052. Silentium

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ᵃˡᵒⁿᵉ ⁱˢ ᵗʰᵉ ˡᵃˢᵗ ᵖˡᵃᶜᵉ ⁱ ʷᵃⁿᵗᵉᵈ ᵗᵒ ᵇᵉ

James Potter war ein absoluter Idiot.
Da war sich Lily sicher.

Einen winzigen Moment lang hatte sie geglaubt, in ihm stecke etwas Menschenähnliches.
Tja, und dann hatte er den Mund geöffnet und alles wieder kaputt machen müssen.

Von wegen 'es tue ihm leid', er hatte bloß verhindern wollen, dass sie ihn und seine dämlichen Freunde an Professor Thorburn verraten würde. Dass er sie mit seinen Worten mehr als nur verletzt hatte, war ihm doch völlig egal. Alles diente nur seinem Zweck, wie sich andere dabei fühlten, war gänzlich belanglos.

Immer dachte er nur an sich selbst; James Potter - das Zentrum des Universums.

Leise und verärgert vor sich hinflüsternd, achtete Lily nicht großartig darauf, wo sie hinging.

Blind folgte sie dem Pfad ihrer Wut und sah erst auf, als sie vor dem Treppenaufgang des Astronomieturms angekommen war und beinahe gegen die Wand stieß.
Verwundert runzelte sie die Stirn.

Wie war sie so schnell hier hinauf gekommen?

»Lily!«

Die rothaarige Hexe riss den Kopf herum. Als sie Marlene McKinnon auf sich zueilen sah, verblasste der Groll und sie lächelte unweigerlich.
Marlenes kupferfarbenes Haar war in einen Flechtzopf gezwungen, der ihr schmales Gesicht betonte und mit jedem Schritt von einer auf die andere Schulter schwang.

Sie keuchte, stützte sich mit den Handflächen auf ihre bloßen Knie, die unter dem Rock hervorblitzten und rollte amüsiert mit den Augen.

»Wer hätte gedacht, dass du so schnell bist? Als ich nach dem Frühstück durch die Korridore gewandert bin, habe ich dich vorbeihuschen sehen. Ich verfolge dich seit zwei Stockwerken.«

»Du hast mich verfolgt?«, Lily schnaubte.

»Wie eine Psychopathin.«

Die Mädchen kicherten.

Marlene sagte: »Aber du bist wirklich gerannt, als wärst du von einer Acromantula gebissen worden.«

»Was ist eine Acromantula?«

Marlene verzog angewidert das Gesicht. Sie schüttelte sich, bevor sie erklärte: »Riesige Spinnen. Solche wie sie an Halloween in geschockter Form an den Wänden in ihren Netzen hingen. Eklige Dinger.«

Lily lief ein Schauer über den Rücken. Sie spürte die schwarz schimmernden Greifzangen, wie sie sich versuchten um ihren Körper zu legen, noch wie in jener Nacht, als sie Potter beiseite gestoßen hatte und sie losgerannt waren. Wie seine Hand erst nach ihrer Greifen wollte, um sie mit sich zu ziehen. Sie hatte die Finger schon um seine legen wollen, als Peter aufgeschrien hatte. James war sofort wieder an seine Seite gesprungen und zusammen mit Sirius hatten sie ihn aus dem Wald getragen. Lily dicht hinter ihnen.

Sie konnte das eisige Laub riechen, spürte die Zweige, die sich in ihren Haaren verfangen hatten.
Es war die schrecklichste Nacht ihres Lebens gewesen.

Und dann hatte Potter es noch so viel schlimmer gemacht.

Deinetwegen wären wir fast gestorben!

Lily schluckte die Tränen runter, blinzelte, als Marlene, die von alldem nichts wusste, weiter nachhakte: »Was willst du eigentlich hier? Wir haben erst wieder am Mittwoch Astronomie und soweit ich weiß, kommen die Sterne für gewöhnlich nicht schon nach dem Frühstück raus.«

»Ich hasse James Potter«, war alles, was Lily hervorbrachte, während sie krampfhaft versuchte, ihre Lippen davon abzuhalten, wie wild zu zittern.

Damit hatte Marlene nicht gerechnet. Sie seufzte lautstark, das Grinsen wich nicht aus ihrem Gesicht. »Ohje, was hat er jetzt wieder angestellt? Er will es mir wirklich nicht einfach machen, mit euch beiden befreundet zu sein.«

|𝐃𝐞𝐚𝐝 𝐌𝐚𝐫𝐚𝐮𝐝𝐞𝐫𝐬 𝐒𝐨𝐜𝐢𝐞𝐭𝐲 𝟏 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt