034. Das Erbe Slytherins

224 22 59
                                    

ᶜʰᵃⁿᵍᵉ ⁱˢ ⁿᵉᵛᵉʳ ᵉᵃˢʸ˒ ᵇᵘᵗ ᵃˡʷᵃʸˢ ᵖᵒˢˢⁱᵇˡᵉ

Der sandige Pfadweg zog sich zwischen den Brombeersträuchern und der schulterhohen Heckenwand hindurch, bis hinauf zu einer breiten Zufahrt, die rechts vom Weg abzweigte und zusammen mit der beschnittenen Hecke noch hinter dem Tor, das nun vor der vierköpfigen Familie aufragte, fortlief.
Das gusseiserne Doppeltor ragte imposant über ihnen empor. Schlangen waren in das Metall geschlagen worden und rankten sich um die Gitterstäbe wie bei einem Hermesstab.

Walburga Black zog den Zauberstab aus ihrem schwarzen Festumhang, der mehr an ein altmodisches Trachtenkleid der Muggel erinnerte, als an ein vornehmes Gewandt, doch Sirius hütete sich davor, so etwas auch nur zu laut zu denken. Er hielt es nicht für unmöglich, dass seine Mutter ihm hier und jetzt einen Fluch auf den Hals jagen würde, wenn er sich ihrer Meinung nach unschicklich benahm.
Mit ihrem Zauberstab tippte sie gegen das Tor und murmelte eine Beschwörung, woraufhin die zwei Torflügel wie Schwingen aufglitten und den restlichen Weg hinauf freigaben.

Hinter der hohen Eibenhecke standen alte knorrige Bäume, die im Winter ohne ihre Blätterpracht mit den Ästen gruselige Schattenspiele auf den mondbeschienenen Pfad zeichneten.

Regulus hatte es sich zur Aufgabe gemacht hinter den anderen Dreien zu laufen und auf einem Bein zwischen den dunklen Schatten nur auf die hellen Sandstellen des Weges zu hüpfen. Sirius beobachtete seinen Bruder belustigt und betrübt zugleich. Gerne hätte er sich ihm angeschlossen oder ihn für sein kindisches Verhalten aufgezogen, doch ihm stand es nicht zu, sich heute anders als perfekt zu geben, wenn er seine Chance, jemals wieder nach Hogwarts zurückzukehren, nicht in den Wind schießen wollte.

Neben ihnen ertönte ein Rascheln in der Hecke und Regulus erschrak, doch es waren nur zwei Pfauen. Ganz in weiß und majestätisch wanderten sie über das dichte Grüngewächs, schenkten ihnen nicht einmal einen kurzen Blick.

Früher hatte Sirius sich mit Andromeda zusammengetan und die hochnäsigen Gestalten mit den Brombeeren vom Pfad beworfen, bis der größere der beiden Pfauen sich das plötzlich nicht mehr gefallen lassen wollte und ihn versucht hatte zu attackieren.
Das war das erste Mal gewesen, dass Sirius Magie gewirkt hatte. Der Schutzzauber war so stark gewesen, dass er den Pfau mehrere Meter weit zurückgeworfen hatte.

Ein kleines Grinsen huschte bei der Erinnerung über seine Lippen, bevor seine Eltern etwas merken konnten, hatte er jedoch wieder die ausdruckslose Miene aufgesetzt und seinen schwarzen Festumhang zurechtgezupft und den Kragen aufgestellt.

Vorzeigbar, dachte Sirius schwermütig.

Der Sand unter ihren Schuhen wurde zu Kies, hinter der Hecke ertönte das Plätschern eines Brunnens und der Zufahrtsweg verlor sich, wo ein stattliches Herrenhaus emporragte.

Dunkel, groß und großkotzig.

Der Kies knirschte unter ihren Sohlen, als sie zur Haustür traten, die nach innen schwang, noch bevor einer von ihnen die Hand zum Klopfen hätte heben können.
Von Innen klang Musik heraus.

Hell erleuchtet lag die Eingangshalle da. An den Wänden hingen die Portraits der Familienmitglieder vergangener Zeitalter, wie man sie auch im Hause Black vorfand. Protzig und luxuriös gab es eine Eiskulptur im Foyer, die Abraxas Malfoy, dem Hausherren, nachempfunden war. Hochgewachsen, mit langem, wehenden Haar - weißblond, doch das konnte man wegen des Eises nicht sehen - und einem spitzen Gesicht, das eher an ein Frettchen erinnerte als an einen stattlichen Mann.

»Typisch Abraxas«, schnarrte Orion Black und warf der Skulptur einen abschätzigen Blick zu. »Als bräuchte man einen Beweis für sein aufgeblasenes Ego.«

|𝐃𝐞𝐚𝐝 𝐌𝐚𝐫𝐚𝐮𝐝𝐞𝐫𝐬 𝐒𝐨𝐜𝐢𝐞𝐭𝐲 𝟏 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt