Kapitel 12
Küsse eines Vampirs.
Die schönste Zeit des Jahres bricht heran und nein, damit meine ich nicht das Feast of the Winter Star, wie es jeder gewöhnliche Mensch sehen würde... Ich meine mein liebstes Event des Jahres: Spirit's Eve!
Fröhlich spaziere ich über Max' Farm, wir sind verabredet, um uns gegenseitig zu schminken. Meine Zigarette dämpfe ich in dem Aschenbecher auf der Veranda aus, klopfe dann an Max' Tür.
Als diese sich öffnet, bittet Max mich gleich herein. Ich werde mit einem Kuss begrüßt, mein Freund ist bereits verkleidet, auch seine Haare sind gestylt. Sie sind toupiert und mit ein wenig Gel nach hinten gelegt. Max sieht jetzt schon Klasse aus.
„Geh schon mal ins Badezimmer, ich komm gleich nach", bittet er mich.
„Okay."
Max hat bereits all die Dinge, die wir brauchen im Badezimmer verstreut. Ich setze mich auf den Stuhl, den er vor dem Spiegel platziert hat und betrachte mein Spiegelbild. Ich kann es kaum erwarten, endlich geschminkt zu sein. Ich LIEBE dieses Event und ich LIEBE es, mich zu verkleiden.
Als mein Freund zu mir ins Badezimmer tritt, wirkt er ein wenig genervt, doch kaum berühre ich ihn, lächelt er wieder ein wenig. Vorsichtig streiche ich über seinen Arm. „Alles okay?"
„Ja, meine Freunde sind nur ziemlich sauer, weil ich heute nicht mit ihnen feiere. Anfang des Jahres habe ich dummerweise versprochen, dass ich nach Zuzu City fahre, aber..." Er zuckt mit den Schultern. „Ich hab mich anders entschieden und jetzt sind sie sauer, weil sie sich schon auf mich gefreut haben."
„Oh... wenn ich das gewusst hätte, hätten wir ja zu ihnen fahren können..."
„Nein, schon okay, ich hab mich entschieden und wenn ihnen das nicht passt, ist es nicht mein Problem", erklärt er selbstsicher. Max lächelt wieder, beugt sich dann zu mir, um mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Also, soll ich anfangen, dich zu schminken?"
„Ja", freue ich mich fröhlich, blicke dann zu Max nach oben.
„Dann lass uns loslegen, mein Süßer."
...
Es dauert eine Weile, bis wir bereit für das Event sind. Unsere Gesichter sind noch blasser als gewohnt. Augenringe, mit Grau und Schwarz betonte Augenlider, auch unsere Wangenknochen sind stark hervorgehoben. Zum Abschluss dieses Makeups tragen wir falsche Vampirzähne, rote Kontaktlinsen und natürlich darf das Kunstblut an den Lippen nicht fehlen. Max gibt sich große Mühe, auch meine Haare so ähnlich wie seine zu stylen. Der letzte Feinschliff für meine Verkleidung ist ein rot-schwarzes Cape.
Als ich mich im Spiegel betrachte, muss ich einfach grinsen. Ich liebe diesen Look so sehr, dass ich am liebsten täglich damit herumlaufen würde. Auch Max kann kaum aufhören, Selfies zu machen. Seine Laune ist mittlerweile zum Glück wieder in gewohnten Höhen.
Hand in Hand machen wir uns auf den Weg zu dem umgebauten Hauptplatz. Als ich auf der Veranda bemerke, dass die Kerzen in unseren selbstgeschnitzten Kürbislaternen ausgegangen sind, lasse ich es mir nicht nehmen, sie noch schnell vor unserem Ausflug zum Festival auszutauschen. Die Augen der Kürbisse glühen wieder in der Dunkelheit, ich kann meine Freude über diese Zeit des Jahres kaum verstecken. Ich freue mich so sehr, dass ich am liebsten loslaufen und Max hinter mir her schleifen würde, was meinem Freund natürlich nicht verborgen bleibt.
„Du bist heute ganz schön aufgedreht", stellt Max fest. „Das ist wirklich niedlich. Den ganzen Sommer bist du so schlaff, dass ich eigentlich deinen Puls fühlen müsste, um zu sehen, ob du noch lebst. Und kaum nähert sich die kalte Jahreszeit, springst du vor Freude durch das Leben."
Max' Worte machen mich ganz verlegen. Ich liebe den Herbst einfach. Es ist meistens kühl genug, dass ich keinen Hitzeschlag bekomme, aber warm genug, dass ich nicht erfriere.
„Es ist einfach dieses Festival und der Herbst generell. Das ist die einzige Zeit im Jahr, wo ich wirklich zufrieden bin und mich freier bewegen kann."
„Du weißt ja gar nicht, wie süß du eigentlich bist. Also... männlich süß. Wie... ein männlicher Hundewelpe."
Ich lache ein wenig. „Du bist so ein Trottel. Also ein männlicher Trottel."
„Sorry, Sebby."
„Ich fasse es nicht böse auf, alles gut."
Am Hauptplatz angekommen, treffen wir auf Abby und Sam, die seinen Sams kleinen Bruder Vincent im Schlepptau haben. Zu meiner Überraschung sind auch Shane und Jas anwesend. Alle haben sich verkleidet. Das Festival hat sogar den sonst so grimmigen Shane überzeugt.
„Hey Leute. Chicken-Boy, scharfes Hühnerkostüm", begrüßt Max unsere Freunde, wobei er es sich natürlich nicht nehmen lässt, über Shanes Kostüm herzuziehen.
„Lass' stecken, Max", entgegnet Shane mürrisch. Seine Laune ist wohl doch besser als sonst. Als Abby nach seiner Hand greift, bin ich äußerst irritiert.
„Moment... Ihr zwei? Seit wann?", frage ich verwirrt. Ich bekomme echt gar nichts mehr mit.
„Sam und Shane waren mit den Kids am Spielplatz und da sind wir ins Gespräch gekommen. Hat sich so ergeben. Stimmt's Shane-Train?", erklärt Abby, dabei grinst sie ihren Freund an.
„Ja, so ungefähr."
„Interessant, interessant. Ich hätte schwören können, dass Shane für's andere Team spielt", zieht Max ihn auf, wobei er ihm zuzwinkert.
„In deinen Träumen, Max."
„Wie wahr, wie wahr", gibt Max verträumt von sich. „Ach, wir beide könnten so viele Kalorien zusammen verbrennen, liebster Shane."
„Was meint Max damit, Onkel Shane?", fragt Jas neugierig nach.
„Gridball... Max redet davon Gridball zu spielen..."
Max geht etwas in die Knie, um mit Jas auf einer Augenhöhe zu sein. „Ja, genau, kleine Jas, es ist nämlich sehr wichtig, dass Freunde zusammen Sport machen."
„Komm, Shane", bittet Abby, als Shanes Blick sich bei der Betonung von Max' Worten verfinstert. „Wir sollten uns etwas zu essen holen."
Shane antwortet in gewohntem, mürrischen Ton: „Sollten wir wohl, bevor wirklich etwas brennt..."
Damit wäre dann wohl Max gemeint, würde ich sagen. Manchmal sollte sein Gehirn ihm verbieten, den Mund auf zu machen.
Abby, Shane und Jas nehmen etwas Abstand von unserer Gruppe, Sam grinst breit. Max richtet sich wieder auf, er legt einen Arm um mich.
„Hehe... Sie hat ‚komm' gesagt", wiederholt Sam belustigt Abbys Worte, was mich nur dazu bringt, den Kopf zu schütteln. Sams kleiner Bruder Vincent will den Dreien folgen, weswegen sich auch mein bester Freund von uns verabschiedet. „Wir sehen uns später."
„Bis dann", verabschiede ich mich ebenfalls von ihm.
Somit bleiben nur Max und ich zurück, doch das ist nicht weiter tragisch, denn es gibt einiges, das ich Max heute zeigen möchte.
„Abbys Kriegerinnenkostüm ist ziemlich cool. Das Schwert sieht aus, als wäre es echt", meint Max, als er unseren Freunden nachsieht.
„Liegt vermutlich daran, dass es ein echtes Schwert ist."
„Ach, ich will gar nicht wissen, wieso Abby ein echtes Schwert hat."
„Was sagst du zu Sams Waschbärkostüm?", frage ich, als ich meinem besten Freund nachsehe. Er nimmt Vincent auf die Schultern, der Kleine hebt triumphierend beide Arme in die Luft.
„Ich find's süß, dass Sam dasselbe Kostüm wie Vincent trägt. Sie sehen niedlich zusammen aus. Er ist ein wirklich toller großer Bruder. Da wird man als Einzelkind fast schon neidisch."
„Geschwister zu haben ist nicht immer einfach", sage ich.
Diese Aussage ist eigentlich eher ein lautes Denken. Zwischen Maru und mir sind oft die Fetzen geflogen. Die meisten Streits waren meine Schuld. Ich war sehr oft eifersüchtig oder habe meine Wut an ihr ausgelassen. Zu meinem Glück ist meine Halbschwester nicht nachtragend. Ich schätze, dass man sich besser versteht, wenn man das Teenageralter hinter sich lässt und langsam erwachsen wird.
Ich wechsle das Thema gleich wieder zurück zu den Kostümen, als Jas auf und ab springt und an Shanes Arm zieht: „Jas ist ein niedliches Küken, passend zu Shane. Es ist cool, dass sich alle Jahr für Jahr immer wieder Mühe mit ihren Kostümen geben. Das setzt dem Festival erst richtig die Krone auf."
„Ich weiß nicht wieso, aber ich habe ganz fest damit gerechnet, dass Jas sich als Prinzessin verkleiden wird. Aber genug von den unwichtigen Nebencharakteren, Sebby. Wie feiert man dieses Festival hier in Pelican Town?"
„Wie alle anderen Festivals mit Gratisessen, aaaaber..."
Mit diesem kleinen Cliffhanger lasse ich Max zappeln. Sein Grinsen wird immer breiter.
„Aber?", fragt er nach.
„Komm mit", bitte ich freudig, dabei ziehe ich Max schon hinter mir her. „Während du isst kannst du echte, durch Magie lebendig gewordene Skelette betrachten. Tadaaa."
„Wait... what?"
„Ich schwöre bei Yoba, dass es sich hierbei um Magie handelt, jedes Jahr versuche ich herauszufinden, wie die Skelette betrieben werden, aber ich habe einfach alles elektrische ausgeschlossen, außerdem sind die Bewegungen so natürlich..."
Gespannt bleibe ich vor dem Käfig stehen, indem die Skelette auf und ab laufen. Als sie mich bemerken, kommen sie auf mich zu, Max zieht mich beschützend zu sich, als einer von ihnen gegen das Gitter schlägt. Jedes Jahr stehe ich genau an diesem Fleck und beobachte diese Skelette. Wenn ich mich doch nur trauen würde, sie anzufassen...
„Sie sind so faszinierend", gebe ich von mir.
„Und gefährlich, wenn du mich fragst", meint Max besorgt. Er zieht mich noch näher zu sich, damit mir nichts passieren kann. „Ich muss auf meinen kleinen Vampir aufpassen, nicht dass sie dir noch wehtun."
„Ach was", winke ich ab. „Sie haben mir noch nie wehgetan."
„Es gibt für alles ein erstes Mal", belehrt Max mich, als er mich langsam von dem Käfig wegmanövriert. Zu wissen, dass man immer beschützt wird, auch wenn es nicht unbedingt nötig ist, hilft mir dabei, mich noch wohler zu fühlen. Die Skelette sind hinter Gittern, die können uns nichts anhaben.
Wie bei jedem Festival plündern Max und ich das Buffet. Alle Speisen drehen sich um Kürbisse. Kürbissuppe, Kürbisbrot, Kürbiskuchen, einfach alles ist mit meinem liebsten Gemüse zubereitet. Auch wenn es strange klingt, hasse ich das. Es ist einfach zu viel des Guten, trotzdem muss ich laut Max alles probieren, was das Buffet hergibt, da die Kürbisse von seiner Farm stammen und er sie mit viel Fleiß und Liebe aufgezogen hat, als wären sie seine Babys.
Also essen wir seine Babys, ich weiß nicht ob es das besser oder schlimmer macht...
Vollgestopft führe ich meinen Freund zu dem Hauptact des Festivals, das Labyrinth. Doch noch bevor wir auch nur einen Fuß hinein setzen, machen wir einen Umweg. Max lässt es sich nicht ausreden, vorher noch unbedingt bei Pierres Stand Halt zu machen. Die Ernte scheint viel Geld eingebracht zu haben, denn Max kauft eine Menge Krempel, den er sich in den nächsten Tagen bei Pierre im Laden abholen möchte. Soll mir Recht sein.
Hand in Hand spazieren Max und ich durch das Labyrinth, vorbei an verwirrten oder verängstigten Bewohnern der kleinen Stadt und vorbei an der aufwändig gestalteten Dekoration. Nach einigen Sackgassen, finden wir uns am Brunnen ein. Hier küssen wir uns das erste Mal an diesem Abend richtig innig, natürlich ohne Vampirzähne, die haben bereits seit dem Buffet ausgedient.
Max drängt mich an den Rand des Brunnens, er hebt mich mit Leichtigkeit hoch, um mich gleich auf den kalten Stein zu setzen. Mein Freund bleibt ganz nah vor mir stehen, ich nehme den Duft seines erfrischenden Parfums wahr. Immer wieder berühren sich unsere Zungen, sie spielen miteinander, doch dann nimmt Max Abstand.
„Oh... jetzt hab ich dein Makeup so verwischt, dass du aussiehst, als hättest du wirklich Blut geleckt." Im Prinzip habe ich das. Ich will Max näher kommen, viel näher... und am liebsten sofort. „Sebby? Alles okay?"
Ich erwache wieder ein wenig aus meinem Verlangen, streiche über Max' Brustkorb. „Ja, alles okay. Aber mein Hintern wird ziemlich kalt. Ich sollte besser aufstehen, bevor ich mir eine Blasenentzündung hole."
Mit Hilfe von Max, der mir die Hand reicht, steige ich vom Rand des Brunnens. Ich werde noch fest von meinem Freund gedrückt, bevor wir uns wieder auf die Suche nach dem Ende des Labyrinths machen. Wir schleichen an riesigen, ekelhaften Spinnen vorbei. Ihre roten Augen leuchten auf, ich klammere mich fester an den Arm meines Freundes. Auch wenn ich weiß, dass die Spinnen nicht echt sind, finde ich sie widerlich. Nach dem Spielplatz, der zu einem Friedhof modelliert wurde, finden wir eine weitere Sackgasse vor.
„Ein Fragezeichen?", meint Max verwirrt. Er sieht sich um. „Hm... Sackgasse..."
„Die wievielte Sackgasse ist das heute? Die Hundertste?" Genervt trete ich auf das Schild. Meine Wut befördert es durch die Hecken. „Oh, sieh mal."
„Ist das nicht so etwas wie schummeln?", fragt Max nach.
„Nein, nein, ich denke, dass das Absicht ist, sieh mal, das Loch ist quasi Menschengroß."
„Menschengroß ist relativ", zieht Max mich auf, als ich durch die Hecke husche.
Mein Freund hat es durch seine Größe ein wenig schwerer als ich. Gut, unser Größenunterschied ist beachtlich, also ist Menschengroß wohl wirklich relativ. Max bückt sich, um sich durch das Loch in der Hecke zu drängen, als sein Cape hängen bleibt, seufzt er. Wir tauschen Blicke aus. Schmollend macht er sich daran, das Cape aus den Ästen zu befreien. Ich lasse es mir nicht nehmen, davon ein Foto zu schießen.
„Also eigentlich mag ich ja enge Löcher." Ich lache, als ich Max zusehe, wie er gegen die Hecke kämpft. Immer wieder flucht er, bis er es schließlich geschafft hat, seine Haare und sein Cape aus den kleinen Ästen zu befreien. „Hör auf zu lachen. Was machen wir jetzt?"
„Ich... äh... Mal sehen."
Schnell tippe ich auf das Display meines Smartphones, um im wahrsten Sinne des Wortes ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Wir sehen uns um. Max deutet auf einen Eingang, eine Art Höhle oder Loch im Stein der Berge. Es sieht so aus, als wäre das der einzige Ausweg.
„Lass uns da mal reingehen", schlägt er spontan vor.
„Komisch, dieser Tunnel ist mir noch nie aufgefallen."
„Du gehst ja auch nie raus in die große, weite Welt von Pelican Town", zieht Max mich auf.
„Haha, du Arsch..."
Da ich ein wenig zögere, die Höhle zu betreten, geht Max voran. Er hält meine Hand fest in seiner, als wir durch den dunklen Gang gehen. Sowohl Max, als auch ich erleuchten den Tunnel mit unseren Smartphones.
„Unfassbar, dass mir dieser Tunnel ernsthaft noch nie aufgefallen ist...", wiederhole ich mich erstaunt, als ich mich umsehe. Der Gang ist schmucklos und irgendwie zu sauber. Alles in allem habe ich ein seltsames Gefühl, als ich hier langgehe.
„Sieht so aus, als wäre da vorne der Ausgang, komm mein Kleiner."
„Okay..."
Als wir den Tunnel verlassen, bin ich erleichtert. Dass es da drinnen so eng und dunkel war, hat mich schon ein wenig nervös gemacht, aber ich würde es niemals zugeben, vor allem nicht vor Max.
„Oh, eine Truhe. Coole Sache. Willst du sie öffnen oder soll ich?"
„Mach du sie auf, wenn da irgendwas rausspringt, kreische ich wie ein Mädchen", gebe ich nervös von mir, worauf Max lacht.
„Schwachsinn, du kreischst doch nicht wie ein Mädchen. Ich bin sicher, dass es ein männliches, starkes Kreischen ist, das alle Feinde sofort vertreibt."
„Haha, du bist sooooo witzig", gebe ich sarkastisch Kontra, zum wiederholten Mal an diesem Tag. Er kann einfach nicht ohne seine dummen Sprüche. Wieso mag ich Max noch mal?
Max lässt meine Hand los, um die Truhe zu öffnen. Ich drehe mich weg, schließe meine Augen, da ich mich wirklich nicht erschrecken möchte. „Wow... ein... goldener Kürbis?"
„Hm?", frage ich interessiert, da meine Neugierde geweckt wurde. Vorsichtig sehe ich in die Truhe, lächle dann, als ich den versteckten Preis entdecke. Max hebt den Kürbis aus der Truhe, er wirkt ein wenig enttäuscht.
„Schade, pures Gold wäre mir lieber gewesen", scherzt er, klopft dann auf die Oberfläche des Preises. „Holz. Lackiertes Holz. Ziemlich leicht. Vielleicht Pappel oder Weide." Grinsend reicht er mir den Kürbis. „Ein Kürbis für meinen Kürbis."
„Max, noch mehr schlechte Sprüche und ich überlege mir das mit unserer Beziehung noch einmal", gebe ich so emotionslos wie möglich von mir, was meinen Freund jedoch nur ein noch breiteres Grinsen ins Gesicht treibt.
„Das heißt du willst ihn nicht?"
„Oh, doch, doch, ich will ihn. Ich liebe ihn."
Eilig greife ich nach meinem Preis und halte ihn mit beiden Armen fest.
„Lass mich ein Foto von dir machen."
...
Die Nacht verbringe ich bei Max. Immer wieder küssen wir uns innig, als wir in seinem Bett liegen. An seinem Blick erkenne ich, dass er gerne mehr möchte, aber es wird nicht funktionieren, wir würden streiten und wenn er mich nackt sieht... Oh Yoba... Es ist nach wie vor ziemlich kompliziert zwischen uns...
„Alles okay?", fragt Max besorgt, als er über meine Wange streicht. „Ich kann genau sehen, dass viele Gedanken in deinem Kopf rasen."
„Du... ich... ähm..."
Max fasst an meine Hüfte, zieht mich näher zu sich, um mich an sich zu drücken. Ich ernte liebevolle Streicheleinheiten, wo ich gerade noch meine Unsicherheit gesät habe. „Schon gut, du weißt, dass du dich nicht erklären musst." Max küsst meinen Kopf, er atmet tief durch. Ich kann deutlich seine Erektion an meiner Hüfte spüren. Er ist genauso wie ich gefangen in der Illusion, dass ich schon ein richtiger, echter Mann bin.
Deprimiert fasse ich mir an die Stirn. Sebastian, du bist ein Mann... dein Körper muss nur noch modifiziert werden, so wie Maru es immer nennt...
Ich wünschte, es würde schneller gehen...
Verdammt...
...
Als ich morgens aufwache, fühle ich etwas. Mein Bauch... irgendwas stimmt nicht... Max schläft noch tief und fest. Ich schäle mich aus der Decke und bekomme einen Schock. Den Schock meines Lebens.
„Fuck, fuck, nein... was soll der Scheiß, du dämlicher Körper?", frage ich panisch, versuche dabei allerdings leise zu bleiben.
Ich habe meine Tage bekommen!
WIESO!?!?!
Gestresst schlüpfe ich aus dem Bett. Ich lege beide Hände an meinen Kopf.
Verdammt!
Ich habe einen Fleck in Max' Bett hinterlassen.
Scheiße, was mache ich jetzt?!
Meine Boxershorts und meine Oberschenkel sind mit Blut beschmiert, ich beschließe, mich erst einmal um dieses Problem zu kümmern und flüchte mit meinem Rucksack aus dem Schlafzimmer ins Badezimmer.
Verzweifelt sitze ich auf der Toilette, meine Gedanken rasen. Max wird mich hassen. Ich weiß nicht, wie ich ihm das erklären soll. Und wie soll ich die Blutung stoppen? ... Ängstlich wühle ich in meinem Rucksack nach einem rettenden Tampon, doch ich finde keinen.
Ich habe seit Monaten keine Blutungen mehr, ich bin auf diesen Scheiß einfach nicht mehr vorbereitet. Nachdem ich täglich Hormonblocker zu mir nehme und auch regelmäßig mein Testosteron bekomme, dachte ich, dass sie ganz ausbleibt. Mir wurde zwar gesagt, dass es doch schon noch vorkommen kann, dass man eine Schmierblutung bekommt, aber ich habe seit einer Ewigkeit keine Anzeichen dafür mitbekommen. Ich dachte, dass der Spuk vorbei ist und nicht wiederkommt.
Verdammte, unnötige, Platz wegnehmende, Energie verschwendende Organe. Ich hasse euch. Ich hasse euch einfach...
Was mach ich jetzt?
Gestresst sehe ich mich im Badezimmer um.
Ich könnte etwas Toilettenpapier und Wattepads zwischen meine Beine legen, dann das Leintuch und meine Klamotten schnappen und einfach abhauen...
An der Badezimmertür ist ein Klopfen zu hören, verängstigt blicke ich in die Richtung, aus der das Geräusch kommt.
FUCK. Max ist wach!
„Sebastian?"
Für einige Sekunden bin ich zu geschockt um zu antworten, doch Max lässt sich nicht beirren, er klopft ein weiteres Mal, ehe er wieder spricht: „Baby, du kannst mir ruhig antworten. Es ist alles in Ordnung. Es muss dir nichts peinlich sein. Im Schrank neben der Toilette sind Tampons, bedien' dich ruhig."
„Wie-Wieso hast du Tampons in deinem Badezimmer?", ist das einzige, was ich gerade noch herausbringe.
„Naja... Ich mag's gerne den Helden zu spielen, außerdem habe ich immer welche, weil ich viele Freundinnen habe. Das ist ein ganz normaler Hygieneartikel, den man immer haben sollte, so wie Toilettenpapier. Diese Blutung ist eine normale Körperfunktion und dafür sollte man sich nicht schämen. Wir schämen uns ja auch nicht, dass wir essen und trinken müssen. Wie gesagt, nimm dir, was du brauchst. Ich will niemanden in so einer unangenehmen Situation alleine lassen, verstehst du?"
„Oh... dann... danke..."
„Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst, nimm eine Dusche und wirf deine Klamotten in die Waschmaschine. Stress dich nicht, mein Schatz, ich warte auf dich."
„Danke...", gebe ich mit Tränen in den Augen von mir. Max ist so süß und einfühlsam. Ich kann gar nicht fassen, was gerade passiert.
...
Es ist mir trotzdem peinlich, als ich Max wieder unter die Augen trete. Er hält das zusammengeknüllte Leintuch in seinen Händen, gibt mir einen Kuss auf die Wange, als er an mir vorbei ins Badezimmer geht.
„Es tut mir leid...", entschuldige ich mich, als ich ihm folge. „Ich hab's nicht erwartet... weil... ich..."
„Schon okay, kann doch passieren", winkt Max verständnisvoll ab. Er wirft das Leintuch zu meiner Boxershorts in die Waschmaschine, füllt Waschmittel ein und drückt einige Knöpfe, bevor er sie anstellt. „Wie gesagt, du musst dir keine Gedanken darüber machen. July ist das auch schon passiert, auch sie war deswegen richtig gestresst. Ich kann mir also vorstellen, wie du dich gerade fühlst. Es muss dir nicht peinlich sein. Hauptsache, du hast alles, was du brauchst und fühlst dich ein bisschen wohler. Ich hab dir übrigens auch eine Wärmflasche heiß gemacht, falls du Schmerzen hast. July hat das immer sehr geholfen, als sie Krämpfe hatte. Sie hatte meistens sehr starke Schmerzen und brauchte Ablenkung. Wir haben uns oft auf die Couch geworfen, Gesichtsmasken aufgelegt, Schokolade gegessen und uns kuschelnd einen Film angesehen. Wenn du möchtest, können wir das machen. ...also ist nur so eine Idee."
Max wäscht sich die Hände. Nachdem er sich getrocknet hat, nimmt mich er fest in den Arm. Dass mein Freund mit dieser Krise so normal und natürlich umgeht, macht mir eines auf jeden Fall klar...
„Ich... Max, ich liebe dich."
Überrascht löst er sich von mir. Er strahlt mich freudig an. „Ich liebe dich auch, Sebastian."
Auch wenn er sich oft ungeschickt anstellt, wenn es um mich und meinen Körper geht, hat er heute bewiesen, dass er sich auf mich und meine Bedürfnisse einstellen kann. In Max habe ich das gefunden, was ich immer schon gesucht habe: Jemanden, der genug Verständnis und Geduld hat, um auf mich und meine Transition zu warten.
Ich bin ihm so unendlich dankbar...
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[Stardew Valley] Mein großes Geheimnis. [Abgeschlossen!]
Fanfiction[Stardew Valley] [Fanfiktion] Sebastian hält sich seit Jahren für anders und abnormal. Er ist Transgender und hat vor einigen Monaten seine Reise zu seinem neuen Ich begonnen, er will nun auch körperlich ein Mann werden. Ganz Pelican Town kennt Seba...