Kapitel 25: Unter dem Sternenhimmel.

43 4 0
                                    

Kapitel 25
Unter dem Sternenhimmel.

Es tut gut, die Romantik wieder aufleben lassen zu können. In den letzten Wochen haben Max und ich zwar getan, was wir konnten, um uns gegenseitig unsere Liebe zu zeigen, doch einander wieder richtig zu umarmen und zu drücken kann nichts ersetzen.

Max und ich spazieren abends über den Strand. Die Sonne geht gerade unter, sie taucht den Strand in romantisches, oranges Licht. Ich spüre den warmen Sand unter meinen Füßen. Die sanften Wellen berühren immer wieder meine Haut. Es war eine gute Idee, meine Schuhe auszuziehen. Zur Abwechslung den Moment genießen zu können, ohne ständig daran denken zu müssen, sich zu verstecken ist unglaublich entspannend. Mein Leben fühlt sich endlich wie ein richtiges Leben an.

Mein Verlobter hält meine freie Hand. Als ich zu ihm aufsehe, erkenne ich, dass er ein sanftes Lächeln auf den Lippen trägt. Auch Max sieht zu mir.

„Ist dir auch warm genug?", erkundigt er sich nach meinem Wohlbefinden.
„Mhm, danke."
„Sicher?"
„Ja, mir ist eigentlich sogar ziemlich warm."
„Ich kann dich ja ins Meer schubsen, um deine Hitzewallungen abzukühlen, wenn du das möchtest."
Ich schmunzle, ehe ich antworte: „Weißt du, dass ich dagegen gar keine große Abneigung hätte?"
„Na dann."

Mit einem Ruck hebt Max mich hoch. Er lacht, während ich in seinen Armen vor mich hin zapple. Dass das mehr oder weniger ein Scherz war, kann er doch nicht einfach überhört haben!

„Max, nein, hör auf oder ich kreische."
„Nette Drohung. Als ob deine Stimme nicht gleich einknicken würde, wenn du kreischst", zieht er mich auf. „Pass auf, dass du deine Schuhe nicht fallen lässt."
„Lass mich runter, Max. Ich meine das erst. Sehr ernst!"
„Gerne, ich suche nur einen geeigneten Platz dafür", antwortet er frech. Der ‚geeignete Platz' ist meiner Meinung nach sehr ungeeignet. Max steigt auf den Steg. Ich bin ziemlich sicher, dass er mich wirklich ins Wasser werfen möchte. Das kommt wohl davon, wenn man seinen Mund zu weit aufmacht.
„Max, hör auf, bitte. Ich will nicht nass sein", beschwere ich mich bei meinem Verlobten.
„So unentschlossen, tz, tz, tz. Das sind bestimmt die Stimmungsschwankungen, vor denen uns die Ärzte gewarnt haben."
„Das ist nicht witzig", schmolle ich, dabei boxe ich Max auf den Rücken.
„Hey, wenn du gewalttätig wirst, muss ich dich tatsächlich gleich ins Wasser werfen, um deinen heißen Kopf abzukühlen."
„Entschuldige", antworte ich kleinlaut.

Ich lasse all meine Wut verfliegen und lege meine Arme friedlich um meinen Verlobten. Am Ende des Steges angekommen, lässt Max mich zu Boden sinken. Kaum berühren meine Füße das Holz, sinke ich in Max' Arme. Er streichelt meinen Kopf und drückt mich etwas an sich.

„Sieh dir den Sonnenuntergang an. Er ist so herrlich kitschig, dass ich eigentlich ein Foto davon machen müsste."
Um den Sonnenuntergang ebenfalls betrachten zu können, lasse ich von Max ab und drehe mich in Richtung des Meeres. Er hat Recht, es ist kitschig, aber meine zarte Seele steht ein wenig auf diesen romantischen Kitsch. Der Blick meines Verlobten verrät, dass auch er den Sonnenuntergang genießen möchte.

Max und ich setzen uns an den Rand des Steges. Ich stelle meine Schuhe zur Seite und lasse meine nackten Füße über dem Meer baumeln. Mein Verlobter schießt einige Fotos, während ich den Ausblick einfach nur auf mich wirken lasse. Die untergehende Sonne taucht den Himmel und auch das Meer in verschiedene Farben. Das Meer schimmert orange, der Anblick lädt zum Träumen ein. Max legt seinen Arm um mich. Ich nehme die Einladung zum Kuscheln sofort an und schmiege mich an seinen starken Körper.

„Wenn ich dich nicht längst gefragt hätte, ob du mich heiratest, würde ich dich jetzt fragen", scherzt Max.
„Du kannst dir ja immer noch einen Mermaid's Pendant besorgen und mich ein weiteres Mal fragen", antworte ich ebenfalls im Scherz.
Max überlegt einige Sekunden, ehe er mir antwortet. „Vielleicht mach ich das auch... aber nur vielleicht. Ich will dich ja nicht verwöhnen."
„Nein, du doch nicht", ziehe ich ihn auf. „Wäre ja fast schon out of character, wenn du eine romantische Geste planen und dich liebevoll um mich kümmern würdest." Meine Stimme klang noch nie so sarkastisch wie in diesem Moment.
„Schlimm oder? Tu einfach überrascht, falls ich es tatsächlich mache."
„Mach ich."

Eine Weile sitzen wir schweigend am Steg und betrachten den Sonnenuntergang, bis Max sich dazu entschließt, mich zu küssen. Nicht nur er sehnt sich danach, auch ich kann nicht genug davon bekommen, meinem Verlobten nah zu sein. Immer wieder berühren sich unsere Lippen und ehe ich mich versehe, sitze ich auf seinem Schoß. Die ungestörte Zweisamkeit und die romantische Stimmung, die die untergehende Sonne verbreitet, zerstreuen all meine Gedanken. Ich kann Max' Berührungen genießen, ohne einen störenden Hintergedanken zu haben, der dazwischen ruft. Ich bin glücklich, wunschlos glücklich.

Als Max seine Lippen von mir löst, sieht er mich an. Die Sonne verleiht seinem Gesicht einen träumerischen Touch, sie spiegelt sich in seinen blauen Augen.

„Ich liebe dich, Max."
„Ich liebe dich auch, Sebastian. Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dich zu haben."
Max bringt mich zum Schmunzeln. „Na was denkst du erst, wie es mir geht. Mit dir kann man toll angeben. Du bist groß, stark und verdammt heiß."
Mein Verlobter lacht. „Und du bist klein, süß und hast einen geilen Arsch, so gewinnen wir wohl beide."
„Idiot. Lass meinen Arsch aus dem Spiel."
„Nein, dazu hab ich ihn zu gerne", antwortet mein Verlobter. Um diesem Statement noch die Krone aufzusetzen, legt er meine Hand an meinen Hintern. „Ich liebe deinen Arsch."
„Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Du bist ein Idiot."
„Aber ein glücklicher Idiot mit einem bezaubernden Verlobten."

Wir setzen unseren Spaziergang fort, als die Sonne immer weiter hinter dem Horizont verschwindet. Dafür ziehe ich allerdings wieder Socken und Schuhe an. Der Sand ist zwar noch warm, aber in der Dunkelheit ist es schwerer darauf zu achten, wohin ich gehe. Ich möchte es vermeiden, auf eine Glasscherbe zu treten, um nach dieser langen Heilungsphase nicht gleich wieder zum Pflegefall zu werden. Jetzt, wo es mir immer besser geht, will ich nicht in die Abhängigkeit zurückrutschen.

Hand in Hand spazieren Max und ich durch die Stadt, dann den Feldweg zur Farm zurück. Wir plaudern über dies und das, alles was mir durch den Kopf geht, kann ich bei Max loswerden. Auch wenn wir lange unterwegs sind, genieße ich jeden Schritt und jede einzelne Sekunde dieses Spaziergangs. Begleitet werden wir von dem Zirpen der Grillen, von Fledermäusen, die immer wieder über unseren Köpfen schwirren und auch von den Rufen einer Eule, die wohl irgendwo in den Bäumen ihr Nest gebaut hat.

Als wir zu Hause ankommen, sorgt Max dafür, dass alle Hühner sich in den Stall begeben. Zwei unserer gefiederten Freunde haben es sich draußen gemütlich gemacht, doch das lässt Max ihnen nicht durchgehen. Schlafenszeit ist Schlafenszeit, da gibt es keine Ausnahme.

Während Max draußen die Hennen einsammelt, wasche ich meine Füße und ziehe kuschelige Socken an. Mittlerweile ist mir doch ziemlich kalt geworden, doch wie ich meinen Körper kenne, kann sich das schnell wieder ändern. Ich kann es kaum erwarten, dass dieses Hormonchaos der ‚Wechseljahre' sich endlich legt und ich nicht ständig in innerlichen Flammen aufgehe. Ich verstehe langsam, wieso sich Frauen ab einem gewissen Alter so ‚verrückt' verhalten. Es ist wortwörtlich zum Verrücktwerden, wenn man sich ständig an- und ausziehen muss...

Im Schlafzimmer schlüpfe ich in einen weiten Hoodie und schon gehe ich wieder zurück in die Küche, wo ich mir einen Müsliriegel aus der Süßigkeitenschublade hole. Gerade als ich einen großen Biss davon mache, erwischt Max mich beim Naschen. Mein Verlobter verschränkt seine Arme. Sein Blick ist vernichtend, ich bin mir meiner Schuld vollkommen bewusst.

„Na, na, na, was haben wir denn da?", fragt er grinsend.
„Ich nasche", antworte ich kauend.
„Wolltest du das nicht einstellen?"
„Ja aber nein", antworte ich schuldig. „Ich war böse."
„Den Hintern kann ich dir nachher noch versohlen." Max öffnet den Kühlschrank. „Es sei dir verziehen. Mein Magen schreit auch nach Essen. Der lange Spaziergang hat mich auch ganz schön hungrig gemacht." Es sieht so aus, als wäre er vom Inhalt unseres Kühlschrankes nicht besonders begeistert. „Wieso haben wir eigentlich nie etwas zu Hause, das man einfach aus dem Kühlschrank nehmen und essen kann?"
„Sowas... wie einen Pudding?", frage ich grinsend.
„So in der Art, nur eben richtiges Essen."
„Was ist Pudding denn? Fake-Essen aus Papier oder was?", ziehe ich Max auf.
Mein Verlobter sieht mich an, als hätte Yoba persönlich ihn erleuchtet. „Na das wär doch mal eine Idee: Sein Essen ausdrucken. Du klickst dich durch ein Programm mit vorgeschlagenem Essen und kannst es dann einfach ausdrucken. Setz dich da mal ran, das ist eine gute Idee."
„Äh... okay, ich schreibe das auf meine Liste."
„Braver Junge."

Max schließt den Kühlschrank. „Eine Idee, was wir essen können?"
Ich öffne die Süßigkeitenschublade und ziehe eine Packung rosa Marshmallows heraus. „Klar."
„Ich dachte eher an etwas Warmes."
„Wir könnten sie aufspießen und über Feuer grillen, dann wären sie warm."
Meine Idee bringt meinen Verlobten zum Lachen. „Wo ist nur der Sebastian hin, der es liebt zu kochen?"
„Der ist auf Urlaub und lässt sich von dem zuckerbesessenen Sebastian vertreten", antworte ich schmunzelnd.
„Hm..." Mein Verlobter öffnet den Kühlschrank erneut. „Okay, wir hätten noch Würstchen. Wir könnten deine Spieß-Idee upgraden und erst Würstchen über dem Feuer grillen und später Marshmallows verdrücken, wie klingt das für dich?"
„Das klingt sehr gut, so sollten wir das machen", antworte ich.
„Super. Kümmerst du dich um die Würstchen? Dann kann ich in der Zwischenzeit das Feuer machen."
„Okay."

Bevor Max wieder nach draußen geht, drückt er mir einen Kuss auf die Wange. Ich sehe ihm für einen Moment nach, doch meine Aufmerksamkeit wird schnell auf jemand anderen gelenkt. Muffin miaut, als sie aus dem Wohnzimmer kommt. Sie streckt sich genüsslich, als hätte sie eben ein Nickerchen gemacht.

„Mein Baby hat also Hunger, verstehe ich das richtig?", frage ich nach. Ich gehe gleich in die Knie und hebe meine Katze hoch. Liebevoll kuschle ich mit ihr. Auch Muffin schenkt mir Zuneigung, sie schnurrt, als sie ihr Köpfchen an meinem Hals und meinem Kinn reibt. „Wie war dein Abend bis jetzt? Was hast du so gemacht? Ich bin sicher, dass du gleich ein Nickerchen gemacht hast, sobald ich außer Sicht war. Ist doch so, oder mein Schatz?" Meine Katze antwortet wie gewohnt mit einem Miau. „Ich würde gerne mit dir spielen, aber ich muss das Abendessen vorbereiten. Bevor du meckerst: Ja, du bekommst natürlich zuerst etwas zu essen, ist doch klar. Ich kann dich ja nicht verhungern lassen. Dann wäre ich ein ganz, ganz mieser Cat-Daddy."

Wie versprochen versorge ich meine Katze mit frischem Wasser. Ich fülle auch ihr Trockenfutter auf und außerdem bekommt sie eine Portion Nassfutter, von dem sie im ersten Moment jedoch nicht besonders begeistert ist. Meine Katze betrachtet das Futter skeptisch, sie schnuppert auch daran, doch dann nimmt sie Abstand und schreitet elegant zurück ins Wohnzimmer. Ich blicke die kleine Dose in meiner Hand an und rieche im Anschluss ratlos daran. Keine Ahnung, wieso Muffin ihr Futter nicht anrühren will, für mich riecht es genau wie immer und abgelaufen ist es auch noch lange nicht. Sonst mag sie Hühnchen.

Ich zucke mit den Schultern. „Naja, vielleicht willst du es ja später noch. Ich lass es für dich stehen."

Während Max sich draußen um das Feuer kümmert, schneide ich die Würstchen in kleine Stücke, sodass man sie gut aufspießen kann. Die Vorbereitungen für das spontane Grillen sind schnell abgeschlossen. Ich mache mir keine Mühe, einen Salat zuzubereiten oder eine Sauce anzurühren, doch auf die Spießchen stecke ich trotzdem ein paar Stückchen frisches Gemüse. Ein bisschen Farbe schadet dem Essen keinesfalls.

Ich bringe Teller, Ketchup und auch die Spieße nach draußen. Das Feuer brennt bereits und die Decken, die Max in der Scheune aufbewahrt, sind ebenfalls schon aufgelegt. Die Kerzen in den kleinen Laternen, die Max im Internet bestellt hat, sind bereits angezündet. Die Romantik zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Tag und ich könnte nicht zufriedener mit dem heutigen Abend sein. Es ist genau das, wonach sich mein Herz gesehnt hat.

Mit einem Lächeln auf den Lippen bringe ich das Essen zum Lagerfeuer. „Na? Wie gefällt es dir?", fragt Max mich, als ich das Essen auf eine der kleinen Holzkisten abstelle. Max hat sie gebaut, damit sie uns am Lagerfeuer als Tische dienen. Wenn man sie nach Gebrauch umdreht, kann man Dinge wie Decken und Kissen schnell darin verstauen und wegräumen.
„Du hast dir so viel Mühe gegeben", freue ich mich zufrieden. „Ich liebe die Laternen. Ich kann dir kaum sagen, wie toll ich das finde."
„Versuch es."
„Sie sind..." Ich überlege. „Sehr toll."
Mein Verlobter schmunzelt, ehe er mich bittet, mich zu setzen. Er legt noch ein Kissen auf die Decke und klopft darauf. „Alles ist garantiert Spinnen-frei, ich hab alles gut und gründlich ausgeschüttelt."
„Ausgezeichnet, du weißt, wie du deinen Mann verwöhnst." Ich setze mich auf das Kissen und schon setzt auch Max sich zu mir auf den Boden.
„Mir würden noch ein paar andere Dinge einfallen, mit denen ich dich verwöhnen könnte", flirtet Max ungeniert.
„Ach ja? Und die wären?", frage ich verspielt nach.
„Wenn du brav bist, wirst du es heute Nacht noch herausfinden", antwortet er frech, ehe er mich in einen Kuss verwickelt.

Auch wenn ich am liebsten sofort herausfinden will, worauf mein Verlobter genau hinaus möchte, muss ich leider zuerst mein hungriges Bäuchlein füllen. Auch Max' Magenknurren verdirbt ein wenig die kuschelige Stimmung. Wir einigen uns schnell darauf, dass wir erst zu Abend essen, bevor wir sehen, was die heutige Nacht wohl noch so bringt.

Die improvisierten Spießchen schmecken besser als erwartet und von gegrillten Marshmallows bekomme ich ohnehin nie genug. Schon der süße Duft von karamellisiertem Zucker lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.

„Sag mal, du lebst doch schon ewig hier auf dem Land, richtig?", fragt Max nach.
„Mhm."
„Wart ihr in deiner Kindheit auch mal campen? Mit Zelt, Lagerfeuer und allem Drum und Dran?"
Ich erinnere mich sofort an diese Horrornächte zurück. „Mhm... Ist aber nicht so toll, wie man denkt. Vor allem wenn man in den Wald pinkeln muss. Das macht mir persönlich keinen Spaß."
Max lacht ein wenig. „Gut, das kann ich verstehen. Ist wohl immer gut, wenn man eine Toilette in der Nähe hat."
„Oh ja. Alles andere ist super. Zelt aufbauen, bis spät nachts am Lagerfeuer sitzen, Süßigkeiten verdrücken... und... als ich mit meinem Dad campen war, hatte er immer seine Gitarre dabei. Er hatte im Gegensatz zu Mum immer ein Problem damit, das Zelt aufzubauen. Mum hat das schneller hinbekommen, aber dafür hatte sie keine Gitarre."
„Wenn du mit mir campen würdest, könntest du beides haben", antwortet Max schmunzelnd.
Ich verziehe etwas das Gesicht. „Oh Yoba, sag nicht, dass du eine Fusion aus meinen Eltern bist, sonst brauch ich mehr Therapiestunden."
Max lacht. „Oh, nein, nein, nein. Ich bin ganz anders."
„Gut. Danke, das wollte ich hören. Und was das Campen angeht: Alles in Allem war es schon ganz nett, aber eine Toilette sollte trotzdem in der Nähe sein, sonst wird's ungemütlich."
„Ich kann mir vorstellen, dass das nervt, wenn man nicht mal eben an einen Baum pinkeln kann."
„Und wie das nervt... Wieso fragst du eigentlich? Also nach dem Campen? Du willst doch nicht tatsächlich mit mir im Wald schlafen, oder?"
„Nein, also ja, irgendwie schon. Weißt du, ich hätte das als Kind toll gefunden, schätze ich. Wenn wir irgendwann später mal Kinder adoptieren, würde ich ihnen gerne diese Freude machen. Wir müssen ja nicht mal weit weg fahren." Max blickt über das Grundstück. „Wir könnten das im Garten machen. Irgendwo unter den Bäumen da hinten kann man locker ein Zelt aufschlagen... und die Toilette wäre nicht mal weit entfernt, also werden die Bäume verschont."
Ich nicke. „Das klingt nett, aber ich hoffe, dass du einer Adoption noch ein paar Jahre gibst..."
„Ja, ja, klar. Natürlich. Das war nur eine Überlegung im Sinne von: Wo sehe ich mich in den nächsten Jahren?", antwortet Max mir schnell. „Es gibt hier noch so viel zu tun, ich brauche ein solides Einkommen. Und du bist ja noch nicht mal richtig aus der Pubertät, da kann ich dich doch nicht mit einem weinenden Kind alleine lassen, während ich mir hier draußen Sonnenbrand auf dem Rücken und Blasen an den Händen hole. Du würdest das Kind fressen, sobald es dich bei deiner Arbeit stört."
„Haha, wie witzig", antworte ich sarkastisch, dabei lehne ich mich jedoch grinsend an meinen Verlobten. „Ja, gut, es ist echt witzig, vor allem weil es wahr ist."
„Na sag ich doch. Aber ja, stimmt schon, du hast vollkommen Recht, Sebastian. Wir sollten erst genießen, was wir haben, bevor wir uns das Leben mit Kindern ruinieren. Das ist bestimmt schwerer, als es aussieht. Wenn es so einfach wäre, dann wären nicht so viele Menschen verkorkst."
„Wolltest du wirklich das Wort ruinieren und nicht eher bereichern verwenden?", frage ich skeptisch.
„Nein, ruinieren stimmt schon. Also laut meinem Dad hab ich sein Leben nicht wirklich bereichert. Vielleicht war ich aber auch einfach nur ein ungezogenes Kind, wer kann das schon beurteilen", erzählt Max, wonach er mit den Schultern zuckt. „Ich bin sicher, dass du das Leben deiner Eltern bereichert hast."
„Ich... hab es zumindest interessant gestaltet", antworte ich.
„Also warst du auch ungezogen."
Ich nicke. „Aber das kommt daher, weil meine Eltern nicht gut darin waren, mich zu erziehen und dann bin ich ja auch noch ein Scheidungskind, das traumatisiert unheimlich."
Max lacht, ehe er wieder den Arm um mich legt und mich zu sich zieht. „Ich hoffe, dass du dein Trauma langsam verarbeitet hast."
„Das sollte in den vielen Therapiestunden locker drin gewesen sein..."
„Das glaub ich sofort."

Max und ich machen es uns am Feuer auf den Decken gemütlich. Wir legen uns hin und betrachten die Sterne, wobei wir uns aneinander kuscheln. Ich spüre deutlich, dass es immer kühler wird, doch das Feuer reicht aus, um mir genug Wärme zu spenden. Auch die Küsse meines Verlobten heizen mir ein wenig ein...

...

Müde öffne ich die Augen, als ich merke, dass ich bewegt werde. Max nimmt mich auf den Arm, ich schlinge meine Arme um seinen Hals.
„Was machst du...?"
„Sch... Alles gut, ich bring dich nur ins Bett..."
„Okay...", antworte ich verschlafen, ehe meine Augen schon wieder zufallen.

[Stardew Valley] Mein großes Geheimnis. [Abgeschlossen!]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt