Königs Haus

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Immer näher kamen wir zu diesen schön getarnten Gefängnis. Ich hasste es, das zugeben zu müssen, aber das Schloss sah atemberaubend aus. Es war wunderschön, dennoch wollte ich dort nicht rein. Aber ich konnte nichts mehr machen, ich war jetzt eine Gefangene des Königs. Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus, als wir durch die mächtigen Torbögen fuhren. Die anderen Mädchen schauten nur mit großen Augen aus dem Fenster. Es machte mich verrückt, dass diese doofen Hühner die Gefahr hinter dieses Mauern nicht verstanden und sich von dem Schein trüben ließen. Ich durfte nicht so enden wie sie, ich musste jeden meiner Schritte überlegen und nicht taktlos irgendetwas sagen.

Wir hielten an und die Türen wurden aufgemacht. Zitternd streckte ich erst das eine und dann das andere Bein aus dem Wagen. Kaum hatte ich den Boden berührt, stießen mich die anderen Mädchen nach vorne, damit sie raus konnten. Oh wie ich diese eingebildeten Mädchen jetzt schon hasste. Ich schaute mich um und erkannte, dass wir in einem Innenhof standen. Direkt neben mir 6 Frauen die aussahen wie Zofen. Der Botschafter meldete sich erneut zu Wort: „Bevor ihr eure Majestät unter die Augen tretet, werden die Zofen euch in eure Gemächer führen und euch dort herrichten und waschen, denn ihr stinkt alle absätzlich ." Somit endete seine Rede, na danke auch, tut mir ja leid, dass ich nicht jeden Tag duschen kann. Diese Menschen hier dachten doch auch sie seien etwas Besseres. Die anderen Hühner waren schon alle verschwunden. Jetzt stand nur noch ich mit einer bisschen molligeren Zofe hier. Sie strahlte mich so freundlich an, dass mir zum ersten Mal an diesem Tag warm ums Herz wurde. Vielleicht war es nur Einbildung, aber die anderen Mädchen waren in eine ganz andere Richtung gegangen als wir. Vielleicht hatten sie einfach keine Schlafzimmer mehr auf dieser Seite. Mir soll es recht sein , ich konnte ihre übertriebene Art sowieso nicht leiden.

Nach einer Weile waren wir vor einer Tür angekommen. Meine Zofe, die, wie sich herausstellte Mara hieß, schaute mich erwartungsvoll an, bis ich begriff, dass das wohl die Tür zu meinen Gemächer ist. Langsam streckte ich meine Hand nach dem goldenen Griff aus und öffnete die Tür. Mein Zimmer war wunderschön, nicht einmal in meinen Träumen hätte ich es mir so schön ausgemalt.  Der erste Raum war direkt beim Eingang. Es war gemütlich eingerichtet. Ein Kamin, ein Sofa und ein Teppich. Links davon war ein Bogen und ich erblickte ein Klavier und einen Schreibtisch. Hinter der Tür gerade aus befand sich ein Schlafzimmer. In das Bett hätten locker drei Personen gepasst. Vom Schlafzimmer aus gab es nur noch eine Tür, hinter der Mara gleich verschwunden war. Anhand des rauschenden Wassers konnte ich mir schon ausmalen, was sich dahinter befand. Und ich hatte recht. Es war ein Badezimmer. Mit einem nach meinem Geschmack viel zu großen Fenster. Mara schüttete gerade Rosenblätter in das Wasser, doch ich interessierte mich nur mich für die letzte Tür. Was war da wohl dahinter? Ich meine ich habe doch schon alles, was ich brauchte. Ich ließ die Tür aufschwingen und dahinter war der Traum eines jeden Mädchens. Ein Ankleidezimmer! Mir blieb die Luft im Hals stecken. Langsam drehte ich mich zu meiner Zofe um und fragte sie mit belegter Stimme: „Bist dir wirklich sicher, dass wir im richtigen Zimmer sind." Sie lächelte mich an und antwortete mit: „Oh ja, das sind sie, leider haben wir ihnen noch nicht so viele Kleider geben können, da der Schneider noch keine Maße von ihnen genommen hat, aber die sollten für die nächsten Tage einmal reichen." Oh Gott, sollte ICH wirklich hier sein? Das war alles nur ein schlechter Traum oder ein verdammt guter? Bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, befahl mir Mara jetzt zu baden, da der König es hasste zu warten.

Somit zog ich mich aus und stieg mit dem ersten Fuß in das warme Wasser. Beim Kontakt mit dieser Wärme keuchte ich kurz auf, bevor ich mein zweites Bein rein hielt und schließlich ganz darinnen saß. Wie lange war es wohl her, dass ich in so warmen Wasser gebadet hatte? Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern. Ich schäumte meinen Körper und meine Haare mit der Seife ein und wusch sie dann wieder ab. Nachdem ich noch kurz diesen Luxus genossen hatte, stieg ich aus der Wanne und wickelte mich in das Handtuch, das direkt daneben lag. 

Lächelnd trat ich aus dem Raum ins Schlafzimmer. Und schon wieder hetzte mich Mara, dass ich mich beeilen sollte. Ich zog mir die Unterwäsche und das Kleid, das sie mir gegeben hatte an und beobachtete mich im Spiegel. Schon lange war ich nicht mehr so sauber gewesen. Mit ein paar Nadeln steckte mir die Zofe die Haare hoch und beobachtete ihr Werk. Zufrieden stellte sie sich neben mich und blickte mit mir in den Spiegel. „Ihr seht bezaubernd aus." Ich wusste nicht warum, aber diese Worte von ihr zu hören zauberte mir ein Lächeln auf das Gesicht. Ich meine wie viele Edlen Damen sie wohl schon eingekleidet hat?

Nun schob mich Mara aus dem Zimmer raus. Vor mir stand schon einer der Soldaten, der mich zum König in den Speisesaal bringen sollte. Jetzt wo mich Mara verlassen hatte, schlich sich wieder diese einsame Schwärze um mein Herz. Was wollte der König bloß von uns?

Forced to LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt