|𝐃𝐞𝐚𝐝 𝐌𝐚𝐫𝐚𝐮𝐝𝐞𝐫𝐬 𝐒𝐨𝐜𝐢𝐞𝐭𝐲 𝟏

006. Stolz und Vorurteil

ʷᵋ ᵃʳᵉ ªᶩˡ ᶬᵅᶞᵊ ºᶠ ˢᵗªʳᵈᶶˢᵗ·

Wie die Vögel zog der Sommer über das Land. Die heißen Tage wichen regnerischen Nachmittagen, das Grün der Natur färbte sich zu einem trockenen Braun und verlieh den kommenden Wochen und Monaten ein düsteres Auftreten, als würde die Natur um sie herum sterben und zu Staub zerfallen, während im Untergrund dunkle Mächte immer mehr an Macht zu gewannen, was vor den Augen der Öffentlichkeit jedoch verborgen blieb. Nur wenige Auserwählte kamen in den Genuss der Wahrheit, doch mit jedem Geheimnis kehrte Verantwortung einher, Verantwortung, die manch einer nicht tragen konnte...

In dem Black'schen Anwesen in London saß Sirius Black, der ältere der beiden Söhne von Orion und Walburga, umringt von seinen täglichen Pflichtlektüren in einer Ecke der Bibliothek seiner Mutter und versuchte sich auf die kleinen Buchstaben vor ihm zu konzentrieren, während seine Gedanken von einer unsinnigen Idee zur nächsten schweiften, nie lange genug fokussiert blieben, um laut auszusprechen, was er dachte, geschweige denn danach zu handeln. Er war ein wandelndes Energiebündel, gefangen in den Vorstellungen seiner Eltern von Anstand und Ordnung, dabei wollte er doch nichts lieber, als frei wie der Wind über Felder und Hügel durch Wälder und Städte rennen, streifen, fliehen... er wollte frei sein und sich nicht an irgendwelche Regeln halten.

Hexenprozesse
Das Mittelalter war für Hexen und Zauberer eine der dunkelsten Stunden unserer Zeit, da jede Person, die der Zauberei verdächtigt, von den Muggeln verfolgt und kaltblütig ermordet wurde, indem sie uns in Brand steckten oder ertrinken ließen.
Hunderte Hexen und Zauberer mussten ihr Leben lassen, weil sie, ihrer Zauberstäbe entledigt, keine Möglichkeit hatten, sich zu verteidigen.
Jedoch geschah es auch recht häufig, dass die Muggel, da sie sich der immensen Macht nicht bewusst waren, auch ihre eigene Art zum Tode verurteilten.
Die Gerichtsverhandlungen waren eine Farce, in denen Muggel versuchten zu erläutern, dass sie keine magischen Wesen waren, nur um doch auf dem Scheiterhaufen zu enden, da schon allein der Besitz magischer Kräfte eine Sünde war und mit dem Tode bestraft wurde. Die pure Existenz der Zauberei war verboten, woraufhin unsere Vorfahren gezwungen waren, ihre Existenz zu verbergen.
Darin gründete sich das Internationale Statut zur Geheimhaltung der Magie.
Die Muggel waren und sind auch heute noch eine Gefahr und gehören in ihre Schranken gewiesen. Sie sind die niedere Rasse, die sich für ihre Existenz schämen sollte, nicht die Zaubergemeinschaft.
Die Muggel sind schwächer und uns maßlos unterlegen und doch versuchen die Zauberer seit Jahrhunderten, sich ihnen anzupassen, wobei es an ihnen liegen sollte, den Wünschen der Zauberer zu entsprechen...

Sirius' Augen wanderten zum wiederholten Male über die wenigen Zeilen, doch noch immer fragte er sich, was sich Mutter und Vater dabei gedacht hatten, ihm gerade dieses Buch aufzuzwingen, wo das alles doch schon Ewigkeiten zurück lag und für ihn nicht mehr als irrelevant war. Was scherrte es ihn, dass die Muggel zu Zeiten des Mittelalters zu blöd waren, echte Zauberer einzufangen und sich stattdessen gegenseitig angezündet hatten - es sprach nicht besonders für ihre Intelligenz und demnach, konnten sie also nicht so eine große Bedrohung darstellen, wie die Bücher in dieser Bibliothek ihm weismachen wollten.

Sirius seufzte schwer und warf das Buch Muggel - Die Gefahr Unter Uns gegen die alte hässliche Lampe seiner Mutter, die neben ihrem Schreibtisch stand und darauf leicht ins Wanken geriet.

»Psssst!«

Aus Angst seine Mutter hätte ihn bei seinem kurzen Frustanfall erwischt, sprang Sirius so schnell auf, dass er vergaß, dass er unter einem Bücherregal gesessen hatte und mit voller Wucht seinen Schädel gegen das Holzbrett schlug. »Auuuuu!«, jaulte Sirius, presste beide Hände auf seinen Kopf und schloss die Augen, die Sterne, die sonst um ihn herum tanzten, ausblendend. Mehrere alte Bücher rummsten neben ihm zu Boden, dicke Staubflocken segelten ihnen hinterher.