|Kapitel 12|

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Ich schlüpfte durch den entstandenen Spalt in der Wand. Hinter diesem befand sich offenbar ein geheimer Raum, wenn man es so nennen mochte. Ich konnte gerade so stehen ohne mir den Kopf anzustoßen und vielleicht einmal in jede Richtung meine Arme ausstrecken.

'Na zum Glück bin ich nicht klaustrophobisch!'

Aber für das was auf dem Boden lag, brauchte der Raum auch nicht äußerlich viel Platz. Es war ein kleines, relativ dünnes, gebundenes Buch. Gerade so klein das es noch unter meinen Pulli passen würde. Ich kletterte wieder "aus der Wand" heraus, verschloss diese erneut mit dem Brett und brachte alle Kleiderbügel wieder in die richtige Reihenfolge. Alles sah so aus wie vorher, keiner würde vermuten, dass ich hier gewesen war. Nicht mal Darkside! Schnell beeilte ich mich aus dem Raum heraus zu kommen und atmete schließlich erleichtert aus als ich wieder sicher vor der verschlossenen Tür stand.
"Und was tust du hier?", ertönte eine Stimme hinter mir und ließ mich erschrocken zusammen fahren. Beinahe wäre mir dabei das Buch unter meinem Pullover hervor gerutscht, aber ich konnte es noch rechtzeitig festhalten. Ich zischte, tat so als ob ich Schmerzen hatte, und schlang meine Arme um meinen Bauch.
"I-Ich..."

'Verdammt Clary, hör auf zu stottern und nimm endlich mal deinen Mut zusammen! Du hast doch ne große Klappe und eigentlich echt gutes Selbstbewusstsein, dann nutze das doch auch mal!'

'Du hast Recht!'

"Ich wüsste zwar nicht was dich das angeht, aber ich war auf Toilette. Düsentrieb wusste das ich Bauchschmerzen hatte und das es mir nicht so gut ging, also wollte sie hier auf mich warten", erklärte ich ihr zuckersüß ohne eine Miene zu verziehen.
Und es fühlte sich verdammt gut an das Badass-Girl raushängen zu lassen!
"Sie ist in ihrer Werkstatt, ich sagte ihr sie brauche nicht auf dich zu warten", antwortete Blossom ebenso monoton. Ich wusste nicht ob sie wirklich so war oder ob sie noch eine andere, freundlichere Fassade besaß.
"Gut dann gehe ich mal", sagte ich und ging zur nächsten Tür, "Bis später"
Sie nickte und verschwand mit der Geschwindigkeit eines Luftzugs.

Ich öffnete die Tür zu Düsentriebs Zimmer und hielt erstmal den Atem an. Sie hatte tatsächlich eine Werkstatt! An allen vier Seiten des Raumes standen wandhohe Regale, voll mit Schrauben und weiteren Dingen von denen ich keine Ahnung hatte. Das würde Markus gefallen. Der Raum! Nicht das Mädchen! Hoffentlich... Solche Gedanken hatte ich auch des öfteren. Was wenn die Jungs hierher kommen würden und... Es gab hier so viele Mädchen die hübscher und eindeutig talentierter waren als ich! Düsentrieb war eine davon und jetzt interessierten sie und Markus auch noch für die gleichen Dinge!

'Fehlt nur noch das ein Motorrad in mitten des Raumes steht und sie daran werkelt...', dachte ich sarkastisch.

Hätte ich mal meine Klappe nicht zu weit aufgerissen! Da saß sie, in der Mitte vom Raum und schraubte an einem Motorrad. Ich fühlte mich schlecht, weil von Markus keines Falls denken wollte, dass er mich betrügen würde! Er war ein guter Mensch und ein treuer, ehrlicher, wundervoller Freund. Aber es war weniger die Angst das er mich ersetzten würde, sondern schlicht und einfach das Gefühl das es bessere gab als mich...
Ich sollte dieses Gefühl verdrängen! Gerade jetzt wo ich vielleicht eine Freundin in Düsentrieb gefunden hatte, sollte ich nicht so über sie denken.

Und zweites Kapitel fertig ☺️

Eure Alina 🌹

DWK - Hinter dem HorizontWo Geschichten leben. Entdecke jetzt