024. Ein schönes, faires Quidditch

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ʷᵉ ᵖˡᵃʸ ᵗᵒ ʷⁱⁿ

Das Schicksal geht eben gerne mal seine eigenen verworrenen Wege...

Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, stand er an einem der nach oben zugespitzten Turmfenster, die hinaus auf die Ländereien zeigten und summte eine heitere Melodie, die er noch aus fernen Kindertagen kannte. Seine hellblauen Augen blitzten hinter den halbmondförmigen Brillengläsern auf, als er Hagrid, den Wildhüter, dabei beobachtete, wie dieser mit schweren Schritten die Hügel hinaufstieg, zweifellos auf dem Weg ins Schloss.
Es war ein heiterer Samstagmorgen und in wenigen Stunden schon würden sich alle Schüler auf den Quidditchtribühnen tummeln, um ein weiteres Spiel der Saison zu bestaunen.
Er selbst freute sich immer über ein solches Schulereignis, das sie alle versammeln ließ und auch, wenn er als Schulleiter den Häusern unparteiisch gegenüberstehen sollte, war es ihm doch auch immer eine noch größere Freude, wenn die Mannschaft von Gryffindor das Quidditchfeld betrat, auch wenn die Siege um sowohl den Haus- als auch den Quidditchpokal in den vergangenen Jahren immer rarer geworden waren.

Die Melodie verblasste auf seinen Lippen, als die Tür zu seinem Büro plötzlich aufgestoßen wurde.
Ohne sich die Überraschung, die ihn in dem Augenblick überfiel, anmerken zu lassen, wandte Dumbledore sich zu der jungen Hexe, die ohne Anzuklopfen, einfach in sein Büro hineingestürmt kam. Ihre smaragdfarbenen Roben wehten um ihre Knöchel, ein gehetzter Ausdruck errötete ihre Wangen.

»P-professor Dumbledore, sie sind hier. Sie ist es. Gerade angekommen. Ich konnte sie nicht aufhalten. Sie will zu ihnen, eine furchtbare Frau, diese...-«

Dumbledore hob die Hand und Professor McGonagall blieben die Worte, die sie in solcher Hast gesprochen hatte, im Halse stecken.

»Minerva«, sagte er sanft. »Nun bitte, was ist geschehen? Wer möchte zu mir?«

Schritte ertönten.

»Wie schön, Sie nach all der Zeit endlich in der Schule anzutreffen, Dumbledore«, schnarrte eine kühle Stimme.

Im Türrahmen erschien die hochgewachsene Gestalt einer mittlerweile breitgebauten Frau, wie es nach der Geburt des zweiten Kindes und dem Fortschreiten ihres Alters keineswegs ungewöhnlich war, in einem hochgeschlossenen, aus mehreren schwarzen Seidenlagen bestehenden, nicht ganz vorteilhaft geschnittenen, viktorianischen Kleid und einer so eiskalten Miene, dass die Temperatur in dem großräumigen Büro gefährlich herabzusinken und unter Null zu fallen drohte.

McGonagall quälte sich, eine freundliche Miene aufrecht zu erhalten. »Mrs. Black, ich bat Sie doch, am Fuße der Treppe zu warten, bis ich den Schulleiter über ihr Eintreffen informieren konnte.«

»Nun ist er ja informiert«, sagte Walburga, die rechte Hand in die Schulter ihres jüngsten Sohns gegraben, der wie zu einer Salzsäule erstarrt, neben ihr stand und keinen Muskel zucken ließ.

Dumbledore wirkte unbeeindruckt. Er hatte mit der Ankunft der Blacks schon seit Wochen gerechnet, doch war er einer Begegnung bisher stets ausgewichen. Albus Dumbledore war kein Mann, der einer Konfrontation aus dem Weg ging, doch hatte ihn der letzte Monat auf Trab gehalten. Wenn er nicht über Landkarten, Zeitungsberichten und alten Fallakten aus vergangenen und finsteren Zeiten gebrütet hatte, so suchte er das Ministerium auf, forderte Gefallen ein, die er sich für Notfälle aufbewahren konnte.
Vielleicht waren das hier schon die schweren Zeiten, vor denen er gewarnt worden war, vielleicht hatte sich der Wind schon längst gedreht und vielleicht war der Sturm schon über ihnen hereingebrochen.
Sie hatten es nur noch nicht bemerkt, denn sie standen mittendrin.
Im Auge des Sturms - sie würden es bemerken, wenn es längst zu spät war.

»Nun, Walburga, was führt Sie zu so früher Stunde zu mir nach Hogwarts?«

Der Griff der Hexe um die Schulter ihres Sohnes verstärkte sich, so dass dieser schmerzlich zusammenzuckte. Langsamen Schrittes ging sie auf den großen Schreibtisch zu, hob ein altes Stück Pergament auf, ließ den Blick beinahe belanglos darüber hinweggleiten, ehe sie es fallen ließ und ihre Aufmerksamkeit wieder ihm zuwandte.

|𝐃𝐞𝐚𝐝 𝐌𝐚𝐫𝐚𝐮𝐝𝐞𝐫𝐬 𝐒𝐨𝐜𝐢𝐞𝐭𝐲 𝟏 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt