Kapitel 11: Die Freuden des Herbstes.

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Kapitel 11
Die Freuden des Herbstes.

Die Blätter strahlen in verschiedensten leuchtenden Farben, sie zieren den Waldweg, den ich gerade entlang spaziere. Sanfter Wind streicht durch die bunten Herbstblätter an den Bäumen, die Sonne taucht das Tal in goldenes Licht. Ich weiß nicht wie das Wetter es schafft, meine Laune zu heben, aber ich bin glücklich und zufrieden und dafür bin ich sehr dankbar. Ein Tag wie dieser ist ein Geschenk.

Auch meinem Kätzchen scheint der Herbst zu gefallen. Fröhlich springt sie durch das Herbstlaub. Muffin versucht die herabfallenden Blätter zu fangen, sie springt von einem Blatt zum nächsten. Heute nehme ich sie das erste Mal mit zu Max auf die Farm. Da die beiden sich nicht besonders gut verstehen, besucht Max mich kaum noch zu Hause. Nach wie vor faucht Muffin Max an, vor einigen Tagen wollte sie ihn sogar angreifen. Max und ich treffen uns auf neutralem Boden oder er holt mich ab, um mit mir an den See zu gehen. Oder ich besuche ihn, so wie ich es heute mache.

Zufrieden komme ich auf Max' Grundstück an. Als ich mich umsehe, bemerke ich ein fremdes Auto auf dem Feldweg. Wenige Meter davon entfernt steht Max, der sich an einen braunhaarigen Kerl klammert.

Mir wird ganz schlecht...
Wen zur Hölle umarmt Max da...?
...und dann noch so innig.

Kurz überlege ich, was ich tun soll.
Soll ich weglaufen?
Nein, ich bin ein Mann und Männer konfrontieren andere Männer, wenn sie denken, dass diese etwas Dummes tun.

Ich nehme meinen gesamten Mut zusammen, um auf Max zuzugehen. Die beiden scheinen sich gar nicht mehr loszulassen. Der Fremde streicht über Max' Rücken.

„Max?", frage ich ein wenig lauter, damit die gesamte Aufmerksamkeit sofort bei mir liegt.
Mein Freund löst sich von dem Typen, er strahlt, als er mich sieht. „Hey, Sebastian. Ich hab dich zwar nicht erwartet, aber schön, dass du hier bist." Er wendet sich zu dem mir unbekannten Mann. „Jayson, das ist der Kleine von dem ich dir erzählt habe. Das ist Sebastian, mein Freund."
Der Mann lächelt, reicht mir dann die Hand. „Hi, ich bin Jayson, Max' bester Freund. Ich hab schon unheimlich viel von dir gehört. Max kann fast gar nicht mehr aufhören, von dir zu schwärmen."

Erst jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Das ist der Sänger von Max' Band Highway 89. Ich hab ihn schon auf einigen Fotos gesehen. Yoba sei Dank hab ich keine Panik geschoben und mich nicht fürs weglaufen entschieden. Es ist also doch noch einmal gut gegangen.

Ich atme tief durch, greife dann nach seiner Hand. „Hi."
„Und wen hast du da an der Leine?", fragt er lächelnd, geht dann gleich in die Knie, um Muffin zu begrüßen.
„Jay, pass auf. Das kleine, flauschige Ding ist brutal...", warnt Max ihn mit verschränkten Armen vor, doch Jayson scheint das locker zu nehmen.
„Ach echt? Ich finde, dass-"

Muffin geht etwas in Deckung, sie faucht Jayson aggressiv an, sodass er vor Schreck seine Hand wegnimmt.

„Oh... verstehe. Du magst mich nicht. Schon okay, ich mag mich auch nicht."
„Ich weiß echt nicht, was ihr alle falsch macht. Mein Dad und ich haben überhaupt keine Probleme mit ihr", erkläre ich grinsend.
„Zu schade, dass sie mich hasst, dabei ist sie niedlich. Wie heißt dein kleines Monster denn?"
„Muffin."
„So ein niedlicher Name für so ein kleines, böses Monster", stellt er grinsend fest, als sein Blick weiterhin auf meine Katze fixiert ist.

Muffin entspannt sich recht schnell, sie ist wieder ein wenig abgelenkt, als ein Blatt vor ihre Nase fällt. Meine Katze springt durch das Gras, sie wälzt sich in den Blättern.

„Du schuldest mir einen Begrüßungskuss", erinnert mich Max daran, dass er auch noch hier ist, beugt sich dann zu mir. Liebevoll berühren sich unsere Lippen. Als er von mir ablässt, streicht er durch meine Haare. „Was treibt dich hier her, mein Schatz? Wolltest du nicht arbeiten?"
„An sich ja, dem Klienten ist mein Angebot nur leider zu teuer, aber ich gehe garantiert nicht noch weiter mit dem Preis hinunter. Ich brauche Wochen, bis ich das umgesetzt habe, was er sich vorstellt und dann will er kaum etwas bezahlen. Ich lasse mich garantiert nicht mehr verarschen oder ausnutzen."
„Klingt vernünftig", stimmt Max mir lächelnd zu. Er streicht über meinen Rücken, atmet dann durch. „Also, Schönheit, ich bringe dich auf den neuesten Stand der Dinge. Jayson besucht mich spontan über das Wochenende, um mir ein wenig mit der Ernte zu helfen."
„Ich dachte, dass es nicht schlecht wäre, mich ein bisschen zu bewegen, bevor ich wieder Winterspeck ansetze", erklärt Jayson grinsend, streicht dann über seinen Bauch.
„Seit ich in Pelican Town wohne bist du echt ein fauler Sack geworden", gibt Max neckisch von sich, als er in Jaysons Bauch piekst.
„Selbst schuld, wenn du mich alleine lässt."
„Oh, fang bloß nicht so an, Jayson."
„Ja, aber ich will so anfangen, Max."

...

Max und Jayson arbeiten den ganzen Tag auf der Farm, ich wollte eigentlich auch helfen, aber Max möchte nicht, dass ich mich zu sehr anstrenge. Er will nicht, dass ich mich körperlich überlaste, da er Angst hat, dass ich einfach umfalle, weil ich durch meinen Binder ja angeblich überhaupt keine Luft bekomme. Das hat er so zwar nicht gesagt, aber ich weiß, was hinter seiner Bitte steckt. Mir ist das ganz recht, ich will vor Jayson ohnehin nicht mit ihm darüber sprechen, was Max ohne nachzufragen akzeptiert.

Ich genieße den Tag mit Muffin, beobachte die beiden Männer beim Arbeiten. Man spürt richtig, dass die Chemie zwischen den beiden stimmt. Max und Jayson müssen sich schon ewig kennen. Die beiden haben viel gemeinsam, sie schwelgen in Erinnerungen, werfen mit Insiderwitzen um sich und lachen mehr, als sie arbeiten.
Es ist nicht so, dass ich... Doch ja, ja, ich bin total neidisch. Wenn ich sehe, wie viel die beiden zu besprechen haben, wird mir klar, wie wenig ich eigentlich über Max weiß. Die ganze Zeit geht es nur um mich, um mich und natürlich um mich.

Ich bin ein egoistischer Arsch...

„Max?"
„Ja? Brauchst du irgendwas, Sebastian?"
„Nein, ich wollte dir nur sagen, dass ich nach Hause gehe."
Sein fröhlicher Gesichtsausdruck verschwindet. „Was? Wieso denn?"
„Naja... weiß nicht..."
„Öhm... okay?" Max kommt auf mich zu, er setzt sich neben mich ins Gras. „Geht's dir nicht gut?"
„Doch schon, aber ich denke, dass du lieber Zeit mit Jayson verbringen solltest. Ich bin euch nur im Weg..."
„Verstehe. Es tut mir leid, ich wollte dich nicht vernachlässigen, aber Jayson und ich haben uns schon ewig nicht mehr gesehen. Wir hatten so viel zu besprechen, dass ich dich fast vergessen habe. Sei nicht böse."
Ich schüttle den Kopf. „Bin ich nicht, Max. Ehrlich."

Max wischt seine erdigen Hände an seiner Arbeitshose und dann an seinem Shirt ab. Liebevoll nimmt er mein Gesicht in seine Hände und küsst meine Lippen. Ich schließe die Augen, um den Moment vollkommen auszukosten. Mein Freund lässt von mir ab, lächelt ein wenig. „Bist du sicher, dass du nach Hause gehen willst?"
„Ja, ich muss zumindest Muffin nach Hause bringen."
„Aber dann kommst du wieder, oder?"
„Ich weiß nicht..."
Wir küssen uns ein weiteres Mal. „Okay, aber du bist ganz sicher nicht sauer auf mich, oder?"
„Nein, Max. Ich weiß ja, dass du arbeiten musst. Sehen wir uns morgen?"
„Ja, ja auf jeden Fall", stimmt er mir freudig zu. Freudig zieht er mich in seine Arme.
„Max... du... riechst nach Schweiß", sage ich ernüchtert.
Mein Freund lacht ein wenig, dabei lässt er zu meinem Glück von mir ab. Max hebt seinen Arm, damit er kurz an seiner Achsel schnuppern kann. Sichtlich angewidert von seinem eigenen Körpergeruch streckt er die Zunge raus und verzieht sein Gesicht. „Ihh... wie hältst du mich aus? Das ist der Grund, wieso du nach Hause gehst, oder?"

Max' angeekelter Gesichtsausdruck spricht Bände. Dass Max sich nicht so ernst nimmt und sich öfter selbst auf die Schippe nimmt, ist wohl eine seiner besten Eigenschaften. Er bringt mich damit immer wieder zum Lachen, wie auch jetzt.

„Nein, das ist es nicht, aber vielleicht trägt es ja passiv dazu bei, mein Großer. Ich hau dann mal ab", verabschiede ich mich mit einem Schmunzeln.
„Na schön. Aber meld' dich spätestens heute Abend, okay? Eine kurze Nachricht reicht, wenn du etwas anderes zu tun hast."
„Mach ich."

Wir verabschieden uns mit einem weiteren Kuss. Kaum lassen wir voneinander ab, schnappe ich mir Muffin und mache mich dann auf den Weg nach Hause.

Mit meinem Kätzchen im Arm spaziere ich durch den Wald. Vor ein paar Stunden ist mir das alles hier so magisch vorgekommen, jetzt bin ich irgendwie ernüchtert, fast schon wieder deprimiert...

Ich klammere mich viel zu sehr an Max...
Es muss auch einen anderen Weg geben, meine Laune zu heben...
Ich muss mir etwas einfallen lassen. Vielleicht sehe ich mir ein paar Filme an und kuschle mit meinem kleinen Fellknäuel.

Ich weiß jetzt schon, dass ich den Rest des Wochenendes ohne Max verbringen werde. Er braucht ein wenig Freiraum und ich bin bereit, ihm den zu geben.

...

Max: ‚Hey mein Süßer. Ich weiß, ich hatte dieses Wochenende nicht viel Zeit für dich, aber Jay ist heute Morgen nach Hause gefahren, ich bin also wieder ganz für dich alleine da. Du kannst gerne vorbei kommen, wenn du magst.'
Sebastian: ‚Nein, schon gut... Ich hab ohnehin selbst ein bisschen Arbeit vor mir... Außerdem hab ich meiner Mum in der Werkstatt geholfen, also bin ich total erledigt...'
Max: ‚Die vielen Punkte lesen sich irgendwie, als wärst du total sauer und eingeschnappt. So als würdest du deine miese Laune wieder runterschlucken und dich damit selbst vergiften. Bleib wo du bist, ich komm zu dir.'

Sebastian: ‚Ich bin nicht sauer auf dich. Ich bin nur müde.'
Max: ‚Wenn du mir das später mal vorhältst, dann lese ich dir in vorwurfsvollem Ton deine Nachrichten vor ;)'
Sebastian: ‚Haha...'
Max: ‚Was ist los?'
Sebastian: ‚Ich hab nachgedacht und mir ist aufgefallen, dass ich dich eigentlich gar nicht so gut kenne, wie ich dachte... das ist alles...'
Max: ‚Was meinst du damit?'


Ich lasse mein Smartphone sinken, atme tief durch.
Was weiß ich, was ich damit meine...

Max: ‚Sebastian?'
Max: ‚Hallo?'
Max: ‚Fuck it, ich komme vorbei. Lauf ja nicht weg.'
Sebastian: ‚Als ob ich freiwillig laufen würde...'
Max: ‚Du bist schon oft weggelaufen, aber heute bleibst du gefälligst, wo du bist.'


...

Die Tür öffnet sich, Max stürmt ohne zu fragen in mein Zimmer. Schnell ziehe ich die Decke über meinen Brustkorb, um mich zu verstecken.

„Kannst du nicht anklopfen?", frage ich erschrocken.
„Kannst du mir nicht sagen, was dein Problem ist?"
„Ich..." Seufzend setze ich mich auf, dabei bedecke ich immer noch meinen Oberkörper mit meiner Decke. „Max, ich weiß nichts über dich. Du weißt so vieles über mich, gibst aber überhaupt nichts von dir Preis. Ich fühle mich wie ein egoistisches Arschloch, weil es immer nur um mich geht..."
„Ahhh", gibt er erleuchtet von sich. Er schnappt sich den Ledersessel von meinem Schreibtisch, um sich mir gegenüber hinzusetzen.

„Ich bin Max Jackson, bin 25 Jahre alt und bin gelernter Tischlereitechniker. Ich habe meinen Job über Bord geworfen und habe die Farm meines Großvaters übernommen, was mich aktuell zu einem sich selbst versorgenden Farmer macht. Meine Hobbys sind Gitarre spielen, schlechte Witze reißen, Social Media, Fotografie und außerdem schwärme ich für meinen wunderschönen Freund Sebastian." Interessiert höre ich Max dabei zu, wie er sich bei mir vorstellt. Die eben genannten Details kenne ich zwar schon, trotzdem ist es ein netter Anfang. „Wenn ich mich mal nicht Hals über Kopf in meine Arbeit vertiefe, flirte und baggere ich, was das Zeug hält und deswegen, liebster Sebastian..." Max öffnet seinen Rucksack. Er zieht eine in schwarzes Papier eingepackte Box heraus. „...habe ich ein Geschenk für dich." Mit einem breiten Grinsen reicht er sie mir.
„Für mich?", frage ich überrascht, er lächelt mich an. „Danke."

Fröhlich zerreiße ich das Papier, betrachte dann die Truhe aus Holz, die sich nun in meinen Händen befindet. In das massive Holz wurde mein Name eingraviert. Vorsichtig streiche ich über die aufwändige Gravur, sehe dann Max an. Das Holz unter meinen Fingern wurde liebevoll bearbeitet. Dadurch, dass ich meiner Mum schon oft in der Werkstatt geholfen habe, weiß ich, wie viel Arbeit hinter den durch Brennkolben entstandenen Mustern steckt.

„Die ist selbst gemacht, oder?", frage ich ungläubig nach.
„Aber sicher doch."
„Wow, danke."
„Öffne sie", bittet Max mich sichtlich aufgeregt.

Als ich die Truhe öffne, muss ich grinsen. Max hat sich wohl einige Sachen aus Zuzu City ‚importieren' lassen. Ganz oben liegt ein Gutschein für ein Piercing, darunter meine Lieblingsschokolade, zwei Comics und zum Schluss finde ich noch einen neuen Hoodie. Die schwarze Kapuze ist mit Katzenohren geschmückt, an den Enden der Ärmel befinden sich aufgedruckte Katzenpfoten. Max weiß einfach genau, was mir gefällt.

„Awww, Maaaax, du bist so süß, danke, danke, danke."
„Ein kleines Überlebenspaket für den kommenden Winter", erklärt Max grinsend, beugt sich dann zu mir, um sich einen Belohnungskuss zu holen. Er hat sich wirklich große Mühe gegeben, das zeigt mir jedoch wieder, dass er mich viel besser kennt, als ich ihn kenne. Ich wüsste nicht, was ich ihm schenken sollte...

...

Mein Freund und ich genießen die warme Nachmittagssonne am See, wobei wir uns gemütlich einen Joint teilen. Das Wetter ist perfekt. Wir nehmen uns heute viel Zeit, um miteinander zu plaudern. Ich werde Max heute besser kennenlernen.

„Was magst du so?", frage ich ihn.
„Pizza, Kaffee, Joja Cola, Erdbeeren, Muffins, Cupcakes... eigentlich alles, was süß ist, das heißt auch dich... Hm... Was noch? Ich mag Sport, aber keine Sportarten wie Gridball oder so, sondern eher Ausdauer- und Krafttraining. Außerdem mag ich hübsche, bunte Dinge, wie schimmernde Muscheln, ich sammle bunte Converse, natürlich liebe ich meine rote Gitarre. Und... ich weiß nicht, frag mich, was du wissen willst."

Sich spontan Fragen auszudenken ist gar nicht so einfach, vor allem wenn man Smalltalk sonst eher meidet, so wie ich es tue.

„Okay... Erzähl mir von deinem Leben vor Pelican Town."
Max nimmt einen tiefen Zug von des Joints, bläst den Rauch dann Richtung See. „Naja..." Er reicht mir den Joint, auch ich mache einen Zug. „Mein Leben hat recht mies begonnen, schon die Schwangerschaft war recht kompliziert. Meine Mum ist bei meiner Geburt gestorben..."
„Oh... Max, das tut mir leid..."
„Schon okay, man kann es ohnehin nicht ändern. Mein Dad hat mir das immer nachgetragen, also war meine Kindheit auch nicht besonders prickelnd. Als er herausgefunden hat, dass ich schwul bin, war ich natürlich vollkommen abgeschrieben." Ich reiche ihm den Joint, er nimmt einen Zug davon. „Mein Dad hat mich rausgeworfen als ich ein Teenager war und ich bin zu meinem damaligen Freund gezogen. Der Typ war aber ein Arsch und... wir haben uns getrennt. Da ich quasi auf der Straße stand und nicht wusste, wo ich hin soll, bin zu Jayson und Dave in die WG gezogen und von da an hab ich eigentlich erst gelebt. Ich habe einen Job gefunden, wir haben eine Band gegründet, ich habe meinen Abschluss gemacht... ...und irgendwann hab ich durch einen Anwalt den Brief von meinem Großvater bekommen. Uuuund... jetzt bin ich hier."
„Und dir ist das leicht gefallen? Also alles einfach aufzugeben?", frage ich vorsichtig nach.
„Es war ohnehin Zeit, einen Neuanfang zu starten, das Leben bestand nur noch aus wiederholendem Alltag. Aufstehen, arbeiten, Heimfahren, essen, trainieren, duschen, schlafen und noch einmal von vorne." Max lächelt breit. „Auch wenn die Arbeit auf der Farm hart ist, liebe ich es hier zu sein. Ich hab mich noch nie so geerdet gefühlt, alles, was ich hier tue, ist... ich weiß auch nicht. Gut, nein besser, als alles, was ich in der Stadt gemacht habe. Es fühlt sich so echt an, verstehst du?"

Schmunzelnd sehe ich auf den See. Den See, den ich seit Jahren betrachte. Die Monotonie, die Max in der Stadt verfolgt hat, gibt es auch hier auf dem Land, sie hat nur eine andere Form angenommen.

„Witzig... ich dachte immer, dass alles, was ich hier in Pelican Town mache so gar keinen Sinn macht. Mich zieht es immer irgendwie nach Zuzu City..."
„Warum?", fragt Max nach. „Was fasziniert dich?"
„Die Lichter der Stadt sind wunderschön, die Wochenenden bei meinem Dad waren das Highlight meiner Woche. Ich hatte immer viel Spaß mit ihm. Mein Zimmer bei ihm ist viel größer, ich liebe die Einkaufszentren. Man kann immer irgendwas machen. Ganz im Gegensatz zu den begrenzten Möglichkeiten. Hier in Pelican Town muss man sich an Öffnungszeiten halten, es passiert nie etwas Neues oder Spannendes... Es ist arschlangweilig, man hat sehr schnell alles gesehen."

Max lacht ein wenig. Er nimmt den letzten Zug des Joints und drückt ihn dann im Gras neben uns aus. Ich lehne mich an seine Seite, was Max dazu veranlasst, sofort seinen Arm um mich zu legen. Es ist kuschelig. Ich sehe zu Max nach oben, er küsst sanft meine Lippen.

„Also haben deine Spaßwochenenden bei deinem Dad deine Sicht auf die Stadt geprägt. Klar, als Kind oder Jugendlicher ist es bestimmt spannend immer wieder aus dem verschlafenen Dorf rauszukommen. Aber ich denke, dass man die Ruhe zu schätzen lernt, wenn man älter wird. Also nicht, dass ich mich jetzt alt fühle, aber ich genieße es, für mich zu sein. Es tut gut, wenn einem der Stress und Leistungsdruck genommen wird", erzählt Max ruhig. Wir beide blicken auf den See. „Anfangs hatte ich vor der Ruhe ein wenig Angst, die Natur hat generell sehr seltsame Geräusche von sich gegeben, die ich noch nie zuvor gehört habe, aber mittlerweile fühle ich mich wohl. Es tut meiner Seele gut. Ich werde garantiert bis an mein Lebensende auf der Farm bleiben. Ich habe ich alles, was ich brauche."
„Hm... also wenn du hier bleibst, bleibe ich auch. Seit du hier bist, habe ich auch alles, was ich brauche", erzähle ich lächelnd.
„Ich liebe dich Sebastian."
„Ich..."

Meine Gefühle machen mich nervös.
Ich weiß, was ich fühle, ich weiß, dass ich Max liebe, aber ich...

„Schon okay. Nimm dir Zeit", meint Max verständnisvoll, bevor er mich in einen zarten Kuss verwickelt.

Und wie ich ihn auch liebe...
Ich muss es nur schaffen, diese Worte endlich über meine Lippen zu bekommen...

[Stardew Valley] Mein großes Geheimnis. [Abgeschlossen!]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt