Tag des Aufbruchs

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Ich hatte die Nacht fast kein Auge zubekommen, da ich zu aufgeregt auf den heutigen Tag gewesen war. Ich war meinen ganzen Koffer in Gedanken noch zehnmal durchgegangen, um sicherzugehen, ja nichts Wichtiges zurückzulassen, das uns das Leben retten könnte. Mir war aber trotz Stunden langem Grübelns nicht mehr eingefallen, dass Mara mir nicht schon in dreifacher Ausführung in den Koffer gelegt hatte.

Einer der Soldaten hatte mir berichtet, dass wir zwei zusätzliche Helfer bekommen würden, die sich um den Proviant und das Lager während unserer Abwesenheit kümmern würden. Ich war schon ziemlich gespannt, wen der König als gut genug erachtete, um mit uns mitzureiten und den Auftrag zu erledigen.

Da es langsam hell wurde, war es wohl Zeit für mich meine Sachen zu packen und auf die anderen zu warten. Ich traf sie schlussendlich alle warm eingepackt und mit noch mehr Gepäck bei den Stallungen. Den Pferden hatte man auch eine warme Rüstung angezogen, mit der sie  gegen die tobende Kälte besser geschützt waren. Allein bei dem Gedanken zog ich meinen Mantel enger um mich und kuschelte mich in den warmen Pelz. Ich wusste ganz genau, dass meine Wangen jetzt schon von der kalte gerötet sein müssten, da ich viel mehr ein Sommermensch als ein Wintermensch war, zumindest wenn der Winter so stark war wie die in Denavour. 

Wie schon so oft war ich Zwiegespalten was ich über diese Situation denken sollte, ich hatte mich jetzt schon so viele Wochen gefreut hier wegzukommen und konnte diesen Tag bis jetzt kaum erwarten, aber andererseits würde ich zwei Menschen zurücklassen, die mir zu sehr ans Herz gewachsen waren, um sie für längere Zeit nicht zu sehen. Aber weiteres grübeln über meine Lage würde mir nun auch nichts mehr helfen, da ich dieser Mission schon zugesagt hatte. Außerdem ging es hier ebenso um unsere Familie, noch ein Grund mehr diesen Job so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Genauso wie die ganzen anderen rum wuselnden Diener schnappte ich mir etwas rumstehendes Gepäck und Band es einem unserer Pferde um. 

Als keine Koffer oder Säcke mehr herumstanden schwang ich mich auf ein mir unbekanntes Pferd. Der König hatte mir zwar angeboten Akira mitzunehmen, aber ich könnte den möglichen Verlust von ihr nicht verkraften, also verzichtete ich auf sein Angebot und ritt auf einem seiner besten Jagdpferde. Ich konnte kaum einen meiner Mitreiter erkennen, weil alle zu fest in ihre Mäntel eingepackt waren. Da ich beim Packen zu viele neue Gesichter gesehen hatte, blieb die Frage wer uns begleiten würde daher noch offen. 

Vor den Toren hatten sich alle Adeligen versammelt, darunter auch Aaron und sein Vater. Ich konnte einen kurzen Blick in Aarons Augen erhaschen, doch ich sah nicht die wunderschönen Augen voller stärke und Mut, sondern eiskalte Abweisung. Bei diesem Anblick verspürte ich einen Stich in meinem Herzen und ein kalter Schauer zog meinen Rücken hinunter. Ich konnte jedoch nicht auseinanderhalten, ob es sein Anblick gewesen war oder die kalte Luft um mich herum. Es sah so aus, als ob der König noch etwas hätte sagen wollen, doch schon waren die ersten meiner Freundinnen durch die Tore hindurch, um schnell außer Sichtweite zu kommen. Ich konnte sie komplett verstehen, dass sie sich genauso wie ich nicht noch einen elendigen Monolog von ihm anhören wollten, wie wichtig dieser Auftrag für ihn sei. 

Nun da die schützenden Mauern des Schlosses nicht mehr vorhanden waren, zog der Wind nur noch angenehmer und schneller um mich herum. Meine Augen begannen bei dem ganzen Wind zu tränen und ich kniff sie schmerzend zusammen. Wir kamen nur sehr langsam und schleichend voran, da der Sturm sich schon zu weit in Richtung Schloss ausgebreitet hatte und uns somit einige Wege und Straßen mit Bäumen und Schnee versperrt hatte. Um die Mittagszeit, als die Sonne etwas durch die grauen Wolken stach, wurde der Wind und die Kälte kurz besser, sodass wir uns orientieren konnten und unsere Route neu einteilen konnten. 

Allein bei dem Gedanken noch mehrere Stunden wach bleiben zu müssen, bereute ich es die letzte Nacht so verschwendet zu haben. Es erschien mir geradeso warm genug, um die Kapuze meines Mantels abzunehmen. Da nun ein paar der anderen ebenfalls ihre Kopfbedeckung abnahmen, konnte ich sofort meine Freundinnen identifizieren und trabte direkt das kurze Stück zu Liara. Trotz des Windes hatte sie noch immer ein strahlendes lächeln für mich übrig, bei dem die ganze Aufregung und last von meinen Schultern gekehrt wurde. Mit einem ironischen Lächeln meinte Liara: "Was ein sonniger Tag!" Ich konnte nicht anders, als über ihren Kommentar zu schmunzeln und Trixi fügte feixend hinzu: "Ich glaube ich hätte doch meine Badesachen mitnehmen sollen". Daraufhin mussten alle lachen und die Atmosphäre wurde allein deswegen schon um einiges Entspannter. Mit diesen sieben Mädchen an meiner Seite, konnte es einfach keine schlechten Tage geben. 

Nun da sich der Wind kurz beruhigt hatte, nutze ich ebenfalls die Gelegenheit mich umzuschauen. Riesige dunkle, sich mit dem Wind bewegende Bäume, hoher Schnee, zugefrorene Bäche, ab und zu ein paar Schneehasen aus den Bergen, die sich aber, sobald wir näher kamen aus dem Staub machten. Das einzige, das mich nun wirklich noch störte, war das Unwissen, wer unsere Reisebegleiter sein mögen. Es juckte mich schon die ganze Zeit in den Fingern, sie zu fragen, ob sie ihre Kapuzen abnehmen könnten, aber ich wusste nicht, ob sich das schickt. Es war vollkommen gegen meine Natur mich so etwas zu fragen, aber das hatte das Hofleben aus mir gemacht... 

Ich denke, ich werde es noch ein paar Stunden bis zu unserem ersten Nachtlager aushalten müssen, um mir diese Frage zu beantworten. 

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Wer glaubt ihr begleitet die Acht 🤭? (Vorschläge in die Kommis)

Ich hoffe bei euch herrscht gerade schöneres Wetter als bei mir...

Und wenn nicht dann könnt ihr es euch mit einer Decke und Tee bei euch Zuhause gemütlich machen und noch mehr meiner Bücher lesen oder einen Kommentar da lassen ☺️

Noch einen schönen Tag!

Wasserstern234

Forced to LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt