Kapitel 1:
Ist das ein Date?!
Nervös trete ich in den Saloon ein. Shane sitzt bereits an seinem Stammplatz und trinkt sein wohl verdientes Feierabendbier. Auch Pam ist wie jeden Abend im Saloon, sie wirkt schon sehr betrunken. Seit sie ihren Job verloren hat, schlägt sie jeden Tag die Zeit mit Alkohol tot. So hat wohl jeder irgendwie seine eigenen Probleme.
Als ich mich umsehe, sehe ich auch schon einige andere Bewohner der Stadt, sie essen, trinken und verbringen ihre Freizeit in dem kleinen Lokal.
Freitagabend.
Normalerweise treffe ich mich heute mit Sam und Abby, meinen besten Freunden. Ich biege rechts in den Nebenraum ab, hier stehen einige Spielautomaten, ein Billardtisch und ein Getränkeautomat. Auch bequeme Sitzgelegenheiten stehen an den Wänden. Hier verbringen wir jeden Freitagabend zusammen. Seltsamerweise sind jedoch weder Abby noch Sam hier, die beiden kommen eigentlich nie zu spät.
Der einzige, der hier ist, ist Max.
„Hey Hübscher", begrüßt er mich. Er liegt auf einer Couch, tippt grinsend auf dem Bildschirm seines Smartphones herum.
„Hey... öhm... Was ist mit Sam und Abby?"
„Oh, die beiden kommen heute nicht. Sam hat Hausarrest, weil er zu laut Gitarre gespielt hat und Abby hat sich nachts wieder raus geschlichen, deswegen muss auch sie heute zu Hause bleiben", erklärt Max, wobei er sich aufsetzt. „Bleiben also nur wir beide übrig."
„Aha..." Ich blicke auf mein Smartphone beinahe zeitgleich bekomme ich Nachrichten meiner beiden Freunde. Sie erzählen mir, dass sie Hausarrest haben. Überaus verdächtig.
„Hey, willst du irgendwas trinken?", fragt Max mich, als er aufsteht und auf mich zukommt. Er lächelt mich an, ich muss mich zusammenreißen, um ihm antworten zu können.
„J-Ja... Eistee..."
„Eistee?", fragt er irritiert nach. „Es ist Freitagabend und du trinkst Eistee. Du bist zu süß für diese Welt."
„Naja, ich mag Alkohol nicht besonders..."
„Okay, kein Problem, ich besorge dir deinen Eistee. Zitrone oder Pfirsich?"
„Pfirsich, danke Max."
„Gerne, ich bin gleich wieder da."
Als Max an mir vorbei geht, berühren sich unsere Hände. Ich bin irrsinnig nervös, weil ich den heutigen Abend mit ihm alleine verbringen werde. Ich und Max! Alleine! Wie können meine Freunde mir das nur antun?!
Sauer tippe ich auf meinem Smartphone herum, ich muss mir ein wenig Luft verschaffen.
Sebastian: ‚Wieso habt ihr Idioten mir nicht früher Bescheid gegeben?! Dann hätte ich mir eine Ausrede einfallen lassen!'
Abby: ‚Wieso? Was ist das Problem? Max ist doch voll nett?'
Sam: ‚Ach komm schon, stell dich nicht so an, ich weiß, dass du auf ihn stehst und er mag dich auch, also versau es heute Abend nicht ;)'
Sebastian: ‚Ah, okay jetzt wird mir alles klar! Ihr zwei habt das eingefädelt, damit ich mit Max alleine bin. Sehr witzig. Ich hasse euch!'
Sam: ‚Ja, es war unsere Idee ;)'
Abby: ‚Ich hab' doch gesagt, dass er es durchschauen wird. Unser Sebastian ist eben kein kleines Dummchen xD'
Sam: ‚Tja, jetzt ist es ohnehin zu spät. Viel Spaß mit Max ;)'
Abby: ‚Ich wünsche euch einen schönen Abend und entspann dich, es gibt keinen Grund, nervös zu sein :)'
Sam: ‚Wir sehen uns morgen Emo-Boy :D <3'
Sebastian: ‚Ich hasse euch!'
Als Max wieder kommt, legt er eine Hand an meine Schulter, ich zucke zusammen, lasse schnell mein Smartphone sinken, damit er die Nachrichten nicht sieht.
„Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken", entschuldigt er sich. „Also, Lust auf eine Runde Billard?"
Ich atme tief durch. Meine Freunde haben es ja nur gut gemeint... Sie geben mir nur den nötigen Arschtritt, damit ich Max näher kennen lerne.
„Ja, hoffentlich bist du besser als Sam."
„Jeder ist besser als Sam", scherzt er, reicht mir dann mein Getränk.
Ich trinke einen Schluck meines Eistees, stelle das Glas dann auf einem Beistelltisch ab. Max beugt sich über den Billardtisch, er sammelt alle Kugeln zusammen. Es fällt mir schwer, ihn nicht zu beobachten. Er sieht so gut aus. Wenn ich ein normaler Mann wäre, würde ich vielleicht sogar ein wenig flirten... Ach Quatsch, selbst dann würde ich das nicht hinbekommen. Mir fehlt einfach das Selbstbewusstsein, das mein Gegenüber in überschüssigen Mengen besitzt. Er könnte mir ruhig etwas davon abgeben.
Ich bin so in Gedanken, dass ich nicht mitbekomme, dass Max mit mir spricht. Als er mich an der Seite anstupst, schrecke ich aus meinen Gedanken hoch. „Hm, was?"
„Sorry, ich will dich gar nicht ständig erschrecken. Du bist heute sehr abgelenkt. Hast du etwas auf dem Herzen? Kann ich dir irgendwie helfen? Ich bin ein guter Zuhörer."
„Nein, nein... Schon gut, es ist alles okay, ich bin nur ein bisschen müde."
„Soll ich dir einen Energydrink oder einen Kaffee holen?"
„Nein, danke Max, das ist sehr nett von dir."
Ich nehme einen Queue, mache den Anstoß, versenke allerdings keine Kugel. Ich bin heute wirklich abgelenkt. Normalerweise bin ich verdammt gut in Billard. Max lehnt sich an die Wand hinter mir.
„Sebastian, ich muss dir etwas sagen..."
Ich drehe mich zu ihm, richte mich wieder auf. Auch das noch. Das klingt nicht gut. „Was denn?", frage ich verunsichert.
„Wegen Sam und Abby... naja... Ich hab die beiden gebeten, heute nicht zu kommen und dir erst abzusagen, sobald du hier bist, damit ich mit dir alleine sein kann, weil..." Max kratzt sich am Kopf. „Ich finde dich wahnsinnig süß und ich steh ein bisschen auf dich. Hoffentlich ist das jetzt nicht awkward für dich..."
Geschockt sehe ich Max an. Das war SEINE Idee?!
Oh Yoba...
„Ich... ähm..."
„Sorry, ich hab dir den Abend versaut..."
„Was? Nein, ganz und gar nicht... ich... ähm..."
Max lächelt mich an. „Tut mir leid, ich hab dich ganz sprachlos gemacht... Also, was hältst du von mir? Könntest du dir vorstellen, dass ich dich mal zu einem richtigen Date einladen darf? So, dass du auch weißt, dass es ein Date ist?"
„Ich... wow... Max..." Mir steigt das Blut in die Wangen, ich bin bestimmt rot wie eine Tomate. Ich verhalte mich so verdammt peinlich.
„Du bist sogar noch süßer, wenn du verlegen bist", gibt Max lächelnd von sich. Er nimmt meine Hand in seine, küsst ganz vorsichtig meine Finger, ehe er sich einen Queue nimmt und weiterspielt.
„Max?"
