009. Efeubehangene Mauern

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»Bis bald, Petey!«, rief Mrs. Pettigrew, eine korpulente Frau mit rundlichen Zügen, ihrem Sohn zu, einem kleinen dicklichen Jungen, der seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten war. Zusammen mit dem Schaffner versuchte er, seinen tonnenschweren Koffer - vollgestopft mit allerlei Gebäck und Leckereien aus der Winkelgasse - in den Zug zu wuchten. Der Schaffner, der sich sonst nie etwas anmerken ließ, ächzte unter dem Gewicht, als ihm die Beine einknickten und der gesamte Koffer beinahe wieder zurück aufs Gleis gepoltert wäre. In der letzten Sekunde machte er einen Satz und packte den Griff, um den Schrankkoffer zurück ins Innere des Zuges zu ziehen.

»Denk daran, mir ganz viele Briefe zu schicken!«, rief Mrs. Pettigrew, dem Schaffner einen entschuldigenden Blick zuwerfend.

»Mach ich, Mum. Bis bald!«, rief Peter ihr kleinlaut zurück, darauf bedacht, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen. Nicht schon am ersten Tag wollte er für ein weinerliches Muttersöhnchen gehalten werden, er hatte schon genug Spöttereien für ein Leben ertragen müssen. Nun in Hogwarts bot sich ihm die Gelegenheit ganz von vorne anzufangen und diese wollte er auch nutzen.
Der Schaffner zog seinen Hut und verabschiedete sich dann, um anderen Schülern behilflich zu sein. Noch immer hinkte er etwas beim Gehen und rieb sich schmerzlich das Kreuz.

Peter blieb allein zurück, winkte noch einmal seiner Mutter und machte sich dann auf die Suche nach einem leeren Abteil. Mrs. Pettigrew sah ihrem Jungen noch kurz nach, ehe sie sich auch abwandte und durch die Absperrung wieder in die Welt der Muggel trat, als der Zug sich mit einem letzten Pfiff in Bewegung setzte.

Peter eilte den engen Gang entlang, die Suche nach einem völlig leeren Abteil, in dem er niemandem unangenehm auffallen könnte, stellte sich als schwieriger heraus, als zunächst gedacht. In den meisten Abteilen saßen mindestens schon zwei Schüler, die sich angeregt unterhielten oder in ihrer eigenen Welt versunken waren. Manche der Abteile waren auch zum Bersten gefüllt und quillten beinahe über voll chaotischer Energie, so musste sich Peter schnell ducken, als auf einmal Funken aus dem Zauberstab eines rothaarigen Jungens schossen und ein großes rundes Loch in die Glastür brannten. Vor Schreck ließ Peter einen erstickten Schrei aus und landete bäuchlings auf dem Boden, die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.

Bellendes Gelächter drang aus dem Abteil und ein Pfiff ertönte. »Wow, Bil, der war nicht schlecht!«

»Nicht wahr?! Das war der Hammer, Max!«, lachte der Rothaarige und setzte noch ein »Sorry, Kleiner!« in Peters Richtung hinterher, als er ihn am Boden kauernd erblickte.

Mit hochroten Wangen rappelte sich Peter auf, klopfte den Staub von seiner Hose und eilte mit gesenkten Blick weiter. Wäre er doch nur rechtzeitig am Gleis gewesen, als noch genügend Abteile unbesetzt gewesen waren und er sich nicht schon völlig blamieren musste. Doch natürlich waren er und seine Mutter erst kurz vor knapp angekommen... beinahe hätte er den Zug sogar verpasst und wie er das dem Schulleiter hätte erklären müssen... (»Tut mir leid, Professor, aber meine Geschwister hielten es für witzig, den kompletten Inhalt meines Schrankkoffers aus dem Fenster auszuleeren.«) Er wäre erst recht zum Gespött der Schule geworden: Peter Pettigrew, der Junge, der sich nicht gegen seine zwei kleinen Geschwister durchsetzen konnte; der ungeschickte große Bruder, den sie nur zu gerne damit aufzogen und der sich dadurch immer etwas überflüssig vorkam, wenn er nicht einmal Simon und Wilma bändigen konnte. Nicht einmal diese Aufgabe konnte er seinen Eltern abnehmen.

Peter entschied sich zurückzugehen. Direkt bei der ersten Tür hatte ein Abteil gelegen, in dem bloß ein weiteres Mädchen gesessen hatte, vielleicht könnte er ja den Mut aufbringen, sie zu fragen, ob er bei ihr sitzen dürfte. Weit kam er nicht. Peter drehte auf dem Absatz um, noch immer den Blick gen Boden gerichtet, sah er die drei Schüler erst, als er in sie hineingestolpert war und zurücktaumelte. »Oh, Verzeihung!«, quiekte er, die Stimme schriller als üblich, die Wangen rot wie Feuer.

|𝐃𝐞𝐚𝐝 𝐌𝐚𝐫𝐚𝐮𝐝𝐞𝐫𝐬 𝐒𝐨𝐜𝐢𝐞𝐭𝐲 𝟏 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt