag es an mir das Seil rüber zu schießen.
Meine Hände zitterten noch immer, aber es war weit nicht mehr so schlimm, wie am Anfang. Wie sollte es denn auch anders sein, landete der Pfeil in der Wiese auf der anderen Seite. Liara meldete sich auch als freiwillige, als erstes rüber zu gehen. Ich versuchte sie zwar davon abzuhalten, aber sie hatte auch ihren eigenen Willen.Es waren schon fast alle drüben, als auf der anderen Seite eine Schlange auftauchte und Liara samt den anderen Mädchen panisch herum fuchtelte. Ich war noch immer auf Vivienne konzentriert, die gerade in der Mitte der Schlucht baumelte.
Von irgendwo kamen komische reißende Geräusche und erst als mein Blick direkt auf die Geräuschquelle gerichtet war, konnte ich es zuordnen. Entsetzt und panisch schrie ich: „DAS SEIL!" Medelaine war die erste auf der anderen Seite, die bemerkt hatte was ich meine und lief auf das Seil zu, dass nur noch aus wenigen Schnüren bestand.
Liara hatte gerade die Schlange verscheucht, als sie Kalie und den anderen half das Seil zu halten.
Nachdem sie das Seil wieder mit etlichen Knoten zusammen gebunden hatten, wagte ich mich als letzte über die Schlucht. Ich war die Armarbeit gewohnt, aber unter solchen Bedingungen viel es mir sehr schwer mich zu fokussieren und die Angst los zu lassen. Ich hätte beinahe zu weinen angefangen, wäre da nicht noch immer Martinus gewesen, der unser ganzen Schauspiel interessiert musterte. Bei den letzten Armzügen halfen mir die anderen Mädchen, die anscheinend mein Zittern bemerkt hatten. Jetzt hieß es das gleiche nochmal nur dieses Mal wieder zurück.Auch bei dem Mal war ich wieder die letzte und es fehlten mir nur noch wenige Zentimeter, bis auch ich wieder den festen Boden unter den Füßen spüren würde.
Wir hatten alle ein paar Wunden an den Knien und an den Armen, aber uns allen war nicht aufgefallen, dass Kalie einen Schlangenbiss an ihrem Fuß hat. Ich wollte sie gerade darauf hinweisen, als sie uns berichtete ihr sei schwarz vor Augen.
Ich konnte sie gerade noch so auffangen, bevor sie auf den Boden gelandet wäre.
Wir alle waren jetzt wieder hell wach und stemmten Kalie hoch. Abwartend sahen wir zu Martinus, der eine Fiole aus seiner Hosentasche nahm und die helle Flüssigkeit Kalie in den Mund träufelte.
Die einzigen Worte die er noch an uns richtete, bevor er sich wieder in Richtung Burg machte, waren: „An sich bestanden, aber das nächste mal solltet ihr besser auf eure Kammeraden achten, stellt euch vor, sie wäre ohnmächtig geworden, als sie über der Schlucht war. Ich werde mich mit eurem Lehrer in Verbindung setzten und ihn bitten euch Anzeichen für verschiedene Gifte und Krankheiten zu erklären und er soll euch Pflanzen zeigen, die ihr essen könnt. Ach ja tragt sie in den Krankenflügel, dann könnt ihr in eure Zimmer gehen."Wir waren alle ein bisschen perplex über diese Antwort, befolgten aber seine Anweisungen und so war Kalie dreissig Minuten später im Krankenflügel.
Als ich wieder in mein Zimmer kam, ließ ich mir eine Badewanne ein und setzte mich in das eher kältere Wasser. Mit einer Sache hatte Martinus aber recht gehabt, wir waren ein echtes Team. Vielleicht sind die anderen Mädchen doch nicht so schlimm wie ich immer gedacht hatte.
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So ich hoffe, ihr wisst jetzt wie man eine Schlucht überquert 😂😂😂
Es tut mir leid, dass es über ein Monat her ist, als ich das letzte Kapitel hochgeladen habe und selbst jetzt, wo ich angekündigt hatte, dass dieses Kapitel schon vor einer Woche hätte kommen sollen, erst jetzt kommt...
Aber ich denke ihr könnt mir wieder mal verzeihen 🙏🏻🙏🏻🙏🏻🙏🏻
LG Wasserstern234
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Forced to Love
Fantasy-pausiert- Ranya ist ein Bauernmädchen und lebt mit ihrer Familie in einem heruntergekommenen Haus. Das ganze Volk ist arm und leidet unter der Regierung des Königs. Eines Tages kommen Soldaten in das kleine Dorf und nehmen von einigen Familien eine...