„Ja, Süßer?", fragt er grinsend, als er die Spielkugel über den Tisch befördert. Das Klicken der Kugeln erfüllt den Raum, er sieht zu mir, als er eine der Kugeln einlocht. Mein Herz hämmert so stark gegen meinen Brustkorb, dass ich Angst habe, dass meine Rippen locker werden und zu Boden fallen.
Für den nächsten Satz nehme ich all meinen Mut zusammen: „Ich würde mich sehr geehrt fühlen, wenn du mich zu einem Date einladen würdest."
„Ehrlich?", fragt er grinsend nach, ich nicke nur, da mir der letzte Satz schon sehr schwer gefallen ist. „Bester Abend meines Lebens." Max lacht, spielt dann die nächste Kugel an, doch er locht keine ein, sodass ich wieder dran bin.
Bester Abend seines Lebens...?
Ich fasse es nicht... Max ist so verdammt süß...
Mein Herzschlag pocht in meinen Ohren, es ist für mich unmöglich, mich auf das Spiel zu konzentrieren. Ich versaue jeden einzelnen Stoß, sodass Max nach recht kurzer Zeit gewonnen hat.
„Was ist los?", fragt er grinsend. „Bist du überfordert mit einem Gegner, der tatsächlich Billard spielen kann?"
„I-Ich... äh... n-nein...", stottere ich, gehe dann ein paar Schritte, sodass ich wieder bei meinem Getränk stehe. Ich trinke einige Schlucke meines Eistees. Max hält mich bestimmt für einen Idioten.
„Hey, wenn du nicht mehr spielen willst, können wir auch etwas Anderes machen." Ich drehe mich zu Max, stelle mein Getränk wieder am Beistelltisch ab. Sein Grinsen kann so viel bedeuten, ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Was ist, wenn er mit mir schlafen will? Oh fuck... Nervös blicke ich auf meine Finger, Max kommt einen Schritt näher, stupst mir mit dem Ellbogen in die Rippen. „Hey, du musst keine Angst vor mir haben, im Ernst, ich hab 'ne große Klappe, aber in Wirklichkeit bin ich echt nett."
„Tut... mir leid, Max... Vielleicht sollte ich lieber nach Hause gehen..."
„Okay... ja, wie du willst...", antwortet er etwas enttäuscht. „Soll ich dich nach Hause begleiten? Der Weg ist ja recht weit... Du könntest Gesellschaft brauchen."
„Nein, schon okay...", winke ich nervös ab. „Vielleicht sieht man sich demnächst..."
Ich nehme schnell Abstand von ihm, verlasse das Nebenzimmer, schleiche an Mum und Demetrius vorbei. Ich spüre deutlich den Blick meiner Mum auf mir ruhen, als ich den Saloon verlasse.
Etwas zittrig zünde ich mir eine Zigarette an, sobald ich draußen bin. Hinter mir öffnet sich die Saloontür. Als ich mich umdrehe, erblicke ich Max. Ich hebe meinen Kopf ein wenig, sodass ich ihm ins Gesicht sehen kann. Er sieht traurig aus, das Lächeln, das ich an ihm sonst so sehr liebe, ist verschwunden.
„Ich kann das so nicht stehen lassen, ich hab irgendwas falsch gemacht, oder? Ich war wieder einmal zu voreilig und habe dich mit meiner Aktion verunsichert. Sebastian, ich wollte nicht, dass du dich unwohl fühlst, ich dachte einfach, wenn ich dich ganz klassisch nach einem Date frage, bekommst du nur Angst und versteckst dich vor Nervosität in deinem Zimmer. Ich wollte nicht, dass es komisch zwischen uns wird. Ich dachte, dass..." Max atmet tief durch, steckt seine Hände in seine Hosentaschen. „Es tut mir leid, sag mir, was ich machen kann, damit du dich wohler fühlst. Ich mag dich wirklich sehr und ich würde dich gerne näher kennenlernen."
Ich nehme einen großen Zug meiner Zigarette, puste den Rauch zur Seite, damit er ihm nicht ins Gesicht zieht.
„Es ist nicht deine Schuld, Max, es liegt alleine an mir..."
„Ich hab den Satz schon so oft gehört, dass ich ihn nicht glauben kann. Sag mir, was ich falsch gemacht habe. Du hast so eine tolle Persönlichkeit und ich würde mir wünschen, dass wir zumindest Freunde bleiben, wenn du nicht mehr von mir willst. Es wäre vollkommen in Ordnung, traurig, aber in Ordnung."
Max ist so nett, so verständnisvoll und so süß, dass ich...
FUCK, ich kann es ihm einfach nicht sagen...
„Ich... Ich muss nach Hause, tut mir Leid...", verabschiede ich mich hektisch, laufe dann einfach los. Meine Beine tragen mich durch die Stadt, rauf Richtung Brunnen, wo ich erst einmal eine Atempause einlegen muss. Verdammtes Rauchen, verdammte nicht vorhandene Kondition... Meine Zigarette habe ich irgendwo auf dem Weg verloren und es tut mir nicht einmal ansatzweise Leid darum...
Ich atme einige Male tief durch, gehe dann geschlaucht den Waldweg entlang. Ich bin so ein Idiot, ich hab Max den Abend ruiniert, ich hab ein mögliches Date außer Reichweite geschoben.
Tränen laufen meine Wangen entlang. Ich hab den einzigen Menschen, der mir jemals Avancen gemacht hat, den Menschen, der mir so gut gefällt, den Menschen, dem ich gerne ein wenig näher gekommen wäre, einfach vergrault. Und zwar weil ich der größte, unsichere Volltrottel bin, der auf diesem Planeten existiert.
Wieso kann ich nicht einfach NORMAL sein?!
Anstatt nach Hause zu gehen, spaziere ich zum See, an die Stelle, an der ich heimlich kiffe. Ich lasse mich in das Gras sinken, wische mir die Tränen von den Wangen. Wütend greife ich nach einem Stein, werfe ihn mit aller Kraft in das dunkle Wasser vor mir. Ich war schon lange nicht mehr so verdammt sauer auf mich.
Ich hasse mich. Ich hasse meinen Körper und meine Unfähigkeit und einfach alles an mir. Wütend streiche ich mir die Haare aus dem Gesicht, wische mir die immer weiter fließenden Tränen von den Wangen.
Fuck. Fuck. Fuck.
Ich kann Max doch nie wieder unter die Augen treten. Was soll ich denn jetzt machen, wenn wir uns in der Stadt begegnen? Wie soll ich ihn jemals wieder ansehen? Ich Idiot hab mich so blamiert...
Max denkt bestimmt, dass ich ihn hasse, dass mir seine Anwesenheit unangenehm ist... aber das ist es doch gar nicht... Das einzige, was mir unangenehm ist, ist mein Körper und die Tatsache, dass ich ihm immer noch nicht die Wahrheit gesagt habe...
Schluchzend ziehe ich meine Beine nah an meinen Körper, schlinge meine Arme um sie. Weinend lege ich meinen Kopf auf meine Knie, schluchze leise vor mich hin. Mein Körper zittert vor Wut auf mich selbst, mein Blut kocht.
Wieso kann ich nicht einfach sterben...?
Es wäre viel einfacher...
Dann müsste ich mich nicht ständig verstecken...
Dann müsste ich nicht mehr leiden...
Ich hab's einfach satt...
Ich bin so ein unfähiger Freak!
Wieso kann ich nicht einfach NORMAL sein?!
DU LIEST GERADE
[Stardew Valley] Mein großes Geheimnis. [Abgeschlossen!]
Fanfic[Stardew Valley] [Fanfiktion] Sebastian hält sich seit Jahren für anders und abnormal. Er ist Transgender und hat vor einigen Monaten seine Reise zu seinem neuen Ich begonnen, er will nun auch körperlich ein Mann werden. Ganz Pelican Town kennt Seba...