Kapitel 24

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Ich kam gerade in der großen Halle an -die nun wieder so gruselig aus sah wie eh und je- da flitze Darkside auch schon auf mich zu.
"Du.", murrte er, "Mitkommen." Offensichtlich reichte ihm mein Nicken nicht aus, denn er packte mich grob am Handgelenk und schleifte mich mit in die Küche.
"Weiß du Clarissa, du hast mich heute ziemlich genervt", begann er noch während er etwas aus einer Schublade hervorkramte. Triumphierend hielt schließlich das Messer in die Luft -welches er auch schon das erste mal benutzt hatte, als ich "Blut spenden" musste- sodass er kurz aussah wie ein kleiner Junge. Ich fragte mich oft, wie die Schattensucher -wie sie sich ja nannten- waren bevor sie verwandelt wurden. Ob die hunderte an Jahren sie sehr verändert hatten?
"Du weißt was jetzt kommt", grinste er sadistisch. Und schon war das Bild des kleinen, niedlichen Jungen wieder aus meinem Kopf  verschwunden.

'Bist ja auch ein naives Ding!', höhnte meine innere Stimme genervt.

'Weiß ich auch'

Ich nickte nur abwesend in Darksides Richtung. Ich hatte mich hierauf eingelassen, also musste ich das jetzt über mich ergehen  lassen. Er wollte schon nach dem Arm greifen, der das letzte mal nicht verletzt worden war, aber ich hielt ihm den anderen hin.
"Eine Narbe reicht mir", erklärte ich mich genervt. Sollte ich irgendwann doch noch hier raus kommen, dann wollte ich wenigstens keine weiteren "Schäden" davon tragen, auch wenn ich noch immer bezweifelte, dass das passieren würde. Dank des Buches wusste ich zwar, dass es einen Ausweg gab aber... Naja ich glaubte noch nicht wirklich dran, außerdem wollte ich mir nicht unnötige Hoffnungen machen.

Ich zischte kurz auf, als ich das kalte Metall an meinem Arm spürte, biss aber tapfer die Zähne zusammen. Noch ein kleines Ziehen und es war vorbei.
"War's das dann?", fragte ich. Schnell zog ich meinen Pulli wieder über die Wunde und drückte meine Hand darauf. Es war eine meiner merkwürdigen Angewohnheiten. Sobald mir etwas weh tat, presste ich meine Hand auf die schmerzende Stelle, bis es wieder ging.
"Wir sind hier erstmal fertig kleines Mädchen", grinste er und stellte das Glas mit der roten Flüssigkeit in den Kühlschrank.
"Du sollst mich nicht so nennen!"
Meine Aussage klang eher müde als giftig, weil ich wusste das er es auch in 100 Jahren noch nicht lassen würde. Und das nervte mich gewaltig, so wie irgendwie gerade alles!
"Darkside?!", es war Vanessas Stimme. Sie klang ängstlich, verunsichert.
"Ich komme Liebes!", rief er um sie zu beruhigen, "Sieht aus als wäre unsere kleine Freundin aufgewacht" Damit verschwand der Vampir auch schon. Und ich... Ich wusste nicht so wirklich was ich jetzt tun sollte, also tat ich etwas das ich viel zu lange schon nicht mehr getan hatte. Ich stattete meinem Bruder einen Besuch ab.

Mir waren der modrige Geruch und die weißen -von Motten zerfressenen- Laken bereits bekannt, auch wenn sie das nicht sollten. Nichts hiervon sollte ich kennen, noch sollte ich es genießen. Aber es war der einzige Lichtblick, in dieser düsteren Fabrik. Wortwörtlich. Denn der Weg, durch die kleine Halle -die vollgehängt worden war mit diesen Laken-, führte aufs Dach. Dort wo die auch die letzten Sonnenstrahlen noch ihren Weg hinfanden und dort wo Leon war.
"Hey Brüderchen", sagte ich gelassen als ich mich neben die Steinstatur fallen ließ.
"Es ist schon lange her, dass ich hier war. Fast schon eine Ewigkeit", flüsterte ich. Der Schein der angenehm warmen Sonne knallten auf meine Haut und doch... war mir kalt. Und bald würde ich nichts anderes mehr spüren. Nur diese Kälte. Und die Ewigkeit...
"Leon?", begann ich obwohl ich wusste das ich keine Antwort erwarten konnte.
"Ich glaube ich hab einen Fehler gemacht. Und ich bereue es. Zutiefst... Aber wenn du mich fragen würdest, ich würde es wieder tun", gestand ich. Meine Stimme war kaum lauter als ein Windhauch, aber mehr brauchte es auch nicht. Es tat gut es laut auszusprechen, auch wenn es dadurch nur noch absurder klang.
"Ich habe einen Deal mit Darkside gemacht und ich... Er wird mich in einen Vampir verwandeln und solltet ihr... Gewinnen... Dann muss jeder Vampir hier bleiben und Darkside... Nun ja er darf darüber entscheiden was danach mit mir passiert. Es tut mir leid Leon, aber es war wahrscheinlich die einzige Bedingung die er angenommen hätte... Und ich konnte- Ich wollte euch nicht in Gefahr bringen"

DWK - Hinter dem HorizontWo Geschichten leben. Entdecke jetzt