Familie ?

1K 47 4
                                    

Ich konnte kaum ein Auge zu machen, dafür hatte ich zu viele Gedanken im Kopf. Immer wieder schaute ich aus unserm Fenster und wartete auf den richtigen Moment, um mich aus dem Haus zu schleichen und meine Mutter, falls nötig zu schützen.
Ich spürte es in jeder Faser meines Körpers, dass da etwas im Busch war.
Ich horchte auf, war das gerade eine quietschende Tür? Ja definitiv! Ok es ging los. Ich schnappte mir noch meine Tasche und schlich mich vorsichtig aus dem Haus. Immer näher kam ich zu dem Markt Schritt für Schritt. Einatmen ausatmen.

Und schon stand ich in der kleinen Menge der Frauen. In unserem Dorf gab es nicht mehr so viele Frauen, da die meisten qualvoll ermordet wurden. Dies war übrigens noch ein Grund, warum ich den König hasste. Aber jetzt musste ich mich konzentrieren, denn der Botschafter begann zu sprechen: „Meine lieben Damen, es freut mich, dass ihr heute hier so zahlreich erschienen seid." Er machte eine kurze Pause und schaute einmal über die Menge. Fast kaum merkbar schnippte er mit seinem Finger und die Soldaten, die sich bis jetzt noch eher zurückgehalten hatten, umkreisten uns. Erst jetzt fiel mir auf, dass hier kein einziger Mann anwesend war. Hier war definitiv etwas faul! Ich hatte es gewusst. 

Zum Glück stand ich abseits, sodass ich nicht gefangen war, aber alles mitbekam. Der Botschafter sprach nun weiter mit einem gehässigen Unterton: „Jede einzelne wird zu mir nach oben kommen, damit ich sie begutachten kann, im Weiteren werde ich ein paar von euch auswählen, die mit mir im Schloss kommen. Die anderen bleiben hier und tun so als wäre nicht gewesen! Wenn ich einen eurer Männer morgen oder in Zukunft über das heute geschehene reden höre, werdet ihr ALLE dafür büßen." Mittlerweile hatten alle Frauen verstanden, dass das eine miese Falle war. Nach und nach  kamen immer mehr Frauen nach vorne. Überraschender Weise waren bis jetzt nur drei ausgewählt worden und wir waren bei der Hälfte. Es ging immer so weiter bis meine Mutter dran war. Mein Herz stockte. Bitte lehne sie ab! Bitte! Bitte! Wir brauchen sie, ich brauche sie, meine Brüder und mein Vater braucht sie! Aber Gott erhörte mich nicht. Mit einem gehässigen Grinsen wollte er sie gerade zu den auserwählten Frauen schieben, als ich laut schrie :„Nehmt mich und nicht sie, bitte nehmt mich!" Geschockt drehten sich alle Frauen um.

Meine Mutter sah mich entsetzt an. Einzelne Tränen liefen ihr über das Gesicht, als er sie losließ und die Soldaten mich zu dem Botschafter brachten. Unsere Wege kreuzten sich und ich formte ein Entschuldigung mit meinen Lippen. Sie wusste, warum ich es getan hatte und sie wusste, dass es so vernünftiger war, aber dennoch wollte sie sich für unsere Familie opfern. War das das letzte Mal, dass ich sie sah? Nein ich würde meine Familie nicht im Stich lassen! Ich würde kämpfen, um sie wiederzusehen. Zwischen den Soldaten standen nun sieben Auserwählte, inklusive mir. Sie waren alle unbeschreiblich hübsch. Die Soldaten schmissen  uns in eine Kutsche und wir fuhren in Richtung Schloss. Durch ein Fenster konnte ich sehen, wie meine Mutter am Boden zusammen brach und den Kopf in die Arme stütze. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich sie so sah. Aber ich wusste, das war die richtige Entscheidung!

Immer näher kam ich zu dem Mann, den ich am meisten hasste. Wofür brauchten sie uns? Ich ging alles Mögliche durch, aber nichts schien mir plausibel. Nach welchem Schema hatten sie uns auserwählt? Hoffentlich würde ich es bald erfahren...

Forced to LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt