Kapitel 9

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Clary's Sicht
Ich wusste nicht wirklich ob erst ein paar Wochen oder doch schon Monate vergangen waren. In diesem trostlosen Loch verlor man ja jegliches Zeitgefühl! Die Gesellschaft der Vampire machte es nicht besser, meiner Meinung nach waren die Mädchen doofe Zicken und Darkside ein noch dämlicherer Anführer. Und das war noch nicht mal die Spitze des Eisbergs...
Denn in all der Zeit hatte ich Leon nicht einmal gesehen und es wollte mir auch keiner hier sagen was zum Teufel sie mit ihm gemacht hatten!

Leider war mir auch noch keiner meiner Fluchtversuche geglückt. Das schmale Fenster in meinem Zimmer -durch das ich mit Mühe und Not vielleicht passen würde- war vergittert.
Nachts abzuhauen war unmöglich da die Vampire abwechselnd vor meiner Tür Wache standen.
Und Tagsüber war es fast genauso unmöglich, zwar waren sie dann wegen dem Tageslicht um einiges eingeschränkter, aber die alte Fabrik -in der wir hausten- hatte weder weitere Fenster noch eine andere Möglichkeit für einen Sonnenstrahl seinen Weg zu uns hinein zu finden.

Ich vertrieb mir meine Zeit mit dem Üblichen. Lesen. Denn auch wenn man es kaum glauben mag, besaßen die Blutsauger doch wirklich eine kleine Bibliothek. Ich hatte mir schon die verschiedensten Bücher angesehen und fand trotzdem nie heraus wie man ein Vampir wurde. Geschweige denn wie man einen zurückverwandeln konnte. Noch nicht mal soviele Informationen wurden mir gegeben. Ich war eine Gefangene und gelegentlich mal eine Versuchung. Oft hatte Darkside schon zwischen "Ich murks dich jetzt ab" und "Ich beiße dich gleich, wenn du nicht die Klappe hältst" geschwankt.

'Was soll ich sagen? Ich bin halt einfach reizend... '

Mit jedem Tag hoffte ich inständiger das die Jungs und Isa kommen würden, um uns zu retten und mit jedem Tag wurde etwas mehr meiner Hoffnung zunichte gemacht.
"Prinzessin was machst du schönes?", säuselte der dunkelhäutige Vampir.
"Nenn mich nicht so!", knurrte ich und widmete mich wieder meinem Buch.

'Das darf nur Er!', fügte ich im Stummen hinzu.

"In Ordnung.", gab er trocken von sich und warf einen kritischen Blick auf das Buch in meiner Hand.
"Das wird dich nicht weiter bringen", sagte er nur und wollte wieder verschwinden. Wie immer bei seinen täglichen Kontrollen, ob ich auch schön brav war, doch dieses Mal hielt ich ihn auf.
"Warte!", rief ich und sprang auf.
"Woher willlst du das wissen?", fuhr ich fort, "Hast du je versucht herauszufinden wie ein Vampir zurück verwandelt werden kann? Hast du meinen Bruder deshalb zu einem Vampir gemacht? Weil du nicht weißt wie man es rückgängig macht?"
Darksides Augenbraue wanderte in die Höhe.
"Ich habe dir nie gesagt, dass ich deinen kleinen Zwilling verwandelt habe. Also... Wer hat dir davon erzählt?", fauchte er. Und das nicht nur bildlich gesprochen, er entblößte  -wie so oft in letzter Zeit- seine spitzen Fangzähne.
"Hat niemand. Es war nur so eine Ahnung", grinste ich schadenfroh, "Und du hast sie mir eben bestätigt"
Ich war schon ein bisschen stolz auf mich das ich gerade den großen, bösen Anführer-Vampir reingelegt hatte. Aber zurück zum eigentlichen Thema.
"Jetzt da ich weiß was Leon ist kannst du mir eigentlich auch gleich sagen wo er ist", forderte ich regelrecht.
Leider war ich nicht in der Position Forderungen zu stellen. Darkside machte hier die Spielregeln und das wusste ich eigentlich auch.
"Weißt du kleines Mädchen, du fragst und fragst nach Dingen die dich schlicht und einfach nichts angehen, aber-", began er zu sprechen doch ich fiel ihm ins Wort.
"Wir reden hier von meinem Zwilling! Und du willst mir weiß machen es geht mich nichts an wo er sich befindet!", rief ich sauer.
"Lass mich doch ausreden kleines-", wieder fiel ich ihm ins Wort. Offenbar war ich heute mutiger, als mir gut tun würde.
"Nenn mich nicht 'kleines Mädchen'! Ich habe einen Namen.", gab ich ihm zu verstehen. Der Vampir war offensichtlich langsam genervt von mir und atmete tief durch.
"Also... Clary-", ich unterbrach ihn.
"Für dich immernoch Clarissa!", fauchte ich ihn an. Schnell stellte ich fest das Darksides Gedultfaden kurz vorm reißen war, denn in Vampir Geschwindigkeit war er bei mir und knurrte:
"Wenn ich mit dir reden hast du verdammt nochmal deinen Mund zu halten, ist das klar?!"
Vorsichtig nickte ich und wartete darauf, dass er wieder von mir wich.
"Was ich sagen wollte ist:
Aber ich habe mich dazu entschieden dir diesen kleinen, unbedeutenden Wunsch zu erfüllen", schloss er seinen einst begonnenen Satz ab.
"Tatsächlich?", hackte ich nochmal nach. Misstrauisch musterte ich ihn und wollte schon auf einen einzigen, gutmütigen Akt seinerseits hoffen, als sich ein teuflisches Lächeln auf seine Lippen schlich.
"Du willst etwas dafür", stellte ich fest. Er nickte nur und bedeutete mir ihm zu folgen, dass tat ich schließlich auch. Und ich schwor mir selbst dass kein Preis zu hoch sein sollte, um endlich meinen Bruder wieder zusehen.

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