Kapitel 2:
Ein großes Repertoire an Ausreden.
Am frühen Nachmittag verlasse ich das erste Mal für heute mein Zimmer. Ich steige die Treppen hinauf, die Kellertür ist nur angelehnt, ich kann jemanden sprechen hören.
„...und dann ist er einfach weggelaufen, ich fühl mich deswegen echt scheiße."
„Max, es ist nicht deine Schuld. Sebby ist manchmal... kompliziert. Er kämpft aktuell mit seinen Angstzuständen, seiner Sozialphobie und seinen Depressionen, er hat es nicht immer leicht."
„Ja, das verstehe ich voll und ganz, aber wieso sagt er mir das nicht? Ich hab ihn gefragt, was los ist. Er meinte nur, dass es nicht an mir liegt... Er kann doch mit mir sprechen... Ich würde ihm gerne helfen..."
„Gib ihm ein bisschen Zeit."
„Ja, klar... Zeit... Hey, ähm... könntest du ihm sagen, dass ich hier war und dass es mir leid tut, dass ich ihn gestern unter Druck gesetzt habe? Ich wollte nicht, dass er sich schlecht fühlt, ich wollte eigentlich nur einen netten Abend mit ihm verbringen. Ein bisschen Billard spielen, vielleicht mit ihm spazieren gehen... Keine Ahnung, was er dachte. Vielleicht hatte er Angst, weil er meine Absichten falsch interpretiert hat... Ich hab einfach eine große Klappe und vergesse manchmal zu überlegen, bevor ich spreche..."
Ich hab genug gehört. Max scheint es wirklich sehr leid zu tun. Gestresst fasse mir an die Stirn, gehe langsam und leise wieder die Treppen hinunter. Vielleicht sollte ich mit Max reden... Aber bevor ich das kann, muss ich in mein Zimmer und mich umziehen.
Als ich unten ankomme, schlüpfe ich schnell aus meinem Shirt, ziehe meinen Binder über. Ich drücke meine Brüste in die richtige Position, ziehe ein weites Shirt an. Schnell steige ich die Treppen hinauf, öffne die Tür. Ich blicke nach links, zu meinem Glück ist Max noch hier, allerdings bemerkt er mich nicht. Noch nicht.
Er bespricht mit meiner Mum den Bau eines Hühnerstalles, ich atme tief durch, als ich auf die beiden zugehe. Der Ausgang des gestrigen Abends ist meine Schuld und ich muss mich bei Max dafür entschuldigen. Er muss sich furchtbar gefühlt haben...
„Hey...", begrüße ich ihn leise. Als Max sich zu mir dreht, sehe ich den besorgten Blick.
„Hey, Sebastian. Es tut mir so unendlich leid wegen gestern. Ich fühle mich richtig scheiße..."
Ich schüttle den Kopf, lächle ein wenig. „Schon gut... Mir tut es leid, ich hab ein bisschen Panik geschoben..." Apropos Panik. Ich verschränke die Arme vor meiner Brust, sehe wieder in Max' wundervolle, blaue Augen.
„Also bist du nicht sauer auf mich?", fragt er, wobei er sich wieder ein Lächeln erlaubt.
„Nein, gar nicht. Ich dachte eigentlich eher, dass du sauer bist, weil ich wie ein Volltrottel weggelaufen bin."
Max lacht. Oh Yoba... dieses Lachen... „Und ich dachte, dass ich so furchtbar bin, dass du weglaufen musst. Ich hatte Angst, dass du denkst, dass ich ein manipulativer Freak bin, weil ich Sam und Abby gebeten habe, zu Hause zu bleiben, um mit dir alleine zu sein."
„Du bist ein Idiot", scherze ich, boxe vorsichtig seine Schulter.
„Ja, ich weiß... Also..." Max blickt zu meiner Mum, grinst sie an. „Dürfte ich deinen Sohn auf ein richtiges, erstes Date entführen?"
Mum wirkt ein wenig überrascht, ihr entkommt allerdings ein kurzes Lachen. „Na ich weiß nicht, kannst du denn die Mitgift bezahlen?"
„Ich bin sicher, dass meine Familie es schafft, zwei Ziegen auftreiben zu können", scherzt Max. Ich verdrehe die Augen, seufze.
Wow... Ich bin zwei Ziegen wert, gut zu wissen...
Schön, dass Mum und Max sich so amüsieren. Während die beiden ihre Lachmuskeln trainieren, begebe ich mich zurück in mein Zimmer, um mich umzuziehen. In Jogginghose werde ich garantiert nicht das Haus verlassen. Ich schlüpfe in eine zerfetzte Skinny Jeans, überlege, ob ich einen Pullover tragen sollte, oder nicht. Ich blicke skeptisch auf meinen Brustkorb. Sieht man in dem Shirt irgendwas? Sehe ich aus wie eine Frau? Merkt man etwas? Es ist recht weit, wenn ich mich immer ein wenig nach vorne beuge, sollte ich mich verstecken können...
Hinter mir klopft es. „Herein", bitte ich nervös. Mein Blick richtet sich zur Tür, als Max eintritt.
„Es ist immer so angenehm kühl in deiner Zockerhöhle", meint er grinsend.
„Ja, es ist erträglich." Ich verschränke wieder die Arme vor meiner Brust, um mich ein wenig zu verstecken. Es wäre besser, wenn ich doch einen Hoodie anziehe, so fühle ich mich einfach viel sicherer.
„Was hältst du davon, wenn wir zum Strand gehen, ein bisschen Sonne tanken und schwimmen gehen?"
Meine Augen weiten sich vor Panik. „Nein, keine gute Idee."
„Wieso nicht?"
„Ich hab eine Aquaphobie..."
„Ähm... Du bekommst also Panik, wenn die Sprinkleranlage neben dir losgeht...?", fragt Max sichtlich irritiert.
„Es ist sozusagen Angst vor Wasser... also genau genommen tiefes Wasser..."
„Wir könnten auch rüber zum See, da ist das Wasser nicht so tief", schlägt Max entschuldigend vor.
„Nein, das geht nicht, ich bin zu klein und kann nicht im Wasser stehen und schwimmen kann ich auch nicht und das geht nicht... es geht einfach nicht... Ich bekomme Panik und... drehe durch."
Max' Gesichtsausdruck ist schwer zu deuten, er hält mich bestimmt für einen Freak, aber ich kann mich nicht vor ihm ausziehen, dann sieht er doch, dass ich noch kein ganzer Mann bin...
„Okay... gut, ähm... Wie wäre es mit einem Eis? Oder hast du auch noch eine Laktose Intoleranz?"
„Öhm..." Klasse, Sebastian, er hasst dich... „An sich hab ich eine..." Das ist nicht einmal gelogen. „Aber ich hab so Tabletten dagegen, also Eis wäre okay."
„Yoba sei Dank", meint Max erleichtert. „Du machst mich fertig, Kleiner. Dich auszuführen ist gar nicht so einfach." Er grinst ein wenig. „Also, wollen wir los?"
„Ja, Moment... meine Haare..."
„Was ist mit deinen Haaren?"
„Sie sind nicht gestylt?"
„Ach echt? Ich finde, dass du ausgesprochen hübsch aussiehst."
„Danke...", gebe ich verlegen von mir, wobei ich mir durch die Haare streiche. Ich schlüpfe in einen Pullover, bedacht darauf, meinen Oberkörper die ganze Zeit zu verstecken. Ich nehme noch schnell eine Laktase Tablette, damit mich das Eis nicht durch Bauchkrämpfe ans Bett fesselt.
„Du wirst einen Hitzschlag bekommen, wenn du so raus gehst. Heute hat es über 34 Grad."
„Ach, ich bin das gewohnt..."
„Okay... Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt."
...
Am Verkaufsstand angekommen, begrüßt Max Alex mit einem eintrainierten Handschlag. Es scheint fast so, als würde er sich wirklich mit jedem einzelnen Menschen in der Stadt blendend verstehen. Die beiden reden ein wenig über das Training, mir wird in der Zwischenzeit fast schon langweilig, da ich mit Sport noch nie etwas anfangen konnte. Doch dann erinnert Max sich glücklicher Weise daran, dass ich auch da bin. Yaaay.
Wir bestellen uns Eis, setzen uns dann in den Schatten einiger Bäume ins Gras. „Sag mal, seit wann hast du diese Aquaphobie? Ich hab so etwas noch nie gehört..."
„Schon... länger..."
„Und du hast nie darüber nachgedacht, dass du versuchst, das zu bekämpfen? Vielleicht gibt es da ja eine Therapie oder so. Es gibt doch nichts Schöneres, als im Sommer am Strand rumzuhängen. Das eine oder andere Bierchen am Lagerfeuer trinken, zusammen schwimmen gehen, Wasserschlachten..."
Natürlich würde ich gerne schwimmen gehen, aber es geht einfach nicht... Ich kann doch keinen Bikini oder Badeanzug tragen... Das würde mich umbringen...
„Naja... manchmal funktionieren Dinge nicht, wie man sie gerne hätte...", gebe ich leise von mir.
„Schade, ich wäre gerne mit dir schwimmen gegangen. Das wäre eine perfekte Gelegenheit gewesen, dir meine Muskeln ganz natürlich zu präsentieren, ohne dabei eingebildet zu wirken", scherzt er selbstischer. Ich kichere ein wenig, sehe Max an.
„Du wirkst überhaupt nicht eingebildet", beruhige ich ihn, lecke dann wieder an meinem Eis.
„Danke, nett von dir."
„Wie geht es eigentlich deinem Arm?"
„Oh..." Er blickt auf seinen verbundenen rechten Arm. „Geht schon, ich bin nicht besonders wehleidig. Die Arbeit auf der Farm muss gemacht werden, so eine kleine Verletzung hätte meinen Opa auch nicht vom Arbeiten abgehalten."
„Wie ist das überhaupt passiert?"
Max zwingt sich zu einem Lächeln. „Farmarbeit."
„Ich hab mich wohl falsch ausgedrückt: Max, was ist wirklich passiert?"
„Ich war in den Minen... und hab... einen Stein gesucht..."
Interessiert sehe ich ihn an, versuche seine Mimik zu deuten. Es klingt doch fast so, als hätte er nicht gefunden, was er gesucht hat.
„Was für einen Stein?"
„Einen Aquamarin für eine Freundin", erklärt er, leckt dann wieder an seinem Eis. „Sie hat bald Geburtstag und ich dachte, dass das eine nette Geste ist, ich bin aktuell ein bisschen knapp bei Kasse, ich hab viel Geld bei deiner Mum gelassen. Ich sollte dich heiraten, vielleicht bekomme ich dann Familienrabatt."
Ich verschlucke mich an meinem Eis, als Max von einer Hochzeit spricht. Einerseits hoffe ich auf einen Scherz, anderseits wäre es bestimmt wundervoll, Max immer an meiner Seite zu haben. Ich huste und huste, habe das Gefühl zu ersticken. Als Max mir auf den Rücken klopfen möchte, drücke ich ihn weg. Wenn er mich berührt, spürt er vielleicht meinen Binder, das kann ich nicht riskieren.
„Sebastian? Alles okay? Geht's?"
Ich huste noch ein wenig, bevor ich wieder richtig Luft bekomme. „Geht schon...", gebe ich gedrückt von mir.
„Hast du auch noch eine Berührungsphobie, von der ich wissen sollte?"
„Ich ähm..." Um der Frage für einige Sekunden auszuweichen, esse ich weiter von meinem Eis.
„Sorry... Du bist ein ganz schön kompliziertes, aber äußerst süßes Wesen, Sebastian."
„Ich nehme das jetzt mal als Kompliment."
„Solltest du auch. Also, wenn wir mit unserem Eis fertig sind, würde ich dich gerne zu mir nach Hause einladen. Wir könnten vielleicht eine Jam Session machen." Max sieht mich an. „Wehe, du lehnst das jetzt auch ab, sonst bekomme ich noch das Gefühl, dass du mich überhaupt nicht leiden kannst und ich dich mit jedem Gespräch nur quäle."
Na klasse, mein scheiß Körper macht einfach alles kaputt. Max denkt, dass ich ihn nicht ausstehen kann, dabei ist doch das Gegenteil der Fall und das muss ich ihm irgendwie klar machen. Ich lecke über mein Eis, sehe dann zu Max: „Ich komme liebend gerne mit und ich kann dich beruhigen, ich kann dich wirklich sehr gut leiden, Max."
„Yoba sei Dank, ich dachte schon ich nerve dich, weil du für alles eine Ausrede parat hast", gibt er mit scherzhaftem Ton von sich. Da hat er gar nicht so Unrecht, ich brauche wirklich mein gesamtes Repertoire an Ausreden auf, um alle unangenehmen Situationen zu vermeiden.
Wir essen unser Eis in aller Ruhe auf, machen uns dann auf den Weg zur Farm. Als wir den Feldweg entlang gehen, streifen unsere Hände kurz an einander, Max nutzt die Gelegenheit und nimmt meine Hand in seine. Mir bleibt beinahe das Herz stehen, als ich realisiere, dass das volle Absicht ist und dass er nicht daran denkt, mich wieder loszulassen.
Max löst sich erst wieder von mir, als er die Tür zu seinem Haus aufschließt. Ich sehe mich auf der Veranda um, mein Blick schweift über die gut gedeihende Farm. Max hat in den letzten Monaten, in denen er hier ist, wirklich gute Arbeit geleistet. Er ist ein sehr fleißiger Farmer. Sein Großvater wäre wirklich stolz auf ihn.
„Komm", bittet er mich lächelnd. Im Haus schlüpfen wir aus unseren Schuhen. Max zieht auch noch sein Shirt aus. „Ich versteh nicht, wie du die Hitze aushältst." Ich zucke nur mit den Schultern. „Ich mach mich eben schnell frisch, fühl dich in der Zwischenzeit wie zu Hause."
„Okay."
Max verschwindet ins Wohnzimmer, ich sehe mich in der Küche um. Als ich das letzte Mal hier war, hat er erst wenige Tage hier gewohnt, überall standen Umzugskartons und halbfertige Möbel. Mittlerweile wirkt es wohnlich und einladend. An der Wand hängen einige Fotos und Selfies von ihm und seinen Freunden aus Zuzu City. Ich lächle, als ich auch ein Foto sehe, auf dem er zusammen mit Sam, Abby und mir abgebildet ist. Das Foto ist schon einige Wochen alt, es ist im Frühling beim Egg Festival entstanden.
Ich lüfte ein wenig meinen Hoodie. Mir ist mittlerweile wirklich ausgesprochen heiß, genau genommen schmelze ich schon fast. Sobald Max aus dem Badezimmer kommt, muss mich auch unbedingt ein wenig erfrischen.
Wie geplant lösen wir uns ab, ich schließe hinter mir ab, schlüpfe aus meinem Hoodie und meinem nassgeschwitzten Shirt. Auch meinen Binder lege ich ab, zumindest für einige Minuten. Es ist mir zwar unangenehm, so entblößt in Max' Badezimmer zu stehen, aber ich muss mich einfach ein wenig abkühlen, sonst bekomme ich wirklich noch einen Hitzschlag. Ich schnappe mir einen Waschlappen, feuchte ihn an, wische über meinen Rücken, meinen Nacken, meinen Hals, meinen Bauch und auch über meine Brüste. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich den Sommer hasse. Der Herbst kann gar nicht schnell genug kommen.
Als ich mich umsehe, erblicke ich einen Deospray, den ich mir frech ausleihe. Ich besprühe meine Achseln und meinen Brustkorb, fächere mir mit meinen Händen Luft zu. Ich gebe mir noch einige Sekunden, um ein wenig Luft zu tanken, bevor ich mich wieder in meinen Binder quetsche. Auch mein feuchtes Shirt ziehe ich noch über. Es ist verdammt eklig, so vollgeschwitzt hier zu sein, aber ich kann nicht wieder weglaufen, nicht wegen ein bisschen Schweiß. Mit prüfendem Blick begutachte ich meinen Brustkorb, das geht schon, ich schaffe das auch ohne Hoodie. Einfach ein bisschen gebückt sitzen oder die Beine anwinkeln, Arme verschränken... Heute ist jeder Überlebenstrick wichtig, damit Max und ich ein normales Gespräch führen können. Also, los geht's...
„Du hast ja ewig gebraucht", scherzt Max grinsend, als er in seinem Bett sitzend auf mich wartet.
„Ja... ich... hab mir einen Waschlappen und dein Deo geliehen... Ich hasse den Sommer..."
„Wie kann man den Sommer hassen? Sommer ist klasse, die Sonne scheint, das Leben ist unbeschwert, alle genießen ihren Urlaub und sind glücklich."
„...ja, alle außer ich...", gebe ich genervt von mir, lasse mich dann in sein Bett sinken. Ich lege mich auf den Rücken, atme tief durch. Mein zusammengeknüllter Hoodie landet auf meiner Brust, damit ich mich verstecken kann.
„Du bist wirklich etwas ganz Besonderes", meint Max, wobei seine Stimme sehr zufrieden klingt.
„Das klingt, als wäre ich behindert..."
„Okay, dann muss ich das weiter ausführen." Max legt sich neben mich, auch er sieht an die Decke. „Du bist besonders süß, besonders hübsch, besonders niedlich, besonders kompliziert und besonders besonders."
Lachend drehe ich mich zu ihm. „Und du bist ein besonderer Idiot."
„Und du bist zusätzlich noch besonders frech..." Max dreht seinen Kopf in meine Richtung, seine blauen Augen treffen auf meine. Auf seinen gepiercten Lippen zeichnet sich ein wunderschönes Lächeln, ich kann ihm einfach nicht widerstehen.
Wenn er mich jetzt küssen würde, würde ich bestimmt nicht weglaufen... ...hoffe ich zumindest, alles andere könnte mich in eine unschöne Lage bringen.
Max dreht sich ganz zu mir, er hebt seine Hand, streicht mir die Haare aus dem Gesicht. „Du versteckst deine schönen, braunen Augen immer hinter deinen Haaren."
„Du versteckst dich doch auch..."
„Wir Emos und unser besonderes Styling, was?", scherzt er.
Auch ich lächle nach dieser Aussage. „Kann man so sagen..."
Max kommt ein wenig näher. „Wäre ein besonderer Kuss okay?"
Oh Yoba, nein... „Ich äh..."
„Ganz ruhig, ich bin vorsichtig. Ich verspreche es." Max überbrückt die letzte Distanz, unsere Lippen treffen sich.
Ich kann kaum glauben, dass das gerade Realität ist.
Schnell schließe ich die Augen, erwidere nervös die sanften Bewegungen seiner Lippen. Ich genieße die Nähe zu Max, doch leider nicht lange genug. Die Magie endet abrupt, als er seine Hand an meine Hüfte legt. Eilig und unter großer Panik drücke ich Max von mir weg. Er darf mich nicht anfassen. Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf, schnappe meinen Hoodie, um mich wieder verstecken zu können.
„Was war das denn?", fragt Max verwirrt nach.
„Ich muss gehen..."
„Sebastian, nein, warte..."
Max folgt mir in die Küche, ich schlüpfe hektisch in meine Converse, um so schnell wie möglich verschwinden zu können.
„Warte, es reicht." Max versperrt mir den Weg nach draußen.
„Lass mich durch", bitte ich beinahe hysterisch.
„Nein. Es tut mir leid, ich hätte dich nicht küssen sollen und ich hätte dich auch nicht anfassen sollen, ich dachte, du willst das auch...", erklärt er enttäuscht. „Lauf bitte nicht weg, lass uns darüber reden, Sebastian. Bitte. Ich will nicht, dass du mit so einem miesen Gefühl nach Hause gehst. Lass uns darüber sprechen. Ich will, dass du mich verstehst, ich wollte dir nichts tun."
Ich wollte es doch, ich wollte den Kuss, aber ich kann nicht, nicht solange ich so bin, wie ich jetzt bin.
„Lass mich bitte nach Hause gehen."
„Was ist mit dir passiert, dass dich niemand anfassen darf? Hat dich jemand vergewaltigt? Wirst du geschlagen? Wirst du missbraucht? Was ist los mit dir? Du versteckst dich doch nicht ohne Grund. Ich will dir helfen, ich bin selbst durch den ganzen Scheiß gegangen... Ich verstehe das und kann dir helfen, du musst nur mit mir sprechen."
Tränen laufen über meine Wangen, ich drücke mich aufgelöst an Max vorbei, er gibt seinen Widerstand auf und lässt mich das Haus verlassen. Panisch laufe ich erneut vor ihm weg. Es reicht, ich kann mich ihm nie wieder nähern, es wäre mir zu peinlich, wenn er mein Geheimnis erfährt. Es geht einfach nicht. Max würde mich hassen.
„Sebastian! Es tut mir leid!", ruft Max mir noch nach, doch ich verschwinde so schnell ich kann von seinem Grundstück.
Irgendwann auf dem Waldweg sinke ich erschöpft zusammen. Ich lehne mich an einen Baum, atme tief durch. Ich muss Max sagen, dass ich nie wieder etwas mit ihm zu tun haben kann.
Ich brauche eine neue Ausrede. Eine Krankheit... irgendwas...
Deprimiert wische ich mir über die Wangen.
Und wieder sitze ich auf dem Boden und heule wie ein verdammtes kleines Mädchen. Wieso musste er mich auch anfassen...?
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[Stardew Valley] Mein großes Geheimnis. [Abgeschlossen!]
Fanfiction[Stardew Valley] [Fanfiktion] Sebastian hält sich seit Jahren für anders und abnormal. Er ist Transgender und hat vor einigen Monaten seine Reise zu seinem neuen Ich begonnen, er will nun auch körperlich ein Mann werden. Ganz Pelican Town kennt Seba